Stress im
Alltag. Tag für Tag wie ein Hamster im Rad.
Laufen -
rennen - hasten - eilen. Tempo, Zeitdruck, Leistungsdruck.
Immer
mehr in immer kürzerer Zeit schaffen wollen oder bewältigen sollen.
Immer und
überall erreichbar über Handy und Internet. An der elektronischen Leine.
Wer von
uns kennt das nicht?
Auch die
üblichen Begleiterscheinungen: dauernde Anspannung, Erschöpfung,
ständige Müdigkeit, Reizbarkeit.
Weiß ich
noch, wie sich das anfühlt, einmal nichts zu müssen?
Keinen
Druck, mal nicht ständig erreichbar, nicht fortwährend verfügbar?
Mal ohne
Angst, etwas zu verpassen?
Wär das
nicht mal was: Einfach die Tür hinter mir zu machen,
abtauchen, für niemanden mehr zu sprechen sein, die Welt draußen lassen,
Abstand
gewinnen, Ruhe finden und die Seele baumeln lassen.
Für ein
Weile jedenfalls.
Eine
kleine Weisheitsgeschichte erzählt:
Der
Apostel Johannes spielte ab und zu gern mit einem zahmen Rebhuhn. Ein
Jäger, der ihn besuchte, konnte nicht verstehen, dass ein Mann mit so
was Nutzlosem seine wertvolle Zeit vergeudet. „Warum vertust du deine
Zeit durch nutzlose Spielereien mit einem Tier?“ fragte er den Apostel.
Johannes war darüber verwundert und erwiderte: „Sag, warum ist der Bogen
in deiner Hand nicht gespannt?“ – „Ganz einfach“, erwiderte der Jäger,
„weil er seine Spannkraft verlieren würde, wenn er immer gespannt wäre.
Wenn ich dann einen Pfeil abschießen möchte, hätte er keine Kraft mehr“.
„Siehst du“, sagte daraufhin Johannes, „so geht es auch mir. Wenn ich
nicht von Zeit zu Zeit entspanne, habe ich keine Kraft mehr das zu tun,
was notwendig ist und was den ganzen Einsatz meiner Kräfte erfordert.“
Jeder
Mensch braucht Momente der Ruhe, um zu entspannen.
Wir
brauchen den Rhythmus von Arbeit und Muße, von Werktag und Sonntag, von
Anspannung und Entspannung. Wir brauchen Ruhe und Zeit für uns selbst
wie ein Stück Brot.
Auch
andere brauchen uns, keine Frage.
Doch da
ist die Unterscheidung der Geister vonnöten.
Es gilt
zu differenzieren, wann wir wirklich gebraucht werden und wann wir ein
„Helfersyndrom“ entwickeln oder in ein Gefühl der Unentbehrlichkeit
verfallen.
Umso
wichtiger bleibt daher die Aufgabe, den Blick gezielt auf Oasen zu
lenken, auf die Möglichkeiten, in denen wir auftanken, ausruhen und neue
Kraft schöpfen können, um, wenn es darauf ankommt, ganz da zu sein. Denn
wer für sich nicht sorgt, kann für andere nicht sorgen.
Einige
Besinnungsfragen:
Wie ist
das mit meinem „Bogen“? Steht der unter Dauerspannung?
Wann habe
ich mich zuletzt mit Behagen und ohne schlechtes Gewissen einer
scheinbar nutzlosen Beschäftigung hingegeben?
Und dabei
gespürt, wie die Anspannung für einem Weile nachlässt, unter der ich Tag
für Tag stehe?
Vielleicht ist es höchste Zeit, mal wieder auszuspannen, nichts zu tun,
vielmehr geschehen zu lassen, aus den Quellen der Ruhe und Stille Kraft
zu schöpfen und zu sich selbst zu finden. |