Exerzitien mit P. Pius

Sie sind hier: Startseite Predigten Jahreskreis C Der Zöllner Zachäus

Startseite
Jahresprogramm
Vorschau
Predigten
   Advent
   Weihnachten
   Fastenzeit
   Karwoche
   Ostern
   Pfingsten
   Sonntage im Jahreskreis A
   Sonntage im Jahreskreis B
   Sonntage im Jahreskreis C
   Werktage im Kirchenjahr
   Besondere Anlässe
   Festtage von Heiligen
   Herrenfeste
   Marienpredigten
   Papst und Kirche
Vorträge
Bildmeditationen
Geistliche Impulse
Persönliches
Fotogalerie
Kontakt
Links
 
 
 
 
 

Der Zöllner Zachäus

(31. Sonntag - Lesejahr C, Lk 19, 1 - 10)

 

Eine sehr anschauliche Erzählung, diese Geschichte vom Zöllner Zachäus.

Gleichzeitig auch sehr bekannt und uns seit Kindheitstagen vertraut.

So bekannt, dass wir nichts mehr Neues erwarten.

Aber kennen wir die Geschichte wirklich?

 

Ob da nicht doch etwas drin ist für jeden einzelnen von uns?

Ob da nicht etwas dabei ist, was mich betrifft, was mich unbedingt angeht?

Oder kann ich mich vielleicht sogar selbst in der Gestalt des Zachäus wiederfinden?

 

Da ist also Zachäus, oberster Zollpächter, sehr reich.

Für die Juden war er ein Sünder, mit dem niemand Kontakt pflegte.

Er arbeitete mit der römischen Besatzungsmacht zusammen und war von daher als „unmöglich“ abgestempelt, ein „schwarzes Schaf“ der Gesellschaft. Gleichzeitig arbeitete er erpresserisch und betrügerisch beim Eintreiben der Zölle und wirtschaftete in die eigene Tasche. Zachäus war ein Geächteter und Gemiedener.

 

Ob wir uns nicht hier schon in der Geschichte wiederfinden können?

Seine Macht über den anderen missbrauchen, an den eigenen (finanziellen) Vorteil denken:

Wer von uns ist noch nicht in diese Versuchung geraten?

Wer von uns kennt nicht Situationen, dass er von anderen gemieden oder geschnitten worden wäre?

Und erleben wir nicht immer wieder bei Menschen, dass sie reich sind und alles haben und sich alles leisten können, aber innerlich leer, unzufrieden und seelisch arm sind?

 

Zachäus hört von Jesus, dass er übers Land zieht, dass er predigt, anders als die Schriftgelehrten, dass er Kranke heilt, Aussätzige gesund macht, dass er sich den Sündern zuwendet, mit ihnen sogar Mahl hält und Sünden vergibt.

Er möchte diesen Jesus sehen! Er möchte diesen Mann, den so viele für einen Propheten halten, kennenlernen.

 

Da kommt der Augenblick der Begegnung.

Jesus zieht auf seinem Weg nach Jerusalem durch Jericho.

Da Zachäus aber nicht über die Menschen hinwegschauen kann, die Jesus dicht umdrängen, eilt er voraus an eine Stelle, an der Jesus vorbeikommen muss, und klettert auf einen Baum.

 

Zweierlei kann uns hier ansprechen:

Erstens: Die Sehnsucht dieses Zachäus.

Er will Jesus sehen und ihm begegnen.

Zweitens: Die Mühe die er sich macht.

Suche ich so Jesus? Möchte ich ihn immer mehr kennenlernen?

Und was nehme ich auf mich, mühe ich mich, um zu Jesus zu kommen?

 

Zachäus wird ausgelacht. Er denkt: Was macht das schon?

Hauptsache: Er hat den Blick frei auf Jesus.

Wer oder welche Dinge verstellen in meinem Leben den Blick auf Jesus?

Bringe ich es fertig, darüberzustehen und die Hindernisse zu überwinden?

 

Jetzt geschieht das Unerwartete für Zachäus:

Jesus bleibt stehen. Er schaut hinauf. Er spricht ihn mit Namen an.

Und er lädt sich selbst bei Zachäus ein, um bei ihm Gast zu sein.

 

Darf ich nicht glauben, dass Jesus längst auch meinen Namen kennt? Dass er um mich weiß, auch um meine innere Not?

Ist es nicht tröstlich zu wissen, dass mein Suchen nicht ins Leere geht, dass zwischen ihm und mir etwas entstehen und wachsen kann wie Vertrauen und Freundschaft?

Übrigens: der biblische Name „Zachäus“ heißt: „Gott denkt an mich“!

Zachäus erfährt: Da ist einer, der an mich denkt. Da ist einer, der mich sieht. Er nimmt mich wahr. Er schenkt mir Ansehen. Für ihn bin ich wichtig und wertvoll.

 

Zachäus steigt vom Baum herab und nimmt Jesus freudig auf.

Er ist überglücklich. Welche Ehre bedeutet das für ihn!

Zugleich aber ist er tief betroffen. Er findet sich von Jesus durchschaut und doch angenommen. Er weiß, da ist einer, der kennt mich, der weiß um mein Versagen um meine Fehler, meine Sünden, mein Leben fern von Gott, aber er verdammt mich nicht, er meidet mich nicht, er weist mich nicht ab.

Im Gegenteil: Er sieht mich, er ruft mich, mit Namen sogar.

Er kennt meine geheime Not und meine unerfüllte Sehnsucht.

Und er sucht mich nicht weniger als ich ihn. Er nimmt mich an.

Vielleicht erfährt Zachäus zum ersten Mal in seinem Leben Liebe.

 

Meine Sie nicht auch, liebe Schwestern und Brüder, dass Jesus auch zu uns, zu jedem einzelnen von uns, immer wieder die tröstlichen Worte spricht: „Komm herab! Komm zu mir! Lass dich ein mit mir und lass mich eintreten bei dir! Ja, lass dich finden in deiner Verlorenheit, lass dir jenes Heil schenken, das dir die Welt mit all ihren Reichtümern nicht geben kann“!

 

Die Frommen sind entsetzt. Die Menge ist aufgebracht.

Empört rufen sie: „Bei einem Sünder ist er eingekehrt!“

Wie oft regen wir uns auf über die Fehler anderer!

Wie oft lassen wir nichts Gutes an ihnen!

Wie oft sind wir auf der Suche nach Sündenböcken!

Wie schnell stempeln wir ganze Menschengruppen ab

und machen sie zu „schwarzen Schafen“!

Wie leicht urteilen und verurteilen wir!

 

Jesus durchbricht ein Tabu. Er bricht aus dem Freund-Feind-Denken aus.

Er kennt keine Diskriminierung, sondern nur Solidarisierung.

Gegen allen Hass setzt er die Liebe! Gegen alle Verteufelung setzt er Vertrauen, gegen Verketzerung Zuwendung und Zuneigung.

 

„Für Menschen wie ihn bin ich gekommen. Verlorene wie ihn will ich suchen!“

„Ich bin nicht gekommen zu richten, sondern um zu retten!“

„Erschienen ist die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes!“

 

Zachäus wird nicht aus seinem Lebensmilieu herausgerufen.

Er kann Zöllner bleiben. Aber er ist bereit, einen neuen Lebenswandel zu führen. Er verspricht zurückzuerstatten und mit den Armen zu teilen. Er will wiedergutmachen und erkennt seine soziale Verantwortung für die Notleidenden!

Was wäre aus Zachäus geworden, wenn auch Jesus ihn seine Verachtung hätte spüren lassen, ihn ausgeschimpft und ein Donnerwetter auf ihn losgelassen hätte?

 

Johannes Paul II. hat einmal gesagt:

„Der charakteristischste Zug in Gottes Wesen ist nicht seine Gerechtigkeit, Weisheit oder Allmacht, obwohl diese Eigenschaften zu seinem Wesen gehören. Nein, der markanteste Grundzug in Gottes Wesen, die Eigenschaft schlechthin, ist sein Erbarmen!“

 

Wenn Gott so gütig ist, dürfen wir dann hart und rücksichtslos sein? Wenn Gott verzeiht, dürfen wir dann nachtragen und Vergebung verweigern?

„Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist!“

„Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden!“

 

Eine sehr anschauliche Erzählung. Gleichzeitig sehr bekannt.

Aber ist nicht doch etwas darin für mich, für uns, was mir etwas sagt, was mich anspricht? Und passt diese Begegnungsgeschichte nicht wunderbar ins zu Ende gehende Jahr der Barmherzigkeit?

 

Wir wollen noch einen Moment in Stille darüber nachdenken!

   Druckansicht

 

Seitenanfang