Von Korruption,
Finanzaffären und Bestechungsskandalen hören oder lesen wir heute fast
jeden Tag. – Aber eine Skandalgeschichte, ein Fall von
Wirtschaftskriminalität als Evangelium, als Botschaft vom Reich Gottes,
das ist schon allerhand. Dass Jesus aber einen solchen Betrüger wie den
ungetreuen Verwalter auch noch lobt und als Vorbild hinstellt, ist
schwer zu begreifen.
Dabei
geht`s gar nicht um ein paar lumpige Euro, sondern um dicke Millionen.
Die Sache fliegt auf. Aber der Verwalter verliert nicht die Nerven. Ganz
nüchtern überlegt er, wie er aus der Misere wieder raus kommt. Noch ist
er ja nicht abgesetzt, noch ist Zeit, zu retten, was zu retten ist.
Die rettende Idee:
Vitamin B. Beziehungen aufbauen, auf die er sich nach dem Hinauswurf
verlassen kann, Seilschaften errichten, die über den Berg hinweghelfen.
Also versucht er, sich mit Geld Freunde zu machen. Mit Geld kann man
alles erreichen, denkt er. Das war damals nicht anders als heute.
Und so
nutzt der Verwalter die Frist, die ihm bleibt, zu einem neuen
Schurkenstück: Bestechung und Urkundenfälschung.
Er fälscht Schuldscheine
zu Lasten seines Herrn. Damit sichert er sich die Dankbarkeit der
Schuldner und verpflichtet sie für sich. Ein schlauer Bursche, dieser
Verwalter! Zu jedem Risiko bereit, um seine Haut zu retten. Aber auch
ein schlimmer Bursche! Gleich mehrfach setzt er sich über Recht und
Gesetz hinweg.
Doch Jesus, Sympathisant
eines raffinierten Betrügers? Kann das denn sein?
Liebe Schwestern und
Brüder!
Hier müssen wir genau
hinsehen:
Welches ist der
springende Punkt des Gleichnisses?
Augustinus sagt:
„Christus lobt die Klugheit des Untreuen, nicht die Untreue des
Klugen.“ Ein großer Unterschied!
Jesus
lobt den Verwalter nicht wegen seiner skrupellosen Betrügereien, die
sind verwerflich und bleiben verwerflich, sondern wegen seines klugen
und entschiedenen Handelns.
Beispielhaft
sind nicht seine Machenschaften, die Betrugsmanöver. Das ist Gaunerei
und bleibt Gaunerei. Aber wie er die kurze Frist nutzt, die er
noch hat, wie er sich geistesgegenwärtig aus der Affäre zieht, wie entschlossen er handelt,
wie klug er für seine Zukunft
sorgt, in diesem Punkt, meint Jesus können die Kinder des
Lichtes, die Gläubigen, von den Kindern der Welt, sprich diesem Gauner
und Seinesgleichen, lernen.
Jesus fordert
seine Jünger nicht auf, nachzuahmen, was der Verwalter
tut, sondern wie. Wie clever geht er vor, um für die paar
Jährchen, die ihm vielleicht noch bleiben, vorzubauen?
Sorgt auch ihr
euch um eure Zukunft, nicht nur die irdische, viel entscheidender ist
die ewige, die Zukunft bei Gott. Baut jetzt schon an der ewigen Wohnung!
Morgen kann es zu spät sein.
„Jetzt
ist die Zeit, jetzt ist die Stunde, heute wird getan oder auch vertan,
worauf es ankommt, wenn der Herr kommt.“
Was ist,
wenn der Arzt die Achsel zuckt und nicht mehr helfen kann? Was ist, wenn
die Diagnose lautet: Krebs, unheilbar?
Was ist, wenn trotz aller
Vorsorge ein Unfall passiert, Ausgang tödlich? Was ist, wenn
unvorhergesehen eine Katastrophe kommt? Was ist, wenn du älter wirst und
dir ausrechnen kannst, wie lange dein jetziges Leben höchstens noch
dauern wird?
Wir sollen alles, aber
auch wirklich alles, dran setzen, alles, was in unserer Macht steht,
dieses Ziel zu erreichen. Alles Übrige dürfen wir dann getrost der
Allmacht und Gnade Gottes überlassen.
Sehen Sie, liebe
Schwestern und Brüder!
Jesus fragt nach unserem
Christsein. Wie konsequent, wie entschieden leben wir es? Setzen wir uns
da ebenso ein wie wenn es um Profit, Prestige und Positionen geht? Mit
welcher Zähigkeit und Hingabe widmen sich manche einem Hobby! Nichts
dagegen! Nur, was lassen wir es uns kosten, wenn es um viel wichtigere
Dinge geht, um Dinge, die das Vorläufige und Irdische überschreiten? Was
lassen wir es uns kosten, wenn es um Gott geht und seine Herrschaft,
wenn es um unser Ansehen bei ihm geht und unsere ewige Zukunft?
Das Fatale ist doch,
dass wir alles mögliche mit so viel Leidenschaft, Hingabe tun, während
wir da, wo es um Heil oder Unheil geht, wo es darum geht, ob wir einmal
vor Gott bestehen können, dass wir da oft so lustlos und halbherzig bei
der Sache sind.
So ermuntert uns Jesus
in diesem Gleichnis vom ungetreuen Verwalter zu einem intensiveren und
entschiedenerem Leben aus dem Glauben.
Ja, Jesus will
uns herausrufen aus aller Lethargie und Gleichgültigkeit, aus allem
Trott und aller Selbstsicherheit. Jesus will, dass wir ernst
machen mit unserem Christsein. Er will, dass wir das Feuer, das er
zu bringen gekommen ist, nicht auf Sparflamme halten. Er will,
dass wir unser Licht nicht verstecken, sondern es hinausleuchten und
strahlen lassen in die Welt. Er will, dass wir das Salz nicht in
der Schublade schal werden lassen, sondern dass wir die Welt mit seinem
Geist durchtränken und beseelen.
Dann
bräuchten wir nicht mehr von dem Verwalter und anderen Kindern dieser
Welt zu lernen. Dann wären wir, die Kinder des Lichtes, wir die
Getauften, was wir sein sollen: Salz der Erde, Stadt auf dem Berge und
Licht der Welt.
Und am Ende unseres
Lebens könnte Jesus zu uns sagen:
„Komm
du guter und getreuer Knecht. Geh ein in die Freude deines Herrn.“