Die ganze Nacht auf dem See: ein einziger Fehlschlag, totale Pleite!
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Die ganze Nacht gearbeitet: nichts gefangen, ein Schuss in den Ofen!
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Alles gegeben, sich hineingekniet, aufgerieben: wieder nichts!
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Geholfen, wo`s nur geht, besorgt gewesen, sich abgemüht: Vergebliche Liebesmühe!
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Viel investiert, sich engagiert: kein gutes Wort, ohne jeden Dank!
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Sich eingesetzt in der Familie, im Verein, in der Gemeinschaft, in der
Pfarrgemeinde, in der Weitergabe des Glaubens: umsonst, ohne Erfolg!
„Meister, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht
und nichts gefangen.“
Nicht wahr, wir kennen das. Jedem von uns ist
dieser Seufzer des Petrus aus der Seele gesprochen. Wir alle haben unsere leeren
Netze – bei der Arbeit, in Erziehung und Ausbildung, in menschlichen
Beziehungen, in der Seelsorge und vielen anderen Bereichen.
Leere Netze
erleben wir als Enttäuschung, auch als persönliches Versagen. Dann machen
sich Traurigkeit und Resignation breit:
„Das bringt doch nichts!“ „Das nützt doch alles
nichts!“ „Es hat ja doch keinen Wert!“
Bei dem geistlichen
Schriftsteller H. Nouwen habe ich gelesen: „Wir unterliegen leicht der
Versuchung, bei unseren negativen Empfindungen zu verharren, in ihnen zu
schwelgen, als gehörten wir zu ihnen... Es ist gut, diese dunklen Gefühle zu
beobachten und danach zu forschen, woher sie rühren. Dann aber sollten wir an
den Punkt kommen, sie hinter uns zu lassen und unsere Reise fortzusetzen.“
Solche Lebensweisheit
hatte Petrus offenbar beherzigt: „Doch weil du es sagst“,
wendet er sich an Jesus, „will
ich die Netze noch einmal auswerfen!“
Das heißt: ich nehme dich
in dieser Situation buchstäblich beim Wort, Herr.
Ich lasse mir von dir in
meine Enttäuschung, in meine Frustration, in meine Resignation hineinreden. Ich setze meine Erfahrung des
„Umsonst“ nicht absolut, sondern halte
sie offen für dein Wort. „Auf dein Wort hin“ fahre ich hinaus,
trotz meiner (vielfachen) negativen Erfahrung, trotz
des augenscheinlichen Misserfolgs. Ich verlasse mich – auf dein Wort!
„Trotzkraft des Glaubens“,
so möchte ich das gern nennen.
Petrus trotzt
allen Einwänden und allen Bedenken, die ja an und für sich ganz vernünftig und
berechtigt sind. Er trotzt aller Skepsis, die in solchen
Situationen eigentlich zu erwarten ist. - Der Glaube nimmt Gott beim Wort
gerade da, wo es unsinnig, ja geradezu lächerlich erscheint, wo es aller
Wirklichkeit spottet.
Und so war es
von Anfang an, dass
Menschen wie Petrus das scheinbar Sinnlose gewagt und neue Anfänge gesetzt
haben, die zum Scheitern verurteilt schienen; dass sie in der Trotzkraft des
Glaubens auch in aussichtslos erscheinenden Situationen die Nähe ihres Gottes
erfahren haben.
Auf Gottes Wort hin
ging Abraham fort in ein fremdes Land. Noch weiter ging er fort, als er
aufbrach, um den einzigen Sohn zu opfern und die Verheißung in Gottes Hände
zurückzulegen.
Auf Gottes Wort hin
ging Mose zum Pharao, er sprach zu denen, die Ohr und Herz verschlossen. Mit
Gottes Kraft führte er das Volk aus der Knechtschaft und durch die Wüste, auch
wenn es oft nicht wollte.
Auf Gottes Wort hin
verkündeten die Propheten das Wort, wie der Herr sie geheißen hatte, ob gelegen
oder ungelegen, auch wenn niemand es hören wollte.
Auf Gottes Wort hin
kehrten einige zurück aus Babel in das Land der Verheißung. Sie hofften wider
alle Hoffnung auf das Kommen der Herrschaft Gottes.
Auf Gottes Wort hin
sprach Maria ihr Ja – am Morgen der Verkündigung und am Abend unter dem Kreuz.
Auf Gottes Wort hin
brachen die Apostel und nach ihnen viele andere Zeugen des Glaubens auf und
ließen sich führen, wohin sie nicht wollten. Sie verloren ihr Leben und fanden
es neu.
Bitten wir
in dieser Eucharistiefeier um den Mut zu diesem „Trotzdem“ des Glaubens. Bitten wir um die Kraft, dass wir diesen Mut und diesen Glauben in den
vielfältigen Versuchungen zur Resignation bewähren. Bitten wir um
Vertrauen dort, wo alles verloren erscheint, um Hoffnung dort, wo unsere Kräfte
versagen. Bitten wir, dass wir in der Trotzkraft des Glaubens auf
den Herrn setzen, wo wir nicht mehr weiter wissen, wo wir an
Grenzen stoßen, wo unsere Möglichkeiten erschöpft sind. Und bitten
wir Gott auch, dass er hier und da unsere leeren Netzen füllen möge.
„Herr,
sprich du das Wort, das tröstet und befreit und Reichtum schenkt, wo wir es
nicht vermuten und Leben und Segen in Fülle.“
„In te domine speravi, non confundar in aeternunm“,
so lautet der letzte Satz des Te deum. „Auf dich, Herr,
habe ich vertraut, in Ewigkeit werde ich nicht zuschanden.“
„Denn welcher seine Zuversicht
auf Gott setzt, den verlässt er nicht!“
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