Exerzitien mit P. Pius

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Trotzkraft des Glaubens

(5. Sonntag - Lesejahr C, Lk 5, 1 - 11)

 

Die ganze Nacht auf dem See: ein einziger Fehlschlag, totale Pleite!

  • Die ganze Nacht gearbeitet: nichts gefangen, ein Schuss in den Ofen!

  • Alles gegeben, sich hineingekniet, aufgerieben: wieder nichts!

  • Geholfen, wo`s nur geht, besorgt gewesen, sich abgemüht: Vergebliche Liebesmühe!

  • Viel investiert, sich engagiert: kein gutes Wort, ohne jeden Dank!

  • Sich eingesetzt in der Familie, im Verein, in der Gemeinschaft, in der Pfarrgemeinde, in der Weitergabe des Glaubens: umsonst, ohne Erfolg!

 

„Meister, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und nichts gefangen.“

Nicht wahr, wir kennen das. Jedem von uns ist dieser Seufzer des Petrus aus der Seele gesprochen. Wir alle haben unsere leeren Netze – bei der Arbeit, in Erziehung und Ausbildung, in menschlichen Beziehungen, in der Seelsorge und vielen anderen Bereichen.

Leere Netze erleben wir als Enttäuschung, auch als persönliches Versagen. Dann machen sich Traurigkeit und Resignation breit:

„Das bringt doch nichts!“ „Das nützt doch alles nichts!“ „Es hat ja doch keinen Wert!“

Bei dem geistlichen Schriftsteller H. Nouwen habe ich gelesen: „Wir unterliegen leicht der Versuchung, bei unseren negativen Empfindungen zu verharren, in ihnen zu schwelgen, als gehörten wir zu ihnen... Es ist gut, diese dunklen Gefühle zu beobachten und danach zu forschen, woher sie rühren. Dann aber sollten wir an den Punkt kommen, sie hinter uns zu lassen und unsere Reise fortzusetzen.“

 

Solche Lebensweisheit hatte Petrus offenbar beherzigt: „Doch weil du es sagst“, wendet er sich an Jesus, „will ich die Netze noch einmal auswerfen!“

 

Das heißt: ich nehme dich in dieser Situation buchstäblich beim Wort, Herr.

Ich lasse mir von dir in meine Enttäuschung, in meine Frustration, in meine Resignation hineinreden. Ich setze meine Erfahrung des „Umsonst“ nicht absolut, sondern halte sie offen für dein Wort. „Auf dein Wort hin“ fahre ich hinaus, trotz meiner (vielfachen) negativen Erfahrung, trotz des augenscheinlichen Misserfolgs. Ich verlasse mich – auf dein Wort!

 

„Trotzkraft des Glaubens“, so möchte ich das gern nennen.

Petrus trotzt allen Einwänden und allen Bedenken, die ja an und für sich ganz vernünftig und berechtigt sind. Er trotzt aller Skepsis, die in solchen Situationen eigentlich zu erwarten ist. - Der Glaube nimmt Gott beim Wort gerade da, wo es unsinnig, ja geradezu lächerlich erscheint, wo es aller Wirklichkeit spottet.

 

Und so war es von Anfang an, dass Menschen wie Petrus das scheinbar Sinnlose gewagt und neue Anfänge gesetzt haben, die zum Scheitern verurteilt schienen; dass sie in der Trotzkraft des Glaubens auch in aussichtslos erscheinenden Situationen die Nähe ihres Gottes erfahren haben.

Auf Gottes Wort hin ging Abraham fort in ein fremdes Land. Noch weiter ging er fort, als er aufbrach, um den einzigen Sohn zu opfern und die Verheißung in Gottes Hände zurückzulegen.

Auf Gottes Wort hin ging Mose zum Pharao, er sprach zu denen, die Ohr und Herz verschlossen. Mit Gottes Kraft führte er das Volk aus der Knechtschaft und durch die Wüste, auch wenn es oft nicht wollte.

Auf Gottes Wort hin verkündeten die Propheten das Wort, wie der Herr sie geheißen hatte, ob gelegen oder ungelegen, auch wenn niemand es hören wollte.

Auf Gottes Wort hin kehrten einige zurück aus Babel in das Land der Verheißung. Sie hofften wider alle Hoffnung auf das Kommen der Herrschaft Gottes.

Auf Gottes Wort hin sprach Maria ihr Ja – am Morgen der Verkündigung und am Abend unter dem Kreuz.

Auf Gottes Wort hin brachen die Apostel und nach ihnen viele andere Zeugen des Glaubens auf und ließen sich führen, wohin sie nicht wollten. Sie verloren ihr Leben und fanden es neu.

 

Bitten wir in dieser Eucharistiefeier um den Mut zu diesem „Trotzdem“ des Glaubens. Bitten wir um die Kraft, dass wir diesen Mut und diesen Glauben in den vielfältigen Versuchungen zur Resignation bewähren. Bitten wir um Vertrauen dort, wo alles verloren erscheint, um Hoffnung dort, wo unsere Kräfte versagen. Bitten wir, dass wir in der Trotzkraft des Glaubens auf den Herrn setzen, wo wir nicht mehr weiter wissen, wo wir an Grenzen stoßen, wo unsere Möglichkeiten erschöpft sind. Und bitten wir Gott auch, dass er hier und da unsere leeren Netzen füllen möge.

„Herr, sprich du das Wort, das tröstet und befreit und Reichtum schenkt, wo wir es nicht vermuten und Leben und Segen in Fülle.“

„In te domine speravi, non confundar in aeternunm“, so lautet der letzte Satz des Te deum. „Auf dich, Herr, habe ich vertraut, in Ewigkeit werde ich nicht zuschanden.“

„Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht!“

 

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