Evangelium
Er ist kein Gott von Toten, sondern von
Lebenden
+Aus
dem heiligen Evangelium nach Lukas
In
jener Zeit
27kamen
einige von den Sadduzäern, die bestreiten, dass es
eine Auferstehung gibt, zu Jesus und
fragten ihn:
28Meister,
Mose hat uns vorgeschrieben:
Wenn
ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und
eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben,
dann soll sein Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen
verschaffen.
29Nun
lebten einmal sieben Brüder.
Der erste nahm sich eine
Frau starb aber kinderlos.
30Da
nahm sie der zweite,
31danach
der dritte und ebenso die anderen bis zum siebten;
sie alle hinterließen keine Kinder, als sie
starben.
32Schließlich
starb auch die Frau.
33Wessen
Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein?
Alle sieben
haben sie doch zur Frau gehabt.
34Da
sagte Jesus zu ihnen:
Die
Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten.
35Die
aber, die gewürdigt werden, an jener Welt und
an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben,
heiraten nicht, noch lassen sie sich heiraten.
36Denn
sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den
Engeln gleich und als Kinder der Auferstehung
zu Kindern Gottes geworden sind.
37Dass
aber die Toten auferstehen,
hat
schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet,
in der er
den Herrn den Gott Abrahams,
den Gott Ísaaks und den Gott Jakobs nennt.
38Er
ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden;
denn für ihn leben sie alle.
Das Evangelium passt wie
gerufen zu diesem Monat mit seinen Grautönen, den leergefegten Bäumen,
dem Nebel und der früh einbrechenden Dunkelheit. Und mit seinen
Gedenktagen, die an Sterben und Tod erinnern.
Das ist auch die Frage,
die die Sadduzäer im Evangelium stellen, obwohl sie selber gar nicht an
eine Auferstehung der Toten glaubten, so wie auch heute viele Menschen
nicht an ein Weiterleben nach dem Tod glauben.
Mit einer konstruierten
Geschichte, die an den Haaren herbeigezogen ist, wollen die Sadduzäer
Jesus auf`s Glatteis führen, ja ihn lächerlich machen. Sie wollen
zeigen, wie absurd der Glaube an die Auferstehung ist:
Sieben Männer warten in
der Ewigkeit auf ein und dieselbe Frau. Wie soll das gehen? Wem soll sie
gehören? Jesus war herausgefordert. Er musste Stellung beziehen. Und er
tat es.
Liebe Schwestern und
Brüder!
Nach Jesu Worten dürfen
wir an „jene Welt“ nicht mit den Maßstäben „dieser Welt“
herangehen. Leben nach dem Tod ist nicht einfach die endlose Fortsetzung
des jetzigen Lebens.
Jesus schiebt der
Leugnung an ein Weiterleben nach dem Tod einen kräftigen Riegel vor. Er
sagt: „Gott ist kein Gott der Toten, sondern der Lebenden!“ Bei
Gott leben auch die, die gestorben sind.
Allerdings ist das Leben
nach dem Tod in jeder Hinsicht ein neues Leben. Für uns im Grunde
unvorstellbar und mit unserem menschlichen Denkvermögen nicht zu fassen.
Leben nach dem Tod: Eine harte Nuss für Menschen, die immer alles ganz
genau wissen wollen.
Jesus sagt: In der
Ewigkeit gibt es kein Sterben und Geborenwerden mehr und folglich auch
kein Heiraten. Liebe erfährt eine ganz neue Qualität. Sexualität und Ehe
sind deswegen nicht abgewertet. Im Gegenteil: es sind Bereiche, in denen
ein Mensch höchstes Glück und tiefste Erfüllung erleben kann. Aber
selbst solch schöne Erfahrungen und Höhepunkte der Lust sind vergänglich
und nur ein Abklatsch gegenüber der unendlichen Fülle der Freude und der
göttlichen Liebe, die uns bei der Auferstehung erwartet. Die Liebe wird
bei Gott nicht verlöschen, sondern ihre beglückende Vollendung erfahren
für immer.
Wie das geschieht, weiß
Gott allein. Es ist müßig, darüber zu spekulieren. Nicht das „Wie“ ewigen Lebens ist entscheidend, sondern das
„Dass“.
Liebe Schwestern und
Brüder!
Ich glaube ganz fest,
dass Gott, der mich gewollt hat, der gewollt hat, dass ich bin, der mich
in seiner großen Liebe ins Leben gerufen hat, dass dieser Gott mich und
uns alle durch den Tod nicht ins Nichts, in die Leere fallen lassen
wird.
Ehrlich gesagt: Für mich
unvorstellbar.
Sollte denn alles, was
wir in unserem Leben versucht haben an Einsatz, Hingabe und Liebe mit
dem Tod umsonst, sinnlos sein, sozusagen ins Leere verpuffen?
Wir müssen sterben. Das
ist sicher. Wir werden einmal tot sein. Ganz gewiss! Was wir noch
wissen, denn dies lehrt uns das Leben, dass es ohne Hingabe und
Selbstpreisgabe keine Erfüllung geben kann.
„Die Liebe hört
niemals auf“,
sagt der Apostel Paulus.
Und Jesus heute: „Gott ist kein Gott der Toten, sondern der Lebenden.“
In einer Präfation für
die Verstorbenen heißt es: „Im Tod wird uns das Leben gewandelt,
nicht genommen. Und wenn die Herberge der irdischen Pilgerschaft
zerfällt ist uns im Himmel eine ewige Wohnung bereitet.“
Dort aber gehört keiner
mehr einem anderen und niemand wird mehr von einem anderen besessen oder
beherrscht. Wir sind dort Söhne und Töchter Gottes. – Wir werden, sagt
Jesus, Engeln gleichen, die ganz und gar auf Gott ausgerichtet sind.
Nichts steht mehr zwischen der Liebe Gottes und unserer Liebe zu ihm. –
Unsere Liebesfähigkeit in diesem Leben ist begrenzt und brüchig. In
jenem Leben werden alle Grenzen und Schranken fallen. Wir werden Gott
schauen wie er ist.
Dennoch wird es eine
Rolle spielen, wie wir jetzt schon gelebt haben. Es wird eine Rolle
spielen und Gewicht haben, ja, es wird ausschlaggebend und entscheidend
sein, wieviel an Selbstlosigkeit, Hingabe und Liebe wir hier auf Erden
schon geübt haben, egal ob verheiratet oder nicht.
So gesehen stimmt und ist
wahr, was ein modernes geistliches Lied folgendermaßen auf den Punkt
bringt:
„Jetzt ist die Zeit,
jetzt ist die Stunde, heute wird getan oder auch vertan, worauf es
ankommt, wenn er kommt.“ |