Die Lesungen in diesen letzten Tagen
und Wochen des Kirchenjahres beschäftigen sich mit dem Ende der Zeit und mit dem
Ende der Welt. Viel ist da von Zerstörung, Untergang und Verfolgung die Rede,
von schlimmen Ereignissen. Man kann direkt Angst bekommen vor all dem
Schrecklichen: Kriege, Aufstände, Katastrophen, Erdbeben usw. Das klingt
wie die Kurznachrichten im Radio oder Fernsehen. Dazu noch
pseudochristliche Häresien und Christenverfolgungen.
Allerdings: Hat es
das nicht immer schon gegeben? Gibt es so vieles Furchtbare nicht auch in
unserer Zeit? Kriege, Terror, Vertreibung, Flüchtlingselend, Seuchen,
Naturkatastrophen, Hunger, millionenfaches Elend in weiten Gebieten der Welt.
Haben Unglücke wie
Tschernobyl oder der 11. September, auch die Bombenanschläge in europäischen
Städten uns nicht gezeigt, wie jederzeit und völlig unerwartet eine riesige
Katastrophe passieren kann. – Und nicht nur das: da sind die ungelösten
Überlebensfragen der Menschheit: das Problem der Überbevölkerung, die Vergiftung
der Umwelt, drohende Klimaveränderungen …
Aber auch:
Arbeitslosigkeit, Aids, Drogentote, Süchte aller Art.
Ist nicht der Krebs ein
schlimmes Übel.
Die Liste ließe sich beliebig
erweitern. Ganz abgesehen von persönlichen Unglücksfällen und
Schicksalsschlägen.
Viele Menschen machen sich
Sorgen um die Zukunft.
Sie fragen: Was kommt
noch? Und wo wird das alles hinführen?
Wer Angst hat, sucht Halt.
In Situationen der Angst treten Propheten auf, falsche Propheten,
Untergangspropheten, Gurus, Scharlatane, Rattenfänger und Geschäftemacher.
Die einen sagen: Es ist gar nichts mehr zu machen. Das Ende ist da. Die
Lage ist hoffnungslos, ja zum Verzweifeln. Sie dramatisieren, drohen, jagen
Angst ein, verbreiten Untergangs- und Panikstimmung. Und schlagen nicht selten
Kapital daraus.
Andere verharmlosen
und beschönigen. Alles halb so schlimm! Wir kriegen das in den Griff. Wir
schaffen, wir machen das schon.
Wieder andere
resignieren. Sie gucken weg, schalten ab. Sie sagen: Ich kann da sowieso nichts
machen. Das Hemd ist mir näher als der Mantel. Ich halte mich raus, hab‘ ja
genug mit mir zu tun.
Liebe Schwestern und Brüder!
Welche
Antwort gibt das Evangelium? Was sagt Jesus?
1.
„Gebt acht,
dass man euch nicht verführt!“
Lauft den falschen Propheten nicht
nach, den vordergründigen Glücksbringern, den selbsternannten Messiasen!
Fallt nicht herein auf
hausierende Sekten, auf zweifelhafte Wahrsager, Höllenprediger und Angstmacher!
Folgt nicht jedem Slogan! Geht nicht jeder Parole auf den Leim! Unterscheidet
die Geister. „Gebt acht, dass man euch nicht verführt!
2. „Lasst euch nicht
erschrecken!“
Jesus verheißt keine rosarote
Zukunft. Bevor die Weltzeit zu Ende geht, sagt er, können noch schlimme Dinge
geschehen.
Und in der Tat: Es
gibt keine heile Welt. Und Leid und Not und Tod – wir mögen uns noch so sehr
anstrengen – werden wir nicht aus der Welt schaffen. Solches gehört dazu. Es
gehörte auch zum Leben Jesu dazu. Aber sein Weg ging durch Leiden und Kreuz zur
Herrlichkeit der Auferstehung.
Und das ist seine
Verheißung auch an uns. Dahin führt durch manches Dunkel und manche Anfechtung
auch unser Weg. Das ist das Ziel unserer Pilgerschaft. „Wir wandern ohne Ruh
mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu.“
Gott bewahrt nicht vor
allem Leid, aber in allem Leid! Und schenkt uns Licht und Heil ohne Ende,
Freude und Glück für immer, Leben in seinem Leben, Leben in Fülle, Leben in
seiner Vollendung.
„Lasst euch nicht erschrecken!“ An einer anderen Stelle sagt Jesus:
„Ich bin bei euch
alle Tage!“ Bei allem, was geschieht und wie immer es euch ergeht: Habt
keine Angst! Ich bin bei euch.
Liebe Schwestern und Brüder!
Leid und Not und Tod haben nicht das letzte Wort. Auch das sehen wir im Leben
Jesu. Der Karfreitag ist nicht das Ende. Es gibt einen Sieg im Untergang, ein
Alleluja mitten im Klagelied.
Und wenn der letzte
Tag nicht nur unseres Lebens, sondern auch der Welt kommt, dann wird ER, der
Herr, auf uns warten und uns entgegenkommen! Dann bricht eine neue,
unvergängliche Zeit für uns an, ein neuer Himmel und eine neue Erde, eine Zeit
der Freude und des dauerhaften Glücks.
Alle schlimmen Ereignisse,
die es gibt und geben wird, sind nicht das Letzte: „Lasst euch nicht
erschrecken!
3. Wenn ihr standhaft bleibt,
werdet ihr das Leben gewinnen!
Es geht um
Standhaftigkeit, Ausdauer, Geduld! Es geht um Mut und Kraft inmitten der
Bedrängnisse, bei all dem Bösen, was geschieht, bei allem Schlimmen in dieser
Zeit und Welt, bei aller Verwirrung. Es geht um die unerschütterliche
Zuversicht, dass uns nichts trennen kann von der Liebe Gottes.
Standhalten: nicht
dramatisieren, nicht verharmlosen, nicht resignieren! Standhalten!
„Wenn ihr standhaft bleibt,
werdet ihr das Leben gewinnen!
Im Glauben, im Vertrauen auf Gott,
in der Gewissheit seiner Gegenwart, im Bauen auf seine Vatergüte standhalten,
ausharren!
Ausharren in der Liebe, im
Gebet, bis der Herr kommt sei es am Abend unseres Lebens, sei es am Abend der
Welt.
„Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben
gewinnen!
Liebe Schwestern und Brüder!
Nehmen Sie doch diese Zusage mit in die kommende Woche. Ich bin überzeugt:
Dieser Satz, dieses Jesuswort kann eine Kraft sein in Trübsal, Angst und Not.
Trost und Ermutigung in den vielen Herausforderungen unseres Lebens.
„Wenn
ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen!“
Gott ist unser Leben! Friede und
Erlösung kommen allein von ihm.
ER
ist der Herr der Welt und der Herr der Zeit. Alles liegt in seinen
Händen. Und Gottes Hände sind gute Hände.
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