Exerzitien mit P. Pius

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Nur eines ist notwendig

16. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C; Lk 10, 38 - 42

 

Evangelium

Marta nahm ihn gastlich auf. – Maria hat den guten Teil gewählt

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

In jener Zeit

38kam Jesus in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf.

39Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu.

40Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen!

41Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen.

42Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.

 

 

Liebe Schwestern und Brüder,

Ein weiser Mann wurde einmal gefragt, wie er es fertigbringe, in allen Situationen die Ruhe zu bewahren, und was er mache, dass er immer so gesammelt sein könne.

 

Er antwortete:

„Wenn ich stehe, dann stehe ich,

wenn ich gehe, dann gehe ich,

wenn ich sitze, dann sitze ich,

wenn ich esse, dann esse ich,

wenn ich spreche, dann spreche ich.“

 

„Aber das tun wir doch auch. Was tust du darüber hinaus noch?“ fragten ihn die Leute.

Er antwortete:

„Wenn ich stehe, dann stehe ich,

wenn ich gehe, dann gehe ich,

wenn ich sitze, dann sitze ich,

wenn ich esse, dann esse ich,

wenn ich spreche, dann spreche ich.“

 

„Aber das tun wir doch auch“ sagten die Leute.

„Nein, das tut ihr nicht“, sagte der weise Mann.

„Wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon,

wenn ihr steht, dann lauft ihr schon,

wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel.“

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Wenn wir dieses Wort überdenken, dann liegt das Geheimnis der Ruhe und Sammlung darin, immer nur eine Sache zu tun – und die ganz. Und die Wurzel der inneren Unruhe liegt darin, immer zwei Dinge gleichzeitig zu tun:

 

Frühstücken und Zeitung lesen,

Autofahren und Radio hören,

sich unterhalten und ins Fernsehen schauen,

lernen und Musik hören,

einschlafen und schon den nächsten Tag planen,

kranksein und grübeln,

erzählen und auf die Uhr schauen,

zuhören und die Gäste bedienen.

 

In Wirklichkeit gibt es keinen Menschen auf der Welt, der zwei Dinge gleichzeitig tun kann, zwei Aufgaben zugleich gerecht werden kann. – Natürlich, man kann mehrere Sachen gleichzeitig machen, organisieren, managen. Das funktioniert schon. Aber die volle Konzentration auf eines fehlt. Man bleibt bei allem ein Stück weit an der Oberfläche, man kommt nirgends in die Tiefe. Und man verzettelt sich, wird hin und hergerissen, unruhig. Und dann wird man noch schneller, noch hektischer, noch gestresster.

 

Und man geht selbst dabei leer aus, denn man ist in sich selbst zerrissen, voll innerer Unruhe, angespannt. Und muss dann diese Leere und Unruhe, diese innere Klage, den Schrei des eigenen Herzens, das leer ausgeht, gewaltsam unterdrücken und zudecken mit Worten wie „Verantwortung, Aufgabe, Plicht“.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Ganz im Innern ist die Marta darum aggressiv gegen die Maria, weil sie sehr wohl spürt, dass sie selbst auch den Teil wählen möchte, den Maria gewählt hat, aber sie kann das nicht.

Wenn sie sitzt, dann steht sie schon, wenn sie steht, dann geht sie schon, wenn sie geht, dann… Sie wäre gern gleichzeitig in der Küche und im Wohnzimmer. Aber das geht nicht.

 

Jesus sagt: „Nur eines ist notwendig.“ Eines nur ist von dir gefordert. Maria hat sich entschieden. Und das, was sie gewählt hat, soll ihr nicht genommen werden. Du kannst Gott in allem begegnen und ihn in allen Dingen finden, auch am Kochtopf. Aber was du tust, das tue ganz, das tue ungeteilt. Lass dich ganz darauf ein. Denn Gott ist kein Gott der Unruhe und des Vielerlei, sondern ein Gott der Sammlung und des Friedens.

 

Wenn du krank bist, erlaube dir krank zu sein,

wenn du schläfst, erlaube dir zu schlafen,

wenn du arbeitest, dann sei ganz bei der Sache,

wenn du sprichst, sei ganz bei dem, mit dem du sprichst.

 

Du kannst in der Arbeit Gott finden,

du kannst in der Krankheit Gott finden,

du kannst ihn überall finden, wo du in die Tiefe gehst,

nur nicht zwischendrin und an der Oberfläche,

nicht auf dem Sprung, nicht zwischen Tür und Angel,

nicht mit halbem Ohr, zerteilt und innerlich zerrissen.

 

Darum sagt die große Theresia von Avila: „Wenn Fasten, dann Fasten, wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn.“

 

Und darum verstehen wir dieses Evangelium falsch, solange wir meinen, hier verurteile Jesus einfachhin die Arbeit und spreche die Beschaulichkeit heilig. – Was er in Wahrheit verurteilt, weil es zum Schaden ist, ist das unruhige, hin und hergerissene, das geteilte Herz.

 

Und darum ist, wenn wir in unserem Leben als Christen und Glaubende nicht weiterkommen, wenn uns die Unruhe quält und zermürbt, vielleicht der erste Schritt, das wir lernen, uns zu entscheiden, zu wählen, was wir wirklich wollen.

 

Und die Frohe Botschaft dieses Evangelium heißt dann: Du brauchst zwei oder noch mehr Dinge gleichzeitig tun. Du darfst wählen. Denn du darfst Jesus beim Wort nehmen: „Eines nur ist notwendig.“ – Gebe Gott, der ein Gott des Friedens ist und nicht der Unruhe, dass wir das eine Notwendige erkennen und wählen!

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