Evangelium
Jesus, denk an mich, wenn
du in dein Reich kommst
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Aus dem heiligen
Evangelium nach Lukas
In jener Zeit
35bverlachten
die führenden Männer des Volkes Jesus und sagten: Andere hat er
gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes
ist, der Erwählte.
36Auch
die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm
Essig
37und
sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst!
38Über
ihm war eine Aufschrift angebracht: Das ist der König der Juden.
39Einer
der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht
der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns!
40Der
andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott?
Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen.
41Uns
geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat
nichts Unrechtes getan.
42Dann
sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!
43Jesus
antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im
Paradies sein.
„Wenn ich daran denke,
packt mich die Wut, weil ich weiß, dass ich als Schülerin nicht viel
machen und nichts ändern kann“, sagt eine 14-jährige Ministrantin
nach der Sonntagsmesse, in der ich Verständnis geäußert hatte für die
Proteste der jungen Generation, auch derer, die sich selbst als „Letzte
Generation“ bezeichnen, ohne alle Aktionen gut zu heißen. Es sind meines
Erachtens verzweifelte Hilfe-Rufe, Not-Schreie, Alarm-Signale. – Dann
fährt die 14-Jährige fort: „Wie lange gibt es schon die Themen
Luftverschmutzung, Waldsterben, Endlagerung radioaktiver Abfälle,
Klimawandel. Das ist jetzt schon die 27. Weltklimakonferenz, die gerade
stattfindet. Ehrlich gesagt: Manchmal ist mir richtig Angst und Bang um
unsere Zukunft. Die Zeichen für eine drohende Klimakatastrophe mehren
sich. Sie sind nicht zu übersehen. Immer öfter ist mir übel vor lauter
Ohnmacht und Wut.“
Liebe Schwestern und
Brüder!
Wer kennt solche oder
ähnliche Ohnmachtsgefühle nicht? Was kann ich schon ausrichten? Was
vermag ich als einzelner schon zu ändern? Die Mächtigen und
Einflussreichen an den Schalthebeln der Macht bestimmen den Gang der
Dinge und den Lauf der Geschichte.
Ja, es gibt viele
Erfahrungen der Ohnmacht in unserem Leben.
Wir erleben z. B. ein
himmelschreiendes Unrecht und müssen doch schweigen. Wir beobachten eine
tragische Entwicklung und können nur zusehen. Wir erkennen genau, wie
jemand in sein Unglück läuft und können nichts ändern.
Ein befreundetes Ehepaar
teilt Ihnen mit: Wir wollen uns scheiden lassen. Sie mögen beide. Sie
versuchen zu vermitteln. Sie richten nichts aus. – Ein Verwandter ist
unheilbar krank. Sie sehen, wie er sich quält. Sie können nicht helfen.
– Im Betrieb behandelt der Chef einen Kollegen ungerecht. Sie können
nicht eingreifen. Sie fürchten um ihren Arbeitsplatz. Sie sehen
ohnmächtig zu.
Wie können wir in dieser
Welt voller Angst und Ohnmacht leben? Woher bekommen wir den Mut, gegen
die bösen Mächte zu kämpfen? Wer steht uns zur Seite, wenn wir uns
alleingelassen fühlen?
Liebe Schwestern und
Brüder!
Das Christkönigsfest
stellt uns einen ohnmächtigen König vor Augen. Im Evangelium heißt
es: „Als sie Jesus gekreuzigt hatten, spotteten Mitglieder des
Hohen Rates: „Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten …“
Und die Soldaten verspotteten ihn: „Wenn du der König der Juden bist,
dann rette dich selbst.“
Was ist das für ein
Königtum? Als Jesus sich selbst zum erstenmal König nannte, stand er
gebunden vor dem römischen Statthalter Pilatus. Welch ein König!
Dornen als Königskrone, ein Schilfrohr als Zepter, einen Purpurmantel um
gegeißelte Schultern. Die Situation, in der Jesus König genannt wird,
ist geradezu grotesk. Mit dem Königstitel machen sie ihn lächerlich. Zum
Spottkönig haben sie ihn erniedrigt.
Wie ein Grundmuster
durchziehen Macht und Ohnmacht das Leben Jesu. – Als die Leute nach der
wunderbaren Brotvermehrung Jesus zum König machen wollten, lief er ihnen
weg. – Als er gebunden vor Pilatus steht, sagt er: „Ja, ich bin ein
König!“
Es ist wichtig,
diesen Kontrast zu beachten. Jesus geht es nicht um Machtpositionen und
eigene Interessen. Sein Thron ist das Kreuz.
Er setzt die Selbsthingabe
an die Stelle der Selbstbehauptung. Er fordert nichts für sich, er
verschenkt. Er ließ sich nicht bedienen, er diente. – Die Großen der
Geschichte ließen sich Menschen für sich sterben. Jesus aber starb
selbst für die Menschen. Er sagte: „Die Könige der Erde gebieten über
ihre Völker. Ich aber bin mitten unter euch wie ein Diener“ (vgl. Lk
22, 25.27). – Das ist seine Königsherrschaft: die Macht der Liebe.
Jesus setzte sich
nicht durch, sondern für andere ein. Er tat das nicht mit Gewalt,
sondern mit Hingabe und Liebe.
Glauben wir an die
Macht der Liebe?
In Indien hat einst Ghandi
sein Land in die Freiheit geführt, weil er an die Macht der Machtlosen
und an die Gewalt der Gewaltlosen glaubte. – Wenn es heute so aussieht,
als wenn die Mächte des Bösen und der Gewalttätigkeit triumphierten, sie
werden vom Thron stürzen! Die Herrschaft der Herren vergeht. Und die
Paläste und Imperien der Könige sinken in Asche und Staub.
Sagen Sie es selbst:
Was ist geblieben von den Cäsaren des römischen Reiches? Aber Jesu Worte
gelten noch heute. Jesu Bergpredigt, die Seligpreisungen, die
Kernbotschaft von Gewaltlosigkeit und Feindesliebe z. B., hat nichts von
ihrer Aktualität eingebüßt.
Wenn wir an die Macht der
Liebe glauben, dann resignieren wir nicht aus Ohnmacht und Angst. In
jeder unscheinbaren Tat der Liebe, in jeder Geste der Freundlichkeit und
Hilfsbereitschaft kämpfen wir gegen die Mächte der Finsternis. Wir
hoffen gegen sie an!
Selbst der Tod ist
entmachtet. Denn der Auferstandene hat den Tod besiegt. Gott hat seinen
Sohn gerettet. Er hat ihn zu seiner Rechten erhöht. Er hat ihm alle
Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden.
Christus ist König und der
Herr der ganzen Schöpfung.
Liebe Schwestern und
Brüder!
Wenn wir heute – in einer
Welt voller Ohnmachtsgefühle und Grenzerfahrungen – Christus als König
des Himmels und der Erde verkünden, dann glauben wir an die Allmacht
Gottes. Sie ist stärker als alle vergänglichen Mächte der Zeit.
Christus vincit, Christus
regnat, Christus imperat.
Christus ist Sieger,
Christus ist König, Christus ist Weltenherr.
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