Exerzitien mit P. Pius

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König zwischen Ohnmacht und Allmacht

34. Sonntag im Lesejahr C - Christkönigssonntag; Lk 23, 35b - 43

 

Evangelium

Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

In jener Zeit

35bverlachten die führenden Männer des Volkes Jesus und sagten: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte.

36Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig

37und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst!

38Über ihm war eine Aufschrift angebracht: Das ist der König der Juden.

39Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns!

40Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen.

41Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.

42Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!

43Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

 

„Wenn ich daran denke, packt mich die Wut, weil ich weiß, dass ich als Schülerin nicht viel machen und nichts ändern kann“, sagt eine 14-jährige Ministrantin nach der Sonntagsmesse, in der ich Verständnis geäußert hatte für die Proteste der jungen Generation, auch derer, die sich selbst als „Letzte Generation“ bezeichnen, ohne alle Aktionen gut zu heißen. Es sind meines Erachtens verzweifelte Hilfe-Rufe, Not-Schreie, Alarm-Signale. – Dann fährt die 14-Jährige fort: „Wie lange gibt es schon die Themen Luftverschmutzung, Waldsterben, Endlagerung radioaktiver Abfälle, Klimawandel. Das ist jetzt schon die 27. Weltklimakonferenz, die gerade stattfindet. Ehrlich gesagt: Manchmal ist mir richtig Angst und Bang um unsere Zukunft. Die Zeichen für eine drohende Klimakatastrophe mehren sich. Sie sind nicht zu übersehen. Immer öfter ist mir übel vor lauter Ohnmacht und Wut.“

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Wer kennt solche oder ähnliche Ohnmachtsgefühle nicht? Was kann ich schon ausrichten? Was vermag ich als einzelner schon zu ändern? Die Mächtigen und Einflussreichen an den Schalthebeln der Macht bestimmen den Gang der Dinge und den Lauf der Geschichte.

 

Ja, es gibt viele Erfahrungen der Ohnmacht in unserem Leben.

Wir erleben z. B. ein himmelschreiendes Unrecht und müssen doch schweigen. Wir beobachten eine tragische Entwicklung und können nur zusehen. Wir erkennen genau, wie jemand in sein Unglück läuft und können nichts ändern.

 

Ein befreundetes Ehepaar teilt Ihnen mit: Wir wollen uns scheiden lassen. Sie mögen beide. Sie versuchen zu vermitteln. Sie richten nichts aus. – Ein Verwandter ist unheilbar krank. Sie sehen, wie er sich quält. Sie können nicht helfen. – Im Betrieb behandelt der Chef einen Kollegen ungerecht. Sie können nicht eingreifen. Sie fürchten um ihren Arbeitsplatz. Sie sehen ohnmächtig zu.

 

Wie können wir in dieser Welt voller Angst und Ohnmacht leben? Woher bekommen wir den Mut, gegen die bösen Mächte zu kämpfen? Wer steht uns zur Seite, wenn wir uns alleingelassen fühlen?

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Das Christkönigsfest stellt uns einen ohnmächtigen König vor Augen. Im Evangelium heißt es: „Als sie Jesus gekreuzigt hatten, spotteten Mitglieder des Hohen Rates: „Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten …“ Und die Soldaten verspotteten ihn: „Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst.“

 

Was ist das für ein Königtum? Als Jesus sich selbst zum erstenmal König nannte, stand er gebunden vor dem römischen Statthalter Pilatus. Welch ein König! Dornen als Königskrone, ein Schilfrohr als Zepter, einen Purpurmantel um gegeißelte Schultern. Die Situation, in der Jesus König genannt wird, ist geradezu grotesk. Mit dem Königstitel machen sie ihn lächerlich. Zum Spottkönig haben sie ihn erniedrigt.

 

Wie ein Grundmuster durchziehen Macht und Ohnmacht das Leben Jesu. – Als die Leute nach der wunderbaren Brotvermehrung Jesus zum König machen wollten, lief er ihnen weg. – Als er gebunden vor Pilatus steht, sagt er: „Ja, ich bin ein König!“

Es ist wichtig, diesen Kontrast zu beachten. Jesus geht es nicht um Machtpositionen und eigene Interessen. Sein Thron ist das Kreuz.

 

Er setzt die Selbsthingabe an die Stelle der Selbstbehauptung. Er fordert nichts für sich, er verschenkt. Er ließ sich nicht bedienen, er diente. – Die Großen der Geschichte ließen sich Menschen für sich sterben. Jesus aber starb selbst für die Menschen. Er sagte: „Die Könige der Erde gebieten über ihre Völker. Ich aber bin mitten unter euch wie ein Diener“ (vgl. Lk 22, 25.27). – Das ist seine Königsherrschaft: die Macht der Liebe.

Jesus setzte sich nicht durch, sondern für andere ein. Er tat das nicht mit Gewalt, sondern mit Hingabe und Liebe.

 

Glauben wir an die Macht der Liebe?

In Indien hat einst Ghandi sein Land in die Freiheit geführt, weil er an die Macht der Machtlosen und an die Gewalt der Gewaltlosen glaubte. – Wenn es heute so aussieht, als wenn die Mächte des Bösen und der Gewalttätigkeit triumphierten, sie werden vom Thron stürzen! Die Herrschaft der Herren vergeht. Und die Paläste und Imperien der Könige sinken in Asche und Staub.

Sagen Sie es selbst: Was ist geblieben von den Cäsaren des römischen Reiches? Aber Jesu Worte gelten noch heute. Jesu Bergpredigt, die Seligpreisungen, die Kernbotschaft von Gewaltlosigkeit und Feindesliebe z. B., hat nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.

 

Wenn wir an die Macht der Liebe glauben, dann resignieren wir nicht aus Ohnmacht und Angst. In jeder unscheinbaren Tat der Liebe, in jeder Geste der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft kämpfen wir gegen die Mächte der Finsternis. Wir hoffen gegen sie an!

 

Selbst der Tod ist entmachtet. Denn der Auferstandene hat den Tod besiegt. Gott hat seinen Sohn gerettet. Er hat ihn zu seiner Rechten erhöht. Er hat ihm alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden.

Christus ist König und der Herr der ganzen Schöpfung.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Wenn wir heute – in einer Welt voller Ohnmachtsgefühle und Grenzerfahrungen – Christus als König des Himmels und der Erde verkünden, dann glauben wir an die Allmacht Gottes. Sie ist stärker als alle vergänglichen Mächte der Zeit.

Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat.

Christus ist Sieger, Christus ist König, Christus ist Weltenherr.

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