Christkönig – und dieses Evangelium.
Passt das zusammen?
Bei „König“ denken wir an Macht
und Ansehen, an Schönheit und Glanz, an Reichtum und Ehre.
Aber wo finden wir Christus als König im
heutigen Evangelium?
Wir sehen Jesus zwischen zwei Verbrechern
am Kreuz.
Wir sehen Jesus in seiner ärgsten
Erniedrigung.
Wir sehen ihn geschunden, misshandelt,
verspottet und verhöhnt.
Jesus nicht auf einem Königsthron,
sondern am Schandpfahl,
nicht mit einer Königskrone, sondern mit
einer Dornenkrone.
Statt Herrlichkeit – Schmach
statt Macht – Ohnmacht
statt Schönheit – Blut und Wunden
statt Triumph – Leiden und Schmerzen
statt Sieg – scheinbar gescheitert, am
Ende,
kein Gewinner, sondern ein Verlierer.
Welch ein Kontrast: Christus als König –
Christus am Kreuz
Wie geht das zusammen?
Liebe Mitchristen!
Diese Spannung durchzieht das ganze Leben
Jesu. Es ist gewissermaßen ein Grundmuster.
Am Anfang: kein Palast, sondern ein
Stall, kein kuscheliges, weiches Bett, sondern ein Futtertrog.
Als die Leute Jesus nach der
Brotvermehrung zum König machen wollen, da zieht er sich zurück. Er
widersteht der Verführung zur Macht.
Als er in Jerusalem einzieht, da ist es
keine teure Staatskarosse, die ihn trägt, noch nicht einmal ein stolzes
Pferd, sondern ein Esel.
Beim Abendmahl steht er vom Tisch auf und
tut den Seinen Sklavendienst. Er bückt sich und wäscht ihnen die Füße.
Jesus wählt nicht den Aufstieg, sondern
den Abstieg, nicht die Karriere nach oben, sondern nach unten, nicht
irdische Königsmacht, sondern den Weg durch Leiden und Kreuz.
Liebe Schwestern und Brüder!
Jesus setzt an die Stelle der
Selbstbehauptung die Selbsthingabe.
Es geht ihm nicht um Profit und Prestige.
Es geht ihm um uns.
Er setzt sich nicht durch, sondern setzt
sich für andere ein.
Er wäscht den Jüngern nicht den Kopf,
sondern die Füße.
Er fordert nicht für sich, er gibt. Er
gibt alles. Er gibt sich selbst.
Die Großen der Geschichte ließen Menschen
für sich sterben.
Jesus ist für die Menschen gestorben aus
Liebe.
Das ist seine Größe. Darin liegt sein
Königtum begründet:
in der Macht der Liebe.
Die königliche Macht seiner Liebe zeigt
sich noch in der Ohnmacht am Kreuz. Wenn wir sie erfahren wollen, müssen
wir zum Kreuz auf Golgota gehen. Wir müssen die Menge der Lacher und
Spötter durchbrechen und ganz nah zum Kreuz treten.
Da
hören wir, wie Jesus spricht: „Vater vergib
ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Hier zeigt sich die Herrschermacht
Christi.
Wer wirklich vergeben kann, sogar noch
seinen Feinden, der ist der Mächtigste der Erde, der ist der wahre Fürst
des Friedens.
Denn wirklich vergeben, ist das Schwerste
unter uns Menschen.
Das sehen wir an den Völkern. Das erleben
wir aber auch in unserem persönlichen Leben.
Wie gut sind wir im Heimzahlen! Wie lange
können wir nachtragen! Wie schwer fällt uns Versöhnung!
Wenn wir zum Kreuz herantreten, liebe Schwestern und Brüder, dann hören
wir noch ein anderes Wort aus dem Mund Jesu, ein Wort seliger
Verheißung, die wunderbare Zusage an den Schächer: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein!“
Liebe Mitchristen!
Am Kreuz scheiden sich die Geister.
Einer, der mit Jesus gekreuzigt ist,
bleibt verhärtet im Bösen.
Mit vielen anderen spottet und lästert er
Jesus.
Der andere ist einsichtig. Er zeigt Reue.
Und er bekennt sich zu Jesus. Er nimmt Zuflucht zu Jesus. Er setzt seine
ganze Hoffnung auf ihn: „Jesus, denk an mich, wenn du mit deiner
Macht als König kommst!“ – Er erkennt im Gekreuzigten den Messias
und König. Er sieht, dass dieser unschuldig leidet. Er hofft auf seine
königliche Macht der Liebe.
Wie befreiend und Leben spendend ist
solche Umkehr und Zuflucht zu Jesus, selbst noch in der Stunde des Todes
und angesichts eines völlig verpfuschten Lebens!
Mit
dem Namen „Jesus“ auf den Lippen geht er in den Tod und erfährt
in seinem Sterben Jesu Königsmacht, die Macht seiner Liebe: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein!“
Noch am Kreuz, bis zum letzten Atemzug,
erweist sich Jesus als der gute Hirt, als Retter aus Schuld, als Heiland
der Verlorenen.
Liebe Schwestern und Brüder!
In der Stunde des Todes bleibt uns nichts
anderes als der Glaube und die Hoffnung des reumütigen Schächers.
In der Stunde unseres Todes haben
Statthalter wie Pilatus und Herren wie Kaiphas nichts mehr zu sagen.
Königreiche und Imperien verlieren ihre Bedeutung, ebenso der nie
endende Kampf des Menschen gegen den Menschen, der Kampf um Ehre,
Herrschaft und Macht.
In
der Stunde des Todes gilt es nur einen Satz zu auszusprechen: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!“
Ich möchte so mit Jesus leben, dass ich
noch im Sterben das Jesusgebet des reumütigen Schächers sprechen kann.
Ich
möchte stets die göttliche Kraft seines Namens auf den Lippen und im
Herzen tragen, dass Jesus auch zu mir einmal sagen kann: „Heute noch…!“
Das alles finde ich gut ausgedrückt und
wunderbar zusammengefasst in dem Gebet:
„Jesus, dir leb ich, Jesus, dir sterb
ich, Jesus, dein bin ich im Leben und im Tode.
O sei uns gnädig, sei uns barmherzig,
führ uns, o Jesus, in deine Seligkeit.“
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