Heute geht in Köln der „Nationale
Eucharistische Kongress“ zu Ende. Am Mittwoch hat er begonnen und
erreicht heute mit dem Abschlussgottesdienst seinen Höhepunkt.
Dieser „Eucharistische Kongress“
ist – trotz der Bezeichnung „Kongress“ – keine reine Fachtagung
mit trockenen theologischen Debatten, sondern ein großes Fest des
Glaubens.
Tausende von Menschen, Frauen und Männer,
Junge und Alte, haben sich versammelt, um miteinander zu beten und zu
singen, sich zu besinnen und zu meditieren, auf das Wort Gottes zu
hören, einander zu begegnen und sich auszutauschen, den Glauben zu
vertiefen und Ermutigung und Stärkung zu erfahren. Die Mitte ist Jesu,
der in seinem Leib und seinem Blut ganz nahe ist, Christus, gegenwärtig
in der heiliger Eucharistie.
Liebe Schwestern und Brüder,
wenn jetzt jemand von Ihnen denkt:
„Das ist doch jetzt, in dieser Stunde, bei uns gar nicht viel anders“,
dann, finde ich, hat die- oder derjenige vollkommen recht.
Auch wenn wir zahlenmäßig viel weniger
sind als in Köln, so haben wir uns doch auf den Weg gemacht und sind nun
als Gemeinde versammelt, die betet und singt, die auf das Wort Gottes
hört und sich besinnt. Christus ist in unserer Mitte.
Wir feiern Eucharistie, das Mahl der
Liebe. Wir tun, was Jesus getan hat am Abend vor seinem Leiden und von
dem er sagt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“
Er schenkt sich uns im Brot des Lebens.
Sein Wort, das wir hören und das hl. Sakrament, das wir empfangen,
wollen Nahrung sein, Kraft und Stärkung für unseren Weg, für unser
Leben.
So gesehen sind wir heute Morgen auch
gewissermaßen ein kleiner „eucharistischer Kongress“. Schön, dass
Sie da sind!
Liebe Mitchristen!
Wenn ich jetzt mit dem Mikrofon
herumgehen würde und fragen, warum Sie da sind, dann würden
wahrscheinlich ganz unterschiedliche Antworten kommen: Dank und Bitte,
Freude und Trauer, Sehnsucht und Hoffnung, vielleicht auch, um in der
Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern Christi Gegenwart zu erfahren,
in seinem Wort Weisung, Trost und Halt zu finden und in heiliger
Kommunion seine Nähe zu spüren, seine Liebe und seinen Frieden zu
verkosten und eins zu werden mit ihm.
Die Erfahrung der Nähe Gottes, die
Erfahrung seiner Gegenwart, liebe Schwestern und Brüder, davon
berichten auch die biblischen Texte.
Die Witwe von Sarepta, von der wir in der
Lesung gehört haben, befindet sich in großer Not und Sorge. Ihr Sohn ist
schwer krank, ja, er liegt im Sterben. Zu der Zeit, als das geschieht,
ist der Prophet Elija bei ihr. Die heidnische Frau hatte Elija schon
einmal bei sich aufgenommen und damals eine wunderbare Rettung erlebt.
Elija hatte sie und ihren Sohn vor dem Hungertod bewahrt. Die Frau
denkt, ihr Unglück, der Tod ihres Sohnes, sei eine Strafe Gottes. Sie
sieht in Gott einen, der auf das Böse des Menschen sieht und es ahndet.
Doch Elija zeigt, dass es anders ist. Er
betet zu Gott und holt den schon verstorbenen Sohn der Witwe wieder ins
Leben zurück.
Und hier, Sie merken es sicher selbst,
liebe Schwestern und Brüder, haben wir eine Parallele zum
Evangelium.
Da wird nämlich etwas Ähnliches
berichtet. Auch da handelt es sich um eine Witwe. Auch da ist der
einzige Sohn gestorben. In Nain geleitet man den Toten sogar bereits zum
Grab.
Jesus sieht das Leid der Witwe. Und er
hat Mitleid. Er lässt sich emotional vom Unglück der Frau berühren. Es
trifft ihn tief in seinem Innersten. Er bringt den Leichenzug zum Stehen
und sagt zum Toten „Steh auf!“
Er ruft ihn wieder ins Leben zurück und
gibt ihn seiner Mutter.
Die Menschen, die diese Totenerweckung
miterleben, sehen darin ein Zeichen, dass jetzt, mit Jesus, die Zeit des
Heils gekommen ist. Gottes Verheißungen beginnen sich zu erfüllen. Reich
Gottes bricht an. Die Menschen spüren Gottes Nähe in Jesus Christus. Sie
erkennen: In ihm handelt und wirkt Gott selbst. Ihn ihm ist Gott uns
nahe, der Gott, der Leben schenkt. Ein solches Wunder vollbringen, den
Tod überwinden, kann nämlich nur Gott. Die Totenerweckung in Nain
offenbart die Göttlichkeit Jesu.
Selbst der Tod, diese letzte,
unerbittliche Wirklichkeit im Leben jedes Menschen, die allem ein Ende
macht, selbst der Tod kann der Macht Gottes keine Grenzen setzen. Gott
führt heraus aus dem Dunkle ins Licht, aus dem Tod ins Leben.
Unmittelbar nach dieser Erzählung von der
Auferweckung des Jünglings von Nain lässt Johannes der Täufer aus dem
Gefängnis Jesus durch Boten fragen, ob er der sei, der kommen soll oder
ob man auf einen anderen warten müsse.
Jesus gibt zur Antwort: „Blinde sehen
wieder, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören und Tote stehen
auf…“
Liebe Schwestern und Brüder!
Im Glaubensbekenntnis beten wir:
„Ich
glaube an die Auferstehung der Toten“.
Aber diese Auferstehung wird anders sein
als die, die der Prophet Elija in der Kraft des Gebetes vollbrachte. Und
sie wird auch anders als die Auferweckung des Jünglings von Nain, die
Jesus voll göttlicher Macht bewirkte. Beide sind wieder gestorben.
Wir werden auferweckt nicht nur zu einem
zweiten Leben, zu einem Stückchen Weiterleben, sondern zum ewigen Leben.
Wir bekommen nicht nur eine Verlängerung um ein paar Jährchen auf dieser
Erde in einem Leben, dessen Glück und Freude erneut von Schmerz und
Leid, von Angst und Not und schließlich wieder vom Tod bedroht ist,
sondern wir werden für immer bei Gott sein, in seinem Licht, in seinem
Frieden. Leben in seinem Leben.
Und
so beten und bekennen wir nicht nur unseren Glauben an die „Auferstehung der Toten“, sondern fügen hinzu:
„und das ewige Leben“.
Der Tod hat nicht das letzte Wort, liebe
Schwestern und Brüder! Jesus hat Macht über den Tod, weil er ihn selbst
überwunden hat. Jesus ist Sieger über Sünde und Tod. Er selbst sagt von
sich:
„Ich bin die Auferstehung und das Leben!“
Christus ist das Leben. Das bekennen wir,
wenn wir miteinander Eucharistie feiern, den Tod und die Auferstehung
des Herrn. Diesem Herrn dürfen wir jetzt begegnen in der Feier der
Eucharistie.
Und dabei dürfen wir uns auch verbunden
wissen mit den Gläubigen in Köln.
Alle miteinander bilden wir einen großen
„Eucharistischen Kongress“.
Das kann uns Mut machen. Das kann uns
Kraft geben und uns stärken.
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