Exerzitien mit P. Pius

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Gott ist uns nahe

(10. Sonntag - Lesejahr C)

 

Heute geht in Köln der „Nationale Eucharistische Kongress“ zu Ende. Am Mittwoch hat er begonnen und erreicht heute mit dem Abschlussgottesdienst seinen Höhepunkt.

Dieser „Eucharistische Kongress“ ist – trotz der Bezeichnung „Kongress“ – keine reine Fachtagung mit trockenen theologischen Debatten, sondern ein großes Fest des Glaubens.

 

Tausende von Menschen, Frauen und Männer, Junge und Alte, haben sich versammelt, um miteinander zu beten und zu singen, sich zu besinnen und zu meditieren, auf das Wort Gottes zu hören, einander zu begegnen und sich auszutauschen, den Glauben zu vertiefen und Ermutigung und Stärkung zu erfahren. Die Mitte ist Jesu, der in seinem Leib und seinem Blut ganz nahe ist, Christus, gegenwärtig in der heiliger Eucharistie.

 

Liebe Schwestern und Brüder,

wenn jetzt jemand von Ihnen denkt: „Das ist doch jetzt, in dieser Stunde, bei uns gar nicht viel anders“, dann, finde ich, hat die- oder derjenige vollkommen recht.

 

Auch wenn wir zahlenmäßig viel weniger sind als in Köln, so haben wir uns doch auf den Weg gemacht und sind nun als Gemeinde versammelt, die betet und singt, die auf das Wort Gottes hört und sich besinnt. Christus ist in unserer Mitte.

 

Wir feiern Eucharistie, das Mahl der Liebe. Wir tun, was Jesus getan hat am Abend vor seinem Leiden und von dem er sagt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“

Er schenkt sich uns im Brot des Lebens. Sein Wort, das wir hören und das hl. Sakrament, das wir empfangen, wollen Nahrung sein, Kraft und Stärkung für unseren Weg, für unser Leben.

 

So gesehen sind wir heute Morgen auch gewissermaßen ein kleiner „eucharistischer Kongress“. Schön, dass Sie da sind!

 

Liebe Mitchristen!

Wenn ich jetzt mit dem Mikrofon herumgehen würde und fragen, warum Sie da sind, dann würden wahrscheinlich ganz unterschiedliche Antworten kommen: Dank und Bitte, Freude und Trauer, Sehnsucht und Hoffnung, vielleicht auch, um in der Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern Christi Gegenwart zu erfahren, in seinem Wort Weisung, Trost und Halt zu finden und in heiliger Kommunion seine Nähe zu spüren, seine Liebe und seinen Frieden zu verkosten und eins zu werden mit ihm.

 

Die Erfahrung der Nähe Gottes, die Erfahrung seiner Gegenwart, liebe Schwestern und Brüder, davon berichten auch die biblischen Texte.

 

Die Witwe von Sarepta, von der wir in der Lesung gehört haben, befindet sich in großer Not und Sorge. Ihr Sohn ist schwer krank, ja, er liegt im Sterben. Zu der Zeit, als das geschieht, ist der Prophet Elija bei ihr. Die heidnische Frau hatte Elija schon einmal bei sich aufgenommen und damals eine wunderbare Rettung erlebt. Elija hatte sie und ihren Sohn vor dem Hungertod bewahrt. Die Frau denkt, ihr Unglück, der Tod ihres Sohnes, sei eine Strafe Gottes. Sie sieht in Gott einen, der auf das Böse des Menschen sieht und es ahndet.

Doch Elija zeigt, dass es anders ist. Er betet zu Gott und holt den schon verstorbenen Sohn der Witwe wieder ins Leben zurück.

 

Und hier, Sie merken es sicher selbst, liebe Schwestern und Brüder, haben wir eine Parallele zum Evangelium.

Da wird nämlich etwas Ähnliches berichtet. Auch da handelt es sich um eine Witwe. Auch da ist der einzige Sohn gestorben. In Nain geleitet man den Toten sogar bereits zum Grab.

Jesus sieht das Leid der Witwe. Und er hat Mitleid. Er lässt sich emotional vom Unglück der Frau berühren. Es trifft ihn tief in seinem Innersten. Er bringt den Leichenzug zum Stehen und sagt zum Toten „Steh auf!“

Er ruft ihn wieder ins Leben zurück und gibt ihn seiner Mutter.

 

Die Menschen, die diese Totenerweckung miterleben, sehen darin ein Zeichen, dass jetzt, mit Jesus, die Zeit des Heils gekommen ist. Gottes Verheißungen beginnen sich zu erfüllen. Reich Gottes bricht an. Die Menschen spüren Gottes Nähe in Jesus Christus. Sie erkennen: In ihm handelt und wirkt Gott selbst. Ihn ihm ist Gott uns nahe, der Gott, der Leben schenkt. Ein solches Wunder vollbringen, den Tod überwinden, kann nämlich nur Gott. Die Totenerweckung in Nain offenbart die Göttlichkeit Jesu.

 

Selbst der Tod, diese letzte, unerbittliche Wirklichkeit im Leben jedes Menschen, die allem ein Ende macht, selbst der Tod kann der Macht Gottes keine Grenzen setzen. Gott führt heraus aus dem Dunkle ins Licht, aus dem Tod ins Leben.

 

Unmittelbar nach dieser Erzählung von der Auferweckung des Jünglings von Nain lässt Johannes der Täufer aus dem Gefängnis Jesus durch Boten fragen, ob er der sei, der kommen soll oder ob man auf einen anderen warten müsse.

Jesus gibt zur Antwort: „Blinde sehen wieder, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören und Tote stehen auf…“

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Im Glaubensbekenntnis beten wir: „Ich glaube an die Auferstehung der Toten“.

Aber diese Auferstehung wird anders sein als die, die der Prophet Elija in der Kraft des Gebetes vollbrachte. Und sie wird auch anders als die Auferweckung des Jünglings von Nain, die Jesus voll göttlicher Macht bewirkte. Beide sind wieder gestorben.

 

Wir werden auferweckt nicht nur zu einem zweiten Leben, zu einem Stückchen Weiterleben, sondern zum ewigen Leben. Wir bekommen nicht nur eine Verlängerung um ein paar Jährchen auf dieser Erde in einem Leben, dessen Glück und Freude erneut von Schmerz und Leid, von Angst und Not und schließlich wieder vom Tod bedroht ist, sondern wir werden für immer bei Gott sein, in seinem Licht, in seinem Frieden. Leben in seinem Leben.

 

Und so beten und bekennen wir nicht nur unseren Glauben an die „Auferstehung der Toten“, sondern fügen hinzu: „und das ewige Leben“.

 

Der Tod hat nicht das letzte Wort, liebe Schwestern und Brüder! Jesus hat Macht über den Tod, weil er ihn selbst überwunden hat. Jesus ist Sieger über Sünde und Tod. Er selbst sagt von sich:

„Ich bin die Auferstehung und das Leben!“

 

Christus ist das Leben. Das bekennen wir, wenn wir miteinander Eucharistie feiern, den Tod und die Auferstehung des Herrn. Diesem Herrn dürfen wir jetzt begegnen in der Feier der Eucharistie.

Und dabei dürfen wir uns auch verbunden wissen mit den Gläubigen in Köln.

Alle miteinander bilden wir einen großen „Eucharistischen Kongress“.

Das kann uns Mut machen. Das kann uns Kraft geben und uns stärken.

 

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