Evangelium
Wenn ihr standhaft
bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen
+Aus
dem heiligen Evangelium nach Lukas
In
jener Zeit
5als
einige darüber sprachen, dass
der Tempel
mit schön bearbeiteten
Steinen
und Weihegeschenken
geschmückt sei,
sagte Jesus:
6Es
werden Tage kommen,
an
denen von allem, was ihr hier seht,
kein Stein auf dem andern
bleibt,
der nicht niedergerissen
wird.
7Sie
fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen
und was ist
das Zeichen, dass dies geschehen soll?
8Er
antwortete: Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt!
Denn viele
werden unter meinem Namen auftreten
und
sagen: Ich bin es!
und: Die Zeit ist da. –
Lauft ihnen nicht
nach!
9Wenn
ihr von Kriegen und Unruhen hört,
lasst euch nicht erschrecken!
Denn das
muss als Erstes geschehen;
aber das Ende kommt noch
nicht sofort.
10Dann
sagte er zu ihnen:
Volk
wird sich gegen Volk
und
Reich gegen Reich erheben.
11Es
wird gewaltige Erdbeben
und
an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben;
schreckliche Dinge werden geschehen
und am Himmel wird man
gewaltige Zeichen sehen.
12Aber
bevor das alles geschieht,
wird
man Hand an euch legen und euch verfolgen.
Man wird
euch den Synagogen und den Gefängnissen ausliefern,
vor Könige und Statthalter bringen um meines Namens
willen.
13Dann
werdet ihr Zeugnis ablegen können.
14Nehmt
euch also zu Herzen,
nicht
schon im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen;
15denn
ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben,
sodass alle eure
Gegner nicht dagegen ankommen
und
nichts dagegen sagen können.
16Sogar
eure Eltern und Geschwister,
eure
Verwandten und Freunde werden euch ausliefern
und manche
von euch wird man töten.
17Und
ihr werdet um meines Namens willen von
allen gehasst werden.
18Und
doch wird euch kein Haar gekrümmt werden.
19Wenn
ihr standhaft bleibt,
werdet ihr das Leben gewinnen.
Wir nähern uns dem Ende
des Kirchenjahres. Der nächste Sonntag ist bereits der letzte. Dann
beginnt schon der Advent.
Das Evangelium heute – am
vorletzten Sonntag des Kirchenjahres – konfrontiert uns mit Aussagen
Jesu zum Ende der Welt und zum Ende der Zeit. Diese Aussagen sind
allerdings alles andere als lustig und beileibe keine leicht verdauliche
Kost. Im Gegenteil: Diese Aussagen sind sehr drastisch und klingen
schaurig und gewaltig. Sie lassen uns beim ersten Hören ratlos zurück
oder erschrecken uns sogar.
Da ist von der Zerstörung
des Tempels mit all seiner Pracht die Rede. Kein Stein, so sagt Jesus zu
seinen Zuhörern, wird auf dem anderen bleiben. Alles werde
niedergerissen. Und auch sonst in Gesellschaft und Welt: Unruhen,
Kriege, Erdbeben, Seuchen, Hungersnöte. Und noch andere schlimme
Katastrophen, die sich ereignen werden.
Und schließlich auch die
Verfolgung der Gott-Gläubigen. Um des Namens Jesu willen wird ihnen
Gewalt angetan. Verrat aus der eigenen Familie und dem Freundeskreis.
Angesichts der
Unheilssituationen und Schreckensszenarien, von denen die Welt voll ist,
kann sich Angst breit machen. Und Fragen können aufkommen: Wo wird das
alles noch hinführen? Wie wird das alles enden? Sind wir dem Untergang
und dem Verderben geweiht? Oder gibt es noch Rettung? Und woher kommt
sie?
Liebe Mitchristen!
Wir sehen und erfahren
jeden Tag, dass es mit der Welt, mit unserer Erde in vielen Bereichen
nicht zum Besten bestellt ist.
Kriege, Terror,
Klimawandel, Naturkatastrophen, Hunger und Ungerechtigkeit sind nach wie
vor die großen und drängenden Themen unserer Zeit. Sind sie aber auch
bereits Vorboten vom Ende der Zeit?
Liebe Schwestern und
Brüder!
Jesus erteilt im
Evangelium heute allen Panikmachern eine deutliche Abfuhr: „Lauft
ihnen nicht nach!“ Und: „Lasst euch nicht irreführen“ durch
jene, die mit den Schreckensmeldungen Geschäfte treiben und Kapital
daraus schlagen. Fallt nicht auf Scharlatane und Sektierer herein, die
eure Angst ausnutzen und für ihre Zwecke missbrauchen wollen! Gebt Acht
und seid vorsichtig gegenüber den selbsternannten Unheilsaposteln! Lasst
euch nicht erschrecken! Geht auch den falschen Propheten und
Menschenfänger nicht auf den Leim, die schnelle Lösungen oder gar das
Heil versprechen!
Das heißt natürlich
nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen sollen. Der Terrorismus,
die drohende Klimakatastrophe oder auch eine zunehmende Verrohung der
Gesellschaft sind Herausforderungen, die wir annehmen und denen wir uns
stellen müssen.
Liebe Mitchristen!
So schrecklich die Bilder
des heutigen Evangeliums sind, Jesus will uns nicht kopfscheu und bange
machen.
Wir sollen die Ereignisse
ruhig betrachten und versuchen, ihren Sinn zu begreifen. Auch und gerade
im Erleben von Katastrophen geht es letztlich um Leben.
Die schrecklichen Bilder
werden nicht deshalb gezeichnet, um uns zu entmutigen, sondern um uns im
Vertrauen auf Gott und seine Fürsprache im Glauben zu stärken.
Es geht nicht darum,
Zukunftsängste zu schüren, sondern die Gegenwart aus der Kraft des
Glaubens zu gestalten. Das bedeutet: Jetzt auf Christus hören! Jetzt
seinen Weg mitgehen.
Zuversichtlich sein, dass
das gute Werk, das Gott begonnen hat, sich durchsetzen und dass er es
vollenden wird.
Liebe Schwestern und
Brüder!
Die letzte Antwort auf
die Frage nach dem Menschen und seiner Zukunft am Ende der Welt ist
Jesus Christus selbst.
Er, Jesus, hat sein
ganzes Vertrauen auf den Vater gesetzt. In dessen Hände hat er sein
Leben gelegt. In aller Anfechtung und in aller Angst vor dem Leiden und
dem eigenen Tod ist er diesem Gott, sich selbst und seinem Auftrag treu
geblieben. Und Gott hat ihn nicht enttäuscht. Er hat seinen Sohn auch im
Tod nicht allein gelassen. Ja, er hat ihm in der Auferstehung das neue
und ewige Leben geschenkt. Und genau das ist auch die Zusage an uns. Bei
seiner Wiederkunft wird er die Mauern des Todes durchbrechen und den Weg
öffnen für einen neuen Himmel und eine neue Erde, wo es keine Trauer,
keine Klage und kein Leid mehr geben wird.
Gott will nicht Untergang
und Verderben. Er will Rettung und Heil.
Gott ist ein Freund des
Lebens. Er ist im Tiefsten der Gott, der uns unsäglich liebt.
|