David ist auf dem Gipfel
seiner Macht. Unangefochten herrscht er als König über Israel.
Eines Tages beobachtet er
vom Dach seines Palastes eine bildhübsche Frau beim Baden.
Das Objekt seiner
Begierde: Batseba, die Frau des Hetiters Urija.
Trotzdem und obwohl er
selbst eine Reihe Frauen hat, diese Frau, die will, die muss er
unbedingt haben.
Die Gelegenheit ist
günstig. Urija befindet sich nämlich im Krieg. Und David nimmt sich, was
ihm nicht gehört.
Doch dabei bleibt es
nicht. Batseba wird schwanger.
Das bringt David in die
Bredoullie. Was machen?
Er ruft Urija nach Hause
zurück und tut alles, dass es so aussieht, als sei die Schwangerschaft
von Urija verursacht. Der jedoch spielt das Spiel nicht mit.
David muss sich etwas
anderes einfallen lassen. Und er heckt einen perfekten Mord aus.
Er schickt Urija an die
Front, dorthin, wo am heftigsten gekämpft wird, dorthin, wo es am
gefährlichsten ist. Und Urija kommt um.
Ein Soldat, der im Krieg
stirbt: Kein Mensch denkt sich was dabei.
So ist das eben.
Berufsrisiko. Natürlich bedauerlich. Posthume Ehrung, nachträglich
Verdienstorden, Heldengedenken.
Niemand kommt auf die
Idee, Urija sei von seinem König bewusst der Todesgefahr ausgesetzt
worden.
Und, wehe, es hegt jemand
Zweifel am heldenhaften Sterben für König, Volk und Vaterland!
Ein solcher wäre selbst
ein Schuft und hätte sein Leben verspielt.
Sich mit dem König
anlegen, ihn zur Rede stellen, ihn gar anklagen, das wird niemand wagen.
Und irgendwann wird Gras
über die Sache gewachsen sein.
Doch es kommt anders:
Was keiner wagt, das wagt
der Prophet Nathan.
Er riskiert es, zum König
zu gehen und ihn mit seinem schändlichen Verhalten zu konfrontieren.
Aber Nathan fällt nicht
mit der Tür ins Haus. Er geht klug und behutsam vor.
Er unterbreitet dem König
einen Fall, eine Rechtsfrage.
Und verpackt das Ganze
gekonnt in eine Geschichte:
Da sind zwei Männer, der
eine ist reich, der andere arm.
Der Reiche vergreift sich
aus Geiz und Gier am einzigen Gut des Armen. David ist empört. „Der
Mann verdient den Tod.“ So lautet sein Urteil, ohne sich selbst in
dieser Geschichte zu erkennen. Er merkt nicht, dass er sich
gewissermaßen selbst das Todesurteil gesprochen hat.
Da sagt ihm Nathan auf
den Kopf zu: „Du selbst bist dieser Mann!“
Geschickt fährt Nathan
fort, David aufzuzeigen, was ihm alles gehört, wie reich Gott, der Herr,
ihn bedacht und gemacht hat.
Er zeigt ihm auf, was er
mit Gottes Hilfe alles erreicht hat, was ihm alles geglückt und gelungen
ist.
Und genau das macht sein
übles Vorgehen und seine schändlichen Taten noch schlimmer.
Er, der alle Macht aus
Gottes Hand empfangen hat, hat diese Macht missbraucht.
Er hat Gottes Weisung
missachtet und hat damit Gott selbst verachtet.
David hat sich sicher
gefühlt. Wer wird schon dem großen, mächtigen König an den Karren
fahren?
Doch seine Schandtaten
und seine Hinterhältigkeit kommen ans Licht.
Er, der meinte,
ungestraft Menschen benutzen und schädigen, ja sie sogar dem Tod
ausliefern zu können, er muss sich verantworten, er wird zur
Rechenschaft gezogen.
Es gibt einen höchsten
Richter, vor dem sich jeder Mensch, und sei er der mächtigste König auf
Erden, verantworten muss.
Allerdings, erst durch
die Begegnung mit Nathan, der keine Angst hat und keine falsche
Rücksicht nimmt, erst durch den Mut des Propheten wird sich David seiner
Schuld bewusst.
Nathan vollbringt ein
Meisterwerk, gleichzeitig aufdeckend und heilend, Davids Ehre schützend
und gleichzeitig seine Blindheit überwindend.
Und David erkennt Gottes
Wink mit dem Zaunpfahl.
Alles, ausnahmslos alles,
was ihm in seinem Leben widerfuhr, verdankt er Gott.
Als kleiner Hirtenjunge
gewann er einst gegen Goliath – weil Gott mit ihm war.
Später überlebte er die
Feindseligkeiten König Sauls – weil Gott ihn schützte.
Er wurde Herrscher von
ganz Israel – weil Gott ihn erwählt und zum König gesalbt hatte.
Siege hat er errungen
gegen übermächtige Feinde – Gott stand ihm zur Seite.
Frauen, Kinder, Haus,
Ansehen… Was hat Gott ihm nicht alles geschenkt?
Und er dankt es ihm mit
Missachtung seines Wortes, mit Ungehorsam gegenüber seiner Weisung!
Ehebruch und Mord: Ist
das sein Dank an den Herrn?
Nicht zum ersten Mal ist
David in Sünde und Schuld gefallen, aber nie so schwerwiegend wie jetzt.
In der Begegnung mit
Nathan erkennt David, seine Undankbarkeit gegenüber Gott und er erkennt,
wie groß seine Schuld ist.
Er zeigt Einsicht und
Reue. Er bekennt sich schuldig vor Gott und bittet um Vergebung.
Und das Überraschende
geschieht: David, der mit Urija kein Pardon kannte, erhält mehr als nur
eine zweite Chance: „Der Herr hat dir deine Sünde vergeben; du wirst
nicht sterben“, sagt ihm der Prophet zu.
Es war Sünde. Aber es
gibt keine Sünde, die Gott nicht vergeben könnte.
Gott will nicht Untergang
und Verderben, sondern Leben und Heil.
Und was sagt uns diese
Begegnung zwischen David und Nathan?
Können wir daraus
etwas lernen?
Als erstes zeigt mir die
Erzählung, wie vergeblich es ist, Sünde und Schuld verdrängen zu wollen.
Eines Tages kommt ans Licht, was mich von Gott trennt, spätestens, wenn
ich vor ihm selber stehe und alles offen liegt. Da gibt es nichts mehr
zu vertuschen, da gibt es nichts mehr zu verharmlosen und da gibt es
auch keine Sündenböcke mehr, denen ich meine Schuld zuschieben kann.
Ein zweites sagt und
zeigt mir die Begebenheit, nämlich:
Umkehr ist ein Leben lang
möglich, egal wie weit ich mich von Gott entfernt habe, egal auf welchen
krummen Wegen, Irrwegen und Abwegen ich mich befinde. Wir können
jederzeit umkehren.
Drittens: Gott nimmt mich
ernst, mein schlechtes Tun und Lassen genauso wie meine Einsicht und
Reue und das Bekennen meiner Schuld.
Weil Gott mich ernst
nimmt und annimmt, mischt er sich in mein Leben ein – wenn es sein muss
winkt er auch mit dem Zaunpfahl oder er gibt einen Schuss vor den Bug.
Er will, dass ich aufwache, umsinne, mich ändere und mein Leben wieder
auf ihn und seine Gebote ausrichte.
Als viertes und letztes
sagt mir die Begegnung zwischen David und Nathan: Gott ist gut. Bei ihm
gibt es immer einen Weg zurück. Bei ihm ist die Tür immer offen. Wo Reue
ist, da ist Vergebung. Wo jemand seine Schuld erkennt und bekennt, da
ist Gott gnädig und barmherzig. Da spricht Gott das Wort, das aufrichtet
und befreit. Er schenkt den neuen Anfang.
Ein wunderbares Geschenk:
das Erbarmen Gottes.
Kann ich mich ihm
verschließen?
Will ich mich ihm nicht
öffnen und es annehmen, mir selbst und anderen zum Guten, zum Segen, zum
Heil?