Erste Lesung
Der
Aussätzige soll abgesondert wohnen, außerhalb des Lagers
Lesung
aus dem Buch Levítikus
1Der Herr sprach
zu Mose und Aaron:
2Wenn
sich auf der Haut eines Menschen eine Schwellung, ein Ausschlag oder ein heller
Fleck bildet und auf der Haut zu einem Anzeichen von Aussatz wird, soll man ihn
zum Priester Aaron oder zu einem seiner Söhne, den Priestern, führen.
43acDer
Priester soll ihn untersuchen. Stellt er eine hellrote Aussatzschwellung fest,
die wie Hautaussatz aussieht,
44abso
ist der Mensch aussätzig; er ist unrein. Der Priester muss ihn für unrein
erklären.
45Der
Aussätzige mit dem Anzeichen soll eingerissene Kleider tragen und das Kopfhaar
ungekämmt lassen; er soll den Bart verhüllen und ausrufen: Unrein! Unrein!
46Solange
das Anzeichen an ihm besteht, bleibt er unrein; er ist unrein. Er soll
abgesondert wohnen, außerhalb des Lagers soll er sich aufhalten.
Evangelium
Der
Aussatz verschwand und der Mann war rein
+
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
In jener Zeit
40kam
ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und
sagte: Wenn du willst, kannst du mich rein machen.
41Jesus
hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich
will – werde rein!
42Sogleich
verschwand der Aussatz und der Mann war rein.
43Jesus
schickte ihn weg, wies ihn streng an
44und
sagte zu ihm: Sieh, dass du niemandem etwas sagst, sondern geh, zeig dich dem
Priester und bring für deine Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat – ihnen zum
Zeugnis.
45Der
Mann aber ging weg und verkündete bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er
verbreitete die Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen
konnte; er hielt sich nur noch an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute
von überallher zu ihm.
Heute, am
11. Februar, begeht die Kirche den Gedenktag Unserer
Lieben Frau von Lourdes. Die liturgische Feier dieses
Gedenktages fällt allerdings in diesem Jahr aus, weil er
auf einen Sonntag fällt. Nichtsdestoweniger begeht die
Kirche am 11. Februar den „Welttag der Kranken“. Und
dieses Anliegen passt gut zu den sonntäglichen Lesungen
heute, am 6. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B), vor
allem zur ersten, der alttestamentlichen Lesung, und zum
Evangelium, wo Jesus einen Aussätzigen heilt.
Was „Aussatz“ konkret bedeutete,
beschreibt die Lesung aus dem Buch Levitikus: Der Kranke wurde für „unrein“
erklärt. Er musste eingerissene Kleider tragen und das Kopfhaar ungepflegt
lassen. Von den Gesunden hatte er sich fern zu halten. Wenn sich ihm jemand
näherte, sollte er rufen: „Unrein, unrein!“
Wenn wir uns diese Situation
anschaulich vorstellen, können wir mitempfinden, wie dem Aussätzigen zumute ist,
der vor Jesus auf die Knie fällt und um Hilfe bitte.
Weder der Aussätzige noch Jesus
halten sich an die Vorschriften des mosaischen Gesetzes. Der Aussätzige nimmt
wohl den letzten Mut der Verzweiflung zusammen und geht auf Jesus zu. Und Jesus
geht ihm nicht nur nicht aus dem Weg, sondern tut das Verbotenste, das er in
dieser Situation tun konnte: Er streckt seine Hand aus, berührt den Aussätzigen
und heilt ihn. Und diese – natürlich nicht erklärbare – plötzliche Heilung
bewegt die Menschen zutiefst, die von überall her zu Jesus strömen.
Der Welttag der Kranken am 11.
Februar ermuntert zu einem Blick auf die Marienerscheinungen in Lourdes, in
deren Folge sich ähnliche Szenen abspielten, wie das Evangelium aus dem Leben
Jesu berichtet. Die Lebensgeschichte Jesu spiegelt sich im Leben der Heiligen.
Am 11. Februar 1858 war die erste
von achtzehn Marienerscheinungen. Bernadette Soubirous war damals vierzehn Jahre
alt. Sie gehörte zur ärmsten Familie des Ortes, die in einem ehemaligen
Gefängnis wohnte. Die Häftlinge hatte man ausquartiert, weil „das Loch“ – so
nannte man es – zu ungesund war, zu kalt und zu feucht. Bernadette war ihr
ganzes Leben hindurch krank. Und das Asthma spürte sie bereits, als sie am
Morgen des 11. Februar zum Fluss Gave geht, um für die Familie Holz zu sammeln.
Während die beiden Gefährtinnen barfuß das Wasser durchqueren, sucht sie – wegen
ihres Asthmas – nach einer Gelegenheit, auf Steinen über den Fluss zu gelangen.
– Da wird die auf einmal von einem plötzlichen Windstoß überrascht. Es rauscht
in den Zweigen eines wilden Rosenstrauchs über einer Grotte, in der sie ein
sanftes Licht sieht und eine junge Frau, in Weiß gekleidet, die ihr zulächelt.
Bernadette macht das Kreuzzeichen und betet den Rosenkranz, den sie auch in den
Händen der Erscheinung sieht.
Am 18. Februar bittet die
Erscheinung sie, vierzehn Tage lang täglich zur Grotte zu kommen. Am 25. Februar
entspringt dort eine Quelle, in deren Wasser viele Kranke Heilung finden.
Am 1. März geschieht dort das
erste Wunder, das später kirchlich anerkannt wird: Eine junge Mutter, die im
neunten Monat schwanger ist, bricht gemeinsam mit zwei kleinen Kindern mitten in
der Nacht zur Grotte hin auf, die sieben Kilometer entfernt ist. Anderthalb
Jahre zuvor war sie auf eine Eiche gestiegen, um mit einer Stange Eicheln
abzuschlagen als Futter für die Schweine. Da stürzte sie ab. Der Arzt konnte
zwar ihren Arm einrenken, aber zwei Finger blieben krumm und gelähmt, und das
ausgerechnet an der rechten Hand. Sie konnte nicht mehr spinnen und stricken,
und die Hausarbeit war eine Tortur. Während der Erscheinung am 1. März, taucht
sie – einer spontanen Eingebung folgend – ihre rechte Hand in die Quelle, und
eine große Ruhe überkommt sie. Die steifen Finger haben auf einmal ihre
Beweglichkeit wiedergefunden. Sie dankt von Herzen und eilt mit ihren Kindern
nach Hause zurück, wo sie ohne Hilfe niederkommt und eine glückliche Geburt hat.
Am 25. März stellt, am Fest der
Verkündigung des Herrn, sich die „Dame“ vor als die „Unbefleckte Empfängnis“.
Maria ruft auf zum Gebet und zur Buße. Außerdem bittet sie darum, eine Kirche zu
errichten und zum Ort der Erscheinungen Prozessionen zu veranstalten. Die letzte
Erscheinung findet statt am 16. Juli 1858, am Fest unserer Lieben Frau vom Berge
Karmel.
Die Erscheinungen werden später
vom zuständigen Bischof anerkannt. Und Lourdes wird einer der bekanntesten
Wallfahrtsorte. Etwa fünf Millionen Menschen suchen jährlich das kleine
Städtchen in Südwestfrankreich auf. Vor allem die Kranken finden dort großzügige
Aufnahme und hoffen auf Heilung an Leib und Seele. In beeindruckenden
Gottesdiensten und Ritualen wird die frohe Botschaft verkündet: im Wasser, das
die Menschen aus der Quelle schöpfen und trinken oder sogar darin eintauchen und
sich waschen; durch den Felsen, an dem für viele greifbar ist, dass sich hier
Himmel und Erde berührt haben; im Schein der abendlichen Kerzenprozession sowie
der unzähligen Kerzen, die Pilger entzünden und als Ausdruck ihres Betens
zurücklassen.
Es gibt in Lourdes ein
internationales Ärztebüro, das die medizinisch unerklärlichen Heilungen
aufzeichnet und untersucht. Von den vielen tausend Heilungen haben die für die
Kranken jeweils zuständigen Bischöfe, nach sorgfältiger Untersuchung der Ärzte,
bislang 69 als Wunder bestätigt. Die strengen Kriterien verlangen, dass die
Heilung plötzlich und vollständig erfolgt; sie ist medizinisch nicht erklärbar
und ein Zeichen für die Wirksamkeit Gottes in dieser Welt. – Was zur Zeit Jesu
möglich war, nämlich die Heilung von Kranken durch den Sohn Gottes, gibt es auch
heute, zumal auf die Fürsprache der Gottesmutter.
Das hauptsächliche Ziel der
Erscheinungen ist freilich nicht die Heilung von körperlicher Krankheit, sondern
die Förderung der inneren Gemeinschaft mit Gott.
Das sehen wir sehr gut am Leben
der heiligen Bernadette, die selbst nicht von ihrem Asthma geheilt wurde,
sondern bereits mit 35 Jahren schwerkrank gestorben ist. Aber auch hier zeigt
sich ein Sinn, der mit der Krankheit im Plan Gottes verbunden ist.
Zwei Jahre nach den Erscheinungen
hat Bernadette einen schweren Asthmaanfall und kommt darum in Lourdes in ein
Hospiz, das von Ordensschwestern geführt wird. Dort lernt sie lesen und
schreiben. Nach sechs Jahren Hospiz und Armenschule entschließt sie sich bei den
Schwestern in deren Kloster in Nevers einzutreten. Als sie 1867 mit 43
Mitnovizinnen die Ordensgelübde ablegt, teilt der Bischof jeder Schwester eine
Aufgabe zu. Am Ende steht nur noch Bernadette da – jetzt Schwester Maria
Bernarda. Der Bischof fragt: „Und Sie?“ Die Oberin gibt zur Antwort: „Sie taugt
zu nichts.“ Und der Bischof zu Bernadette gewendet: „Dann sei das Gebet ihr
Beruf.“
Die Heilige notiert dazu: „Ich bin
wie ein Besen, dessen sich die Jungfrau bedient hat. Was macht man mit einem
Besen, wenn man ihn nicht mehr braucht? Man stellt ihn in eine Ecke. Da ist mein
Platz. Da fühle ich mich wohl.“
Diese Demut zeigt sich in einer
großen Bereitschaft, die ihr möglichen Aufgaben anzunehmen und alle ihr
auferlegten Prüfungen zu durchleiden. Sechs Jahre lang wirkt sie als
Hilfskrankenschwester. Danach ist sie selbst an das Krankenlager gefesselt. Auf
dem Sterbebett leidet sie unbeschreiblich. Sie sagt: „Ich werde zermahlen wie
ein Weizenkorn.“
Nach einem qualvollen Ringen mit
dem Tod stirbt sie am 16. April 1879 nachmittags um 3 Uhr. Ihre letzten Worte
sind: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für mich arme Sünderin.“
Im Jahre 1909, dreißig Jahre nach
ihrem Tod, wird ein Verfahren zur Überprüfung ihrer Heiligkeit eingeleitet.
Dabei wird der Leichnam exhumiert. Zum großen Erstaunen der Ärzte ist er
unverwest. 1925 wird Bernadette seliggesprochen, und am 8. Dezember 1933, dem
Fest der unbefleckten Empfängnis Mariens, folgt die Heiligsprechung. Ihr
unversehrter Leichnam steht heute bis heute in einem Glassarg in Nevers.
Ein solches Zeichen ist gleichsam
ein Wink des Himmels, das auf die vorbildliche Heiligkeit der Seherin weist und
auf das zukünftige Leben, das über Krankheit und Tod hinaushebt. Das Wirken
Gottes kann sich ausnahmsweise im Wunder der Heilung zeigen, aber viel öfter
bzw. meistens erweist es sich in der geistlichen Kraft, die teilhat an Christi
Leiden und Auferstehung.
|