Exerzitien mit P. Pius

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Was rettet: Glaube oder Werke?

zur 2. Lesung am 24. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B; Jak 2, 14 - 18

 

Zweite Lesung

Der Glaube für sich allein ist tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat

Lesung

aus dem Jakobusbrief

14Meine Schwestern und Brüder, was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten?

15Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung sind und ohne das tägliche Brot

16und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das?

17So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat.

18Aber es könnte einer sagen: Du hast Glauben und ich kann Werke vorweisen; zeige mir deinen Glauben ohne die Werke und ich zeige dir aus meinen Werken den Glauben.

 

Ist es Ihnen auch schon so ergangen? Sie fragen einen Freund oder eine Freundin um Rat und er oder sie gibt eine Antwort. Dann fragen sie in derselben Angelegenheit noch einmal einen anderen Freund bzw. Freundin. Und er oder sie sagt genau das Gegenteil. – So was kommt vor. Nicht nur im alltäglichen Leben. So was gibt es auch in der Bibel.

 

Da ist z. B. der Apostel Paulus. Für ihn bedeutet der Glaube alles. Auf den Glauben kommt es an. An Gott glauben ist hinsichtlich Rettung und Erlösung das Entscheidende. Die Werke spielen bei ihm keine große, keine bedeutende Rolle. Durch Werke, so sagt Paulus, wird niemand vor Gott gerecht. Vielmehr „gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott“ (Röm 5, 1ff).

 

Und da ist der Apostel Jakobus. Bei ihm spielen die Werke eine große Rolle. Auf sie kommt es an. Der Glaube allein reicht nicht. „Was nützt es“, so schreibt er, „wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann der Glaube ihn retten?“ (Jak 2, 14). Glaube ohne Werke ist in seinen Augen ein toter Glaube.

 

Zwei Apostel und zwei ganz unterschiedliche Auffassungen. Wer hat nun recht? Und an wen sollen wir uns halten?

 

Nun, liebe Schwestern und Brüder, wir wissen heute, dass der Römerbrief und der Jakobusbrief zu verschiedenen Zeiten verfasst wurden. Da liegen drei oder sogar vier Jahrzehnte dazwischen. Auch die Situation, in die die beiden Briefe hineingeschrieben wurden, sind ganz unterschiedlich, ebenso der Adressatenkreis. – Von daher wird manches verständlich. Und was auf den ersten Blick wie ein regelrechter Widerspruch aussieht, das zeigt sich bei genauerem Hinsehen als eine durchaus nachvollziehbare Entwicklung.

 

Paulus hatte es mit Gegnern aus dem strengen Judentum zu tun. Diese glaubten, die strikte Befolgung des Gesetzes verschaffe den Menschen Zugang zu Gott. Gewissenhafte Beobachtung der Gebote bewirke die Erlösung des Menschen. Vom Halten der Gebote und vom Befolgen des Gesetzes hängen demnach Heil und Rettung des Menschen ab. – Paulus sieht das anders. Er widerspricht. Nein, sagt er, so zu denken, das würde bedeuten, alles hängt vom Tun des Menschen ab. Doch Rettung und Erlösung sind Geschenk. Sie können nicht verdient werden, beim besten Willen nicht und bei aller Anstrengung nicht. Gott schenkt uns vielmehr seine Gnade, weil wir ihm wertvoll und wichtig sind und weil er uns liebt. Das Einzige, was wir tun können, ist, ihm diese Liebe zu glauben. Und dieser Glaube ist das, worauf es ankommt. Mehr braucht es nicht. So Paulus.

 

Jakobus, Jahrzehnte später, schreibt in eine ganz andere Situation und an ganz andere Menschen. Es waren Menschen, die sich nicht mehr unbeugsam an das Gesetz und die Befolgung der Gebote hielten, Menschen, die nicht mehr meinten, sich den Himmel verdienen zu müssen. Wozu braucht es Werke, so dachten sie, wenn allein der Glaube selig macht? Wozu das eigene Bemühen und die eigenen Anstrengungen, wenn am Ende ohnehin alles von Gott gegeben wird?

 

Hier hakt Jakobus ein und macht hinter diese Einstellung ein großes Fragezeichen. Und er stellt klar, dass es nicht allein auf den Glauben ankommt, sondern auch auf die Werke. Denn was ist das für ein Glaube, dem keine Taten folgen? Ist das überhaupt echter, wirklicher, lebendiger Glaube? Oder ist solcher Glaube nicht vielmehr tot? So Jakobus.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Was zählt und was rettet: Glaube oder Werke?

Die Frage ist falsch gestellt. Paulus und Jakobus widersprechen sich nicht, sie ergänzen sich vielmehr. Einerseits kann der Menschen sich die Gnade Gottes nicht verdienen. Heil und Rettung und Erlösung sind und bleiben ein Geschenk. Da hat Paulus recht. Ob der Glaube aber wirklich lebendig ist, das zeigt sich an den Taten, vor allem in der Liebe. Und darauf legt Jakobus den Akzent. Echter Glaube wird immer auch Werke hervorbringen. Er wird sich in Taten niederschlagen, er wird sich im Handeln bewähren, er wird sich in einer christlichen Lebenspraxis äußern. Der Glaube will, soll und muss in der Liebe wirksam werden. Ohne Werke ist er erstarrt, unfruchtbar, wie tot. Es stimmt: An unseren Werken wird man erkennen, wes Geistes Kind wir sind.

 

Glaube oder Werke? Einen ausgezeichneten und treffenden Kommentar zu dieser Frage habe ich bei Angelus Silesius gefunden. Er lautet: „Der Glaub‘ / ohn Lieb allein / (wie ich mich wohl besinne) / ist wie ein hohles Fass / es klingt und hat nichts drinne.“

 

Glaube oder Werke? Es braucht beides. Glaube und aus dem Glauben Handeln gehören zusammen. Sie sind wie die zwei Seiten einer Medaille. Das eine geht nicht ohne das andere. Und so gilt es, das eine zu tun ohne das andere zu lassen.

 

 

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