Exerzitien mit P. Pius

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Nichts als ein Wanderstab

zum Evangelium am 15. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B; Mk 6, 7 - 13

 

Evangelium

Er begann, die Zwölf auszusenden

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus

In jener Zeit

7rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister

8und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel,

9kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.

10Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst!

11Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis.

12Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr.

13Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.

 

 

Es gibt eine Möglichkeit, sich die Beschäftigung mit dem soeben gehörten Evangelium zu ersparen. Man kann es als eine Weisung verstehen, die Jesus „in jener Zeit“ den Zwölf gegebenen hat. Vielleicht hatte sie auch für die urchristlichen Missionare noch eine gewisse Gültigkeit. Aber heutzutage? Wer geht noch mit einem Wanderstock zur Verkündigung der Jesusbotschaft? Oder wer treibt Dämonen aus, an deren Existenz kaum noch jemand glaubt?

 

Und doch will dieses Evangelium nicht einfach ein Bericht von damals sein, sondern Antwort auf Fragen geben, die für die Kirche auch heute noch aktuell sind.

 

Schauen wir also mal genauer auf die in diesem Evangelium geschilderte Aussendung der Apostel: Wie vollzieht sie sich? Was gibt Jesus den Seinen mit an Weisung und Auftrag? Und was bedeutet das für uns heute? Was kann das uns sagen?

 

Als erstes fällt mir auf: Es sind Fischer und Zöllner, die Jesus sendet, Menschen wie du und ich. Menschen mit Schwächen, mit bisweilen ungestümem Temperament, nicht frei von Angst; Menschen, weder besonders tugendhaft, noch besonders gescheit, allesamt Laien, keine Kleriker, keine Schriftgelehrten, keine theologischen Experten. Da ist nichts Professionelles. – Anscheinend sind andere Dinge wichtiger.

 

Weiter fällt mir auf: Jesus schickt die Seinen zu zweit aus. Sie sollen einander unterstützen, miteinander die Lasten ertragen, gemeinsam Krisen meistern und Gefahren bestehen.

Zu zweit kann man sich auch austauschen, sich gegenseitig anspornen. Gemeinsamkeit gibt Kraft und macht stark.

 

Zu zweit: das heißt m. E. auch: es geht um gelebte Gemeinschaft. Sie sollen nicht nur durch Worte predigen, sondern auch durch ihr Beispiel. Es soll anschaubar werden, wie es geht, miteinander Leben und Glauben zu teilen, Liebe zu üben, Geduld zu haben, verzeihen zu können.

 

Zu zweit: Was sagt das uns heute? Es sagt uns: Christen sind keine Einzelkämpfer, keine Solisten. Tuchfühlung ist angesagt, sich einhaken, Solidarität, Geschwisterlichkeit, Weggemeinschaft. Der Versuchung zum Alleingang gilt es auch heute zu widerstehen. Das Gemeinsame suchen, im Gespräch bleiben, einander stützen und stärken.

 

Weiter fällt mir auf: Die Jünger sollen nichts mitnehmen. Nur das Allernotwendigste. Warum das? – Ich denke, die Jünger sollten erfahren, wie es ist, sich ganz auf die Güte der Menschen zu verlassen und letztlich auf die Vorsehung Gottes zu vertrauen. Es gibt überall gute Menschen. Und vor allem: Gott ist gut! Er ist da. Er wird sorgen!

 

Nichts mitnehmen, das heißt für mich auch: Keinen unnötigen Ballast. Weniger kann mehr sein. Weniger an Sachen, Hilfsmittel, Institution, Bürokratie. Mehr an Freiheit, Unabhängigkeit, Beweglichkeit. Weniger an Haben, mehr an Sein. Ob das nicht auch für die Kirche heute gilt?

 

Jesus schickt die Seinen nicht nur los mit leichtem Gepäck.

Sie sollen auch bleiben, wo sie Quartier gefunden haben.

Sie sollen sich nicht – heute hier und morgen dort – mit dem Besten verwöhnen lassen. Sie sollen keine Ansprüche stellen. Sie sollen zufrieden sein mit dem, was sie vorfinden und was gute Menschen ihnen geben. Dankbar sein für Unterkunft und Verpflegung. – Dankbarkeit und Zufriedenheit. Ob das nicht auch uns Christen heute kennzeichnen und auszeichnen sollte?

 

Noch etwas fällt auf: Die Apostel erhalten von Jesus nicht nur den Auftrag zur Verkündigung. Sie sollen die Gottesherrschaft nicht nur mit Worten ausrufen, Jesus gibt ihnen vielmehr auch die Vollmacht, Kranke zu heilen und Dämonen auszutreiben.

Die Dämonen, die Quälgeister, haben viele Gesichter: Süchte, Zwänge, Ängste, so vieles, worunter Menschen leiden. Und manchmal ganz entsetzlich leiden.

 

Es geht auch heute noch darum, die Menschen heil zu machen, sie zu befreien, von dem, was sie bedrückt, fesselt, krank und kaputt macht. Es geht darum, für die Menschen da zu sein. Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.

 

Auf noch etwas weist Jesus die Seinen hin: Sie werden als seine Boten nicht überall mit offenen Armen empfangen. Sie werden – wie er selbst – auch auf Ablehnung stoßen und Hass erfahren. Da, wo solches geschieht, sollen sie sich nicht aufreiben und keine Zeit vertun, sondern sollen einfach weiterziehen und den Staub von den Füßen schütteln.

 

Liebe Schwestern und Brüder! Das Weitersagen und Weitertragen des Glaubens funktioniert nicht immer. Eine Erfahrung, die auch wir immer wieder machen, vielleicht schon im direkten Umfeld, in der eigenen Familie, in unserem eigenen Freundeskreis. Nicht alle teilen unseren Glauben, manche können nicht, andere wollen nicht verstehen und mitvollziehen, was uns viel bedeutet, woraus wir Orientierung und Kraft für unser Leben schöpfen.

Trotzdem: Aus dem Glauben leben, Zeugnis geben. Die Frohe Botschaft mit ganzer Kraft verkünden. Jeder soll sie vernehmen. Alle sind eingeladen, den Glauben kennen zu lernen. Aber keinem darf er aufgezwungen und aufgedrängt werden. Mit Druck und Zwang bringt man den Menschen Gott nicht näher.

Ob und wie das Reich Gottes Fuß fasst, liegt in der Freiheit des Menschen. Gott respektiert diese Freiheit. Das gilt auch heute.

 

Liebe Mitchristen! Wenn von den Aposteln oder den Zwölf die Rede ist – wie heute im Evangelium – dann können wir meinen: das geht uns nichts an. Wenn von Aussendung und Mission die Rede ist, dann denken wir unwillkürlich an Missionare und Missionarinnen in fernen Ländern. Und meinen wieder: das geht uns nichts an.

Doch wir alle sind zur Nachfolge gerufen. Wir alle sind kraft Taufe und Firmung gesendet. Evangelisierung, Weitergabe des Glaubens ist nicht Sondergruppen und Spezialeinheiten vorbehalten. Das soll unser aller Anliegen sein.

Zeuge der Wahrheit sein, Werkzeug des Friedens, Botin der Liebe, für andere ein Segen sein und so den Menschen, die mit uns leben, den menschenfreundlichen Gott nahebringen: das können wir alle, jede und jeder an ihrem und seinem Platz.

 

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