Von
Königen und Königinnen ist immer wieder einmal zu lesen oder zu hören:
Weinköniginnen, Schönheitsköniginnen, Schützenkönigen.
Beim
Friseur oder im Kaufladen ist der Kunde König.
Unter den
Blinden ist der Einäugige König.
Und
jemand freut sich wie ein Schneekönig.
Es gibt
aber auch die echten Könige und Königinnen.
Von denen
hören, sehen oder lesen wir auch immer wieder.
Es ist
schon erstaunlich, was für eine Faszination die gekrönten Häupter auch
im 21. Jahrhundert. auf sehr viele Zeitgenossen ausüben.
Klatsch
und Tratsch aus den Königshäusern füllt die Seiten mancher
Illustrierten.
Fürstliche Hochzeiten, königliche Geburten von Prinzen und
Prinzessinnen, all dies wird begierig aufgenommen.
Für eine
kurze Zeit taucht man in eine andere, vermeintlich heile Welt ein, eine
Welt von Eleganz und Pracht, von Reichtum und Ruhm, die es allerdings so
in Wirklichkeit gar nicht gibt.
Denn die
andere Seite sind – auch bei den Kings und Royales – Affären und
Skandale, Neid und Streit, Missgunst und Eifersucht.
Diese
Könige und Königinnen wohnen zwar nach wie vor in Schlössern und
Palästen, sie erfahren Ruhm und Ehre.
Viel zu
sagen haben sie aber nicht. Ihre politische Bedeutung und Macht ist sehr
begrenzt.
Allenfalls sind sie noch Symbole der Einheit, Repräsentanten des Volkes.
Da und
dort auch eine moralische Instanz, - das aber auch immer weniger.
Heute, am
Christkönigsfest feiern wir Jesus Christus als König.
Aber was
ist das für ein König? Eines ist klar:
Kein
König für die Klatschspalten der Regenbogenpresse.
Kein
König, der abgehoben auf seinem Thron sitzt und in seinem Palast
regiert.
Kein
König mit prunkvoller Machtentfaltung. Und schon gar nicht ein
Kriegsherr, Machthaber oder Terrorchef.
Ein
einziges Mal nur hat sich Jesus selbst als König bezeichnet.
Und da
befindet er sich auf dem Weg zum schändlichen Tod am Kreuz.
Da steht
er als Angeklagter vor Pilatus, dem Statthalter des Kaisers,
ausgeliefert von den Hohepriestern und seinem Volk,
verraten,
gebunden und geschunden, äußerlich ein Bild der Ohnmacht.
Ein
Spottkönig im Purpurmantel und mit Dornenkrone.
Und da,
wo er sich als König bekennt, da fügt er sofort und ausdrücklich hinzu,
dass sein Königtum nicht von dieser Welt ist,
eben
nicht aus Waffen und Gewalt besteht, nicht aus Unterdrückung und
Ausbeutung, nicht aus Macht und Pracht.
Es ist
ein Reich ganz anderer Art. In ihm gelten ganz andere Maßstäbe.
Was macht
das Königtum Jesu Christi aus? Worin besteht es?
Wir
können es auf einen Nenner bringen und sagen:
Sein
Reich ist ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens.
Sein
Königtum ist Barmherzigkeit. Seine Herrschaft heißt Dienen. Seine Macht
ist die Liebe.
Als die
Weisen aus dem Morgenland nach Jerusalem kommen, fragen sie nach dem „neugeborenen König der Juden“.
Und was
finden sie? Ein Wickelkind im Futtertrog!
Nach der
Brotvermehrung wollen die Menschen Jesus zum König machen.
So ein
König, das wäre toll! Einer, der aus wenig viel macht, aus Wasser Wein.
Ein
Wundermann, der Macht hat über Dämonen, Krankheit und Tod.
Sollte so
ein Held nicht auch in der Lage sein, die verhassten Römer aus dem Land
zu jagen?
Das wäre
die Chance gewesen, das Zepter der Herrschaft in die Hand zu
nehmen, die Gelegenheit, die Macht zu ergreifen.
Aber was
macht Jesus? Er zieht sich zurück.
Als er am
Palmsonntag in Jerusalem einzieht und die Menschen ihn als „Sohn
Davids“ begrüßen und ihm als „König Israels“ zujubeln, da
kommt er nicht großmächtig, hoch zu Ross, sondern auf einem schlichten
Esel, dem Lasttier der kleinen Leute.
Schon am Beginn seiner Laufbahn hat er alle Verführung zur Macht
zurückgewiesen: „Weiche Satan! Es steht
geschrieben: Dem Herrn, deinem Gott sollst du dienen!“
Und
auf dem Weg in den Tod bekennt er: „Ich bin in
eurer Mitte wie einer, der dient.“
Erst in
der absoluten Machtlosigkeit vor dem irdischen Richter, erst als „Ecce
homo“, nennt Jesus sich König.
Erst über dem Kreuz der demütigen Hingabe steht die Inschrift – und sie
steht da als Spott: „Jesus von Nazareth, König
der Juden“
Und als
seine Gegner unter dem Kreuz ihm das Königtum verhöhnend anbieten: „Ist er der König von Israel, so steige er herab vom Kreuz und wir
wollen an ihn glauben“, da bleibt er am Kreuz.
Solange
Jesus in der Welt war, hat er allen Verführungen zur Macht widerstanden
und wollte nichts anderes sein als „der Diener aller“.
Zu
den Seinen aber sagt er: „Ihr wisst, dass die,
die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen
ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so
sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein…“
Bei den
großen, 30-tägigen ignatianischen Exerzitien gibt es eine Betrachtung,
die lautet: „Der Ruf des Königs“.
Jesus ist
dieser König. Er will keine Bewunderer, sondern Nachfolger. Er will
nicht Personenkult, sondern Treue.
Jesus,
der ganz andere König, ruft uns, ihm zu folgen.
Er lädt
uns ein, seinen Weg mitzugehen.
Er lädt
uns ein, in seine Gesinnung hineinzuwachsen.
Er lädt
uns ein, zu leben nach seinem Wort und Beispiel.
Er lädt
uns ein, ein Leben zu wagen,
das von
der Liebe geprägt ist und nicht vom Hass,
von der
Wahrheit und nicht von der Lüge,
vom der
Friedfertigkeit und nicht vom Streit,
von der
Barmherzigkeit und nicht von Gewaltanwendung,
von
Verzeihen und nicht von Vergeltung.
Die
Betrachtung bei Ignatius lässt allerdings keinen Zweifel daran, dass das
nicht immer leicht ist, dass das kein Spaziergang ist, dass das oft ein
Schwimmen gegen den Strom bedeutet, dass es Kraft und Mühen kostet und
Treusein erfordert.
Und immer
wieder bedarf es auch der Umkehr:
die
selbstherrlichen Wege verlassen und den Weg Jesu gehen,
die
eigenmächtigen Gedanken aufgeben und seine Gedanken denken,
die
selbstischen Ziele loslassen und dem Willen Gottes Vorfahrt geben.
Christus,
unser König, aber ist mit uns auf dem Weg.
Er ist
bei uns alle Tage als das Licht, das uns erleuchtet, als die Kraft, die
uns erfüllt, als der Beistand, der uns nicht verlässt.
Hören
auch wir den Ruf dieses Königs!
Folgen
wir ihm auf seinem Weg!
Leben wir
nach seinem Beispiel!
Lassen
wir seine Botschaft in unserem Leben leuchten!
Halten
wir ihm die Treue!
Dann
gehören wir zu seiner neuen Familie. Dann sind wir selbst königliche
Menschen.
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