Exerzitien mit P. Pius

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Hörer und Täter des Wortes

zur 2. Lesung  am 22. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B;

Jak 1, 17 - 18.21b - 22.27

 

Zweite Lesung

Werdet Täter des Wortes und nicht nur Hörer!

Lesung

aus dem Jakobusbrief

Meine geliebten Schwestern und Brüder!

17Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, vom Vater der Gestirne, bei dem es keine Veränderung oder Verfinsterung gibt.

18Aus freiem Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit geboren, damit wir eine Erstlingsfrucht seiner Schöpfung seien.

21bNehmt in Sanftmut das Wort an, das in euch eingepflanzt worden ist und die Macht hat, euch zu retten!

22Werdet aber Täter des Wortes und nicht nur Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst!

27Ein reiner und makelloser Gottesdienst ist es vor Gott, dem Vater: für Waisen und Witwen in ihrer Not zu sorgen und sich unbefleckt von der Welt zu bewahren.

 

 

„Nichts als schöne Worte!“ Haben Sie sich das auch schon mal gedacht, liebe Schwestern und Brüder? Nach einer Wahlrede zum Beispiel? Nach einem wichtigen Gespräch unter vier Augen? Vielleicht auch nach einer Predigt? 

Wenn hinter all den schönen Worten nichts steckt, wenn darauf kein Verlass ist, wenn den vielen Versprechungen keine Taten folgen, dann erschüttert das jede Glaubwürdigkeit. Dann sagen u. denken wir: „Worte, Worte, nichts als Worte!“

 

Auf den Zusammenhang von Reden und Tun, von Hören und Befolgen verweist heute auch die Lesung aus dem Jakobusbrief. Der entscheidende Satz lautet: „Seid Täter des Wortes, nicht nur Hörer!“ Also: „Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach!“

 

Das Hören wird nicht abgewertet. Es ist ganz wichtig.

Ich kann das Wort erst befolgen und danach handeln, wenn ich es zuvor gehört habe. Das gilt auch für das Wort Gottes. Nicht umsonst beginnt das große Gebot der Israeliten mit „Höre, Israel!“

 

Auf Gott hören, wie geht das? Eine ganz wichtige Voraussetzung des Hörens ist Stille und Schweigen. – Wenn uns jemand etwas sagen möchte, Lärm aber seine Stimme übertönt, dann ist hören schwer oder gar unmöglich.

Neben dem äußeren Lärm gibt es auch den inneren Lärm. Äußerlich gesehen schweigt man und hört dem anderen scheinbar zu, innerlich aber ist man mit seinen Gedanken ganz woanders. Das äußere Hören findet erst dann sein Ziel, wenn es zu einem aufmerksamen inneren Hören wird.

 

Ein Lied im neuen Gotteslob lautet: „Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden.“ Dieser kleine Kanon nimmt den Anfang der Benediktregel auf. „Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden.“

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Wissen Sie, was der junge König Salomo geantwortet hat, als er im Traum von Gott her einen Wunsch äußern durfte?

Er wünschte sich nicht Reichtum, nicht Gesundheit, kein langes Leben, nicht den Sieg über seine Feinde oder den Gehorsam seiner Untertanen. Was hat er sich gewünscht? Ein hörendes Herz. „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz!“ Und das war ein Wunsch, der Gott imponiert hat.

 

Die Propheten beklagen jedoch immer wieder, wie oft das Herz verhärtet und verschlossen ist. „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet nicht euer Herz“ (Psalm 95). Verschließt es nicht! Macht nicht zu!

 

Wissen Sie, was der kleine Bub Samuel geantwortet hat, als er des Nachts im Tempel zum dritten Mal angerufen wurde? Auf Elis Rat antwortete er: „Rede, Herr, dein Diener hört!“

 

Und bei der Verklärung Jesu auf dem Berg, was hat da die Stimme aus der Wolke gesagt? „Das ist mein geliebter Sohn! Auf ihn sollt ihr hören.“ – Oft ruft Jesus aus: „Sie haben Ohren und hören nicht!“ Oder: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“

 

Das Hören ist also ganz wichtig. Aber es darf nicht beim Hören bleiben. Zum Hören muss das Tun kommen. Und das betont Jakobus in der heutigen Lesung. Er legt den Adressaten seines Briefes eindringlich ans Herz, das Wort nicht nur zu hören, sondern auch danach zu handeln, nicht nur Hörer des Wortes zu sein, sondern auch Täter. Entsprechend dem Wort Jesu: „Selig, die das Wort Gottes hören und es befolgen.“

 

Auf Gott hören und sein Wort befolgen, Hörer und Täter des Wortes sein, auch dafür gibt es in der Bibel und bei den Heiligen viele Beispiele. Da ist Abraham, Mose, die Propheten…

 

Und da ist vor allem Maria, die Mutter Jesu. Sie hat das Wort Gottes gläubig gehört. Sie hat es in ihrem Herzen bewahrt, erwogen, darüber nachgedacht. Und sie hat es befolgt.

Sie war bereit, sich einzulassen, mitzuwirken: „Mir geschehe nach deinem Wort.“

 

Genauso der heilige Josef. Immer wieder bekommt er neue Weisungen. Und jedes Mal tut er, was Gott ihm sagt und geht, wohin Gott ihn schickt. Er hört, horcht und gehorcht.

 

Mir fällt auch Petrus ein. Als er und seine Freunde eine ganze Nacht arbeiten und nichts fangen, da sagt Jesus am helllichten Tag zu ihm: „Fahr hinaus auf den See und werft eure Netze zum Fang aus!“ Eigentlich ein total unsinniges Unternehmen. Aber er tut’s. – „Auf dein Wort hin!“ – Und sie machen einen überwältigenden Fang, so groß, dass die Netze zu zerreißen drohen und die Boote fast untergehen.

 

Ein wunderbares Beispiel für Hören und Tun ist auch der heilige Franziskus. Als er als junger Mann im Kirchlein San Damiano betet, hört er vom Kreuz herab die Stimme: „Franziskus, siehst du nicht, wie mein Haus zerfällt? Geh, richte es wieder auf!“ Und Franziskus antwortet: „Gern will ich es tun Herr!“

Er hört und ist bereit zu tun.

Ein andermal hört er bei einer Messfeier im Kirchlein Portiunkula das Evangelium von der Aussendung der Jünger. Nachher geht er in die Sakristei und bittet den Priester, ihm das Evangelium zu erklären. Da klatscht Franziskus in die Hände und sagt: „Das ist es, was ich will, das verlange ich zu tun aus ganzem Herzen.“ Und auf der Stelle ist er bereit, das Gehörte in die Tat umzusetzen. Thomas von Celano, Gefährte des heiligen Franziskus und sein erster Biograph sagt dazu: „Er war ja kein tauber Hörer des Evangeliums!“ – Das ist es: kein tauber Hörer, keine taube Hörerin des Evangeliums sein!

 

Roger Schutz, der frühere Prior von Taize hat einmal gesagt: „Lebe, das, was du vom Evangelium begriffen hast, und sei es auch noch so wenig!“ – Aber das leb, das mach konkret, das versuch ins praktische Leben umzusetzen, das versuch hinein zu buchstabieren in deinen Alltag.

 

Liebe Schwestern und Brüder! In jeder Eucharistiefeier hören wir Gottes Wort. Geht es da rein und da raus? Ist es für uns nur Schall und Rauch? – Wir wollen und sollen dem Wort Gottes ehrfürchtig begegnen, wachen Sinnes, uns dafür öffnen, es aufnehmen, es zu Herzen nehmen, es beherzigen. Wenn wir keine tauben Hörer des Wortes Gottes sind, kann es unser Leben wandeln. Im Licht des Wortes Gottes kann unser Leben klarer werden, eindeutiger, zielgerichtet.

 

Liebe Mitchristen! Christsein lebt nicht von schönen Worten und frommen Gefühlen. Es zeigt sich im Tun, im Alltag. Es zeigt sich in der Hilfsbereitschaft. Es zeigt sich in der Solidarität mit den Armen und Schwachen. Es zeigt sich in der Liebe, in der praktischen und konkreten Liebe zum Nächsten.

 

Das ist es, was der Verfasser des Jakobusbriefes seiner Leserschaft damals und uns heute so eindringlich ans Herz legt.

 

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