Exerzitien mit P. Pius

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Welches Gebot ist das wichtigste?

(31. Sonntag - Lesejahr B; Mk 12, 28b - 34)

 

EVANGELIUM                                                                                                   

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben; du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst

 

+Aus dem heiligen Evangelium nach Markus

In jener Zeit

28bging ein Schriftgelehrter zu Jesus hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen?

29Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr.

30Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.

31Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.

32Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm,

33und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer.

34Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.

 

 

 

Die Tage um Allerheiligen und Allerseelen stimmen uns nachdenklich. Wir werden in diesen Novembertagen mehr als sonst mit dem Tod und der Vergänglichkeit unseres Lebens konfrontiert. Wir schauen über das Jetzt und Heute hinaus und fragen uns: Wozu leben? Was hat unser Leben für ein Ziel? Worauf kommt es in diesen wenigen Jahrzehnten, die wir zu leben haben, an? Was zählt? Was ist wichtig? Was lässt mein Leben gelingen?

 

Sehen Sie, liebe Mitchristen, das ist genau das Anliegen, mit dem der Schriftgelehrte im heutigen Evangelium zu Jesus kommt.

Er will wissen, worauf es am meisten und vor allem anderen ankommt im Leben.

Es gab damals 248 Gebote und 365 Verbote, also insgesamt 613 Gesetze. Da sieht ja ein gewöhnlich Sterblicher vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Wie soll man da durchblicken und wissen, wo man dran ist? Es können doch nicht alle Gebote und Verbote gleich wichtig sein. Da muss es doch wohl eine Rangordnung geben? Was zählt? Wo sind die Prioritäten zu setzen?

 

Jesus gibt in zwei knappen Sätzen Antwort:

Erstens: Liebe den Herrn, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft.

Zweitens: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

 

Gott lieben und den Nächsten wie sich selbst, das ist das allerwichtigste. Darauf kommt es an, wenn dein Leben Sinn und Ziel haben, wenn es erfüllt sein und gelingen soll.

 

Das klingt uns sehr vertraut, nicht wahr? So vertraut und bekannt, dass wir Mühe haben hinzuhören und das Gewicht dieser Aussage zu spüren. Die Antwort Jesu reißt uns nicht vom Sitz.

 

Auch für den Schriftgelehrten in unserem Evangelium ist die Antwort nicht neu. Er kennt beide Gebote aus den heiligen Schriften.

Aber Jesus tut etwas Kühnes: Die zwei Gebote stehen im Alten Testament an verschiedenen Stellen. Jesus bringt sie zusammen.

Er verknüpft und bindet die Liebe zu Gott an die Liebe zum Nächsten.

Das, was zählt, das wichtigste überhaupt, ganz zentral ist dieses Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe.

Für Jesus sind das zwei Seiten einer Medaille. Die Liebe zu Gott, die Vertikale, die nach oben zeigt, und die Liebe zum Nächsten, die Horizontale, die zu den Mitmenschen zeigt, beißen sich nicht, rivalisieren nicht miteinander. Sie ergänzen einander, sie bedingen sich gegenseitig, sie gehören untrennbar zusammen.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Indem Jesus die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten zusammenschweißt und über alles andere stellt, veranschaulicht er zugleich eindrücklich und prägnant sein eigenes Lebensprogramm. Er selbst lebt die Gottes- und Nächstenliebe. Das bestimmt sein eigenes Handeln. Man kann ihn ruhig beim Wort nehmen. Reden und Tun stimmen bei ihm überein. Sein ganzes Leben zeigt, was Liebe ist.

Ja, in ihm, in Jesus, ist Gottes unbegreifliche Liebe sichtbar geworden. In ihm wendet sich Gott selbst uns Menschen zu. In Jesus begegnet uns die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes.

Es ist eine Liebe, die sich nicht unterkriegen lässt, eine Liebe, die vor allem auch die Schwachen, die Armen, die Kranken und Sünder sucht und meint, eine Liebe, die größer ist als alle Schuld.

Jesus ist das Ja Gottes zu uns.

„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ (Joh 3, 16)

„Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung.“ (Joh 13, 1)

„Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat.“ (1 Joh 4, 10)

 

Gottes Liebe steht am Anfang. Wir haben sie nicht gemacht. Sie kommt nicht aus uns, sondern zu uns. Ihr Zeichen ist die Krippe, das Kreuz und der Altar. Da sehen wir seine Liebe und wie weit er geht in seiner Liebe.

„Eine größere Liebe hat niemand als wer sein Leben hingibt für seine Freunde.“ (Joh 15, 13)

Gott hat nicht nur Liebe. Gott ist Liebe, nichts als Liebe, Liebe, die alles Begreifen übersteigt.

 

Gottes Liebe aber ist eine Einladung an uns zur Gegenliebe. Seine Liebe lockt und ruft unsere Liebe, dass wir Antwort geben, dass wir seine Liebe erwidern.

 

Wie kann das aussehen, liebe Schwestern und Brüder?

Wie kann das geschehen? – Vor allem dadurch, dass wir selber liebe üben!

Dazu ruft der Evangelist Johannes uns auf: „Wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben!“ Und Paulus mahnt: „Nehmt einander an, wie auch Christus euch angenommen hat.“ Und Jesus selbst sagt in der Bergpredigt: „Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist.“ Und nach der Fußwaschung im Abendmahlssaal: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!“

 

Liebe Mitchristen!

Ein italienisches Sprichwort lautet: „Die Liebe hat zwei Töchter: die Güte und die Geduld.“

Geduld ist die Alltagsform der Liebe. Güte und Verzeihen die Höchstform und der Ernstfall der Liebe.

Solche Liebe ist eine Kunst, die Kunst der kleinen Schritte.

Dazu gehört z. B. das Zeithaben und sich Zeit nehmen für einander. Dazu gehören die kleinen Aufmerksamkeiten, die schlichten Freundlichkeiten, die gern gegebenen Hilfen. Dazu gehört: wissen, was den anderen freut, ahnen und spüren, was ihm weh tut und was ihn traurig macht.

 

Die Liebe ist wie ein großer Geldschein, der täglich umgewechselt werden will in kleine Münzen.

Wo immer dann aber es Liebe in dieser Welt gibt, wo immer Menschen Freude schenken, wo immer jemand zur Versöhnung bereit ist, wo immer jemand sich um Geduld bemüht und den anderen erträgt, wo immer jemand mit Gewalt und Betrug aufhört und mit Ehrlichkeit und Wohlwollen beginnt, wo immer jemand das Gute an die Stelle des Bösen setzt, - überall da wird Gottes Liebe sichtbar, Strahlen der Liebe Gottes in dieser Welt.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Worauf kommt es an in unserem Leben? Was zählt? Die Liebe, die Liebe zu Gott und die Liebe zum Mitmenschen. Dabei ist die Nächstenliebe der Prüfstein und Echtheitsbeweis der Gottesliebe.

Ja, das geht soweit, dass beide ineinander fallen, identisch sind:

„Was ihr einem der Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!“ (Mt 25, 40)

 

Wie kommen wir zur Erfüllung unseres Lebens? Als Liebende!

Wozu bin ich da? Was ist meine Bestimmung? Die Antwort des Evangeliums ist eindeutig: Gott zu lieben und den Nächsten wie mich selbst!

 

 

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