Exerzitien mit P. Pius

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Entschieden leben

(21. Sonntag - Lesejahr B; Jos 24,1 - 2a. 15 -17.18b)

 

ERSTE LESUNG                                                                                                   

Wir wollen dem Herrn dienen: denn er ist unser Gott

 

Lesung aus dem Buch Josua

In jenen Tagen

1versammelte Josua alle Stämme Israels in Sichem; er rief die Ältesten Israels, seine Oberhäupter, Richter und Listenführer zusammen, und sie traten vor Gott hin.

2Josua sagte zum ganzen Volk:

15Wenn es euch aber nicht gefällt, dem Herrn zu dienen, dann entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter jenseits des Stroms dienten, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.

16Das Volk antwortete: Das sei uns fern, dass wir den Herrn verlassen und anderen Göttern dienen.

17Denn der Herr, unser Gott, war es, der uns und unsere Väter aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt hat und der vor unseren Augen alle die großen Wunder getan hat. Er hat uns beschützt auf dem ganzen Weg, den wir gegangen sind, und unter allen Völkern, durch deren Gebiet wir gezogen sind.

18bAuch wir wollen dem Herrn dienen; denn er ist unser Gott.

 

 

 

Täglich kommen Entscheidungen auf uns zu, große und kleine.

Oft schieben wir sie vor uns her oder wir versuchen, ihnen auszuweichen. Aber wir kommen nicht darum herum: immer wieder müssen wir uns entscheiden.

 

Nicht alle Entscheidungen sind tiefgreifend und folgenreich. Ob ich den roten Pulli anziehe oder den schwarzen ist ziemlich egal. Ob ich meinen freien Tag so verbringe oder so, ist mehr oder weniger meine Sache. Ob ich einer Einladung folge oder absage, hat schon mehr Relevanz, je nach dem um was für eine Einladung es sich handelt. Ob ich für „Stuttgart 21“ bin oder dagegen, das sagt was über mich, vor allem wenn ich eindeutig Stellung beziehe.

 

Aber es gibt auch Entscheidungen, von denen viel abhängt, Entscheidungen, die weitreichende und ernsthafte Konsequenzen haben. Denken wir nur an die Berufswahl oder die Partnerwahl.

Oft gehen Entscheidungen auch nicht nur mich an, sondern berühren und betreffen auch andere Menschen, Menschen, die zu mir gehören, mit denen ich zusammenlebe, mit denen ich arbeite oder meine Freizeit verbringe.

 

Liebe Mitchristen!

Den heutigen Sonntag können wir den „Sonntag der Entscheidung“ nennen. Nicht weil heute eine Abstimmung ansteht oder eine Wahl stattfindet. „Sonntag der Entscheidung“ auch nicht deswegen, weil Sie sich entschieden haben, heute zur Kirche zu gehen und am Gottesdienst teilzunehmen.

„Sonntag der Entscheidung“, einfach deshalb, weil es in den Schriftlesungen dieses Sonntags ganz zentral um Entscheidung geht.

 

In der ersten Lesung ist es Josua, der zum Volk Israel sagt: „Entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt: den Götzen oder dem einzigen, wahren Gott!“

Im Evangelium fragt Jesus die Zwölf, also den inneren Kern derer, die zu ihm gehören: „Wollt auch ihr gehen?“ Es ist die Situation, wo viele seiner Jünger seine Rede (vgl. die Evangelien der letzten Sonntage) unerträglich fanden, sich von ihm abwandten und nicht mehr mit ihm gingen.

Jesus versucht nicht – wie heute in der Pastoral Stehende es vielleicht tun würden – sie um jeden Preis zu halten. Er lässt ihnen die Freiheit, zu bleiben oder zu gehen. Es kommt ihm nicht auf die große Zahl an. Er will Entschiedenheit in der Nachfolge. Petrus hat sich entschieden und gibt als Sprecher der Apostel die Antwort: „Herr, zu wem sollen wir gehen. Du hast Worte ewigen Lebens.“

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Bleiben wir mal bei der ersten Lesung. Da fordert Josua die Israeliten heraus, sich zu entscheiden.

Josua war der Nachfolger von Mose. Mose hatte das Volk aus der Knechtschaft in Ägypten geführt und dann 40 Jahre durch die Wüste. Am Ende seines Lebens war es ihm zwar noch vergönnt, das Land der Verheißung zu sehen. Aber mithineinziehen und es betreten, das durfte er nicht mehr. Josua war es, der Israel über den Jordan und in das Land Kanaan geführt hat.

 

Dass diese Landnahme nicht friedlich geschah, ist klar. Denn das Land war ja von verschiedenen Stämmen und Völkern besiedelt.

Dazu kam aber auch noch, dass Israel dort einer Vielzahl fremder Götter begegnete, Götter, die eine verlockende Faszination ausübten, Götter, die Fruchtbarkeit, Wohlstand und Glück verhießen. Die Gefahr, mit diesen Göttern zu liebäugeln, sie neben Jahwe auch noch zu verehren oder sogar ganz zu ihnen überzulaufen, also vom wahren Glauben abzufallen, diese Gefahr bestand.

 

In dieser kritischen Situation rief Josua kurz vor seinem Tod alle Stämme und ihre Oberhäupter am Heiligtum Sichem zu einem „Landtag“ zusammen. In einer Abschiedsrede stellt Josua das Volk vor die Entscheidung: Wem wollt ihr dienen? Dem wahren Gott, der sein Volk befreit, es beschützt, gesegnet und sich immer wieder als Retter und Helfer, als zuverlässig und treu erwiesen hat oder den Göttern und Göttinnen der Heiden ringsum?

 

Drei Dinge fallen mir auf:

Erstens: Josua spricht das, was ihn bewegt, die Sache, die ihn umtreibt, offen an. Er benennt das Problem: Gott oder die Götter.

Zweitens: Er lässt dem Volk die Freiheit, sich zu entscheiden. Er sagt nicht: Ihr müsst an den Gott eurer Väter glauben, was anderes geht nicht und gibt es nicht. Nein, sie müssen ihre Antwort finden, jeder seine: Ja oder Nein.

Drittens fällt auf, dass Josua selbst entschieden Stellung bezieht. Klar und deutlich sagt er: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“ Er will also auf jeden Fall – egal wie sich andere entscheiden – dem Gott Israels treu bleiben.

Eine klare und wohl auch hilfreiche Vorgabe! Denn auch das Volk entscheidet sich für Jahwe, den Gott der Stammeltern, den Gott, der sich schon oft so wirkmächtig erwiesen hat, den Gott, der sein Volk aus der Knechtschaft in Ägypten befreit und es – wenn auch auf einem sehr langen und schwierigen Weg – durch die Wüste in das verheißene Land geführt hat.

 

Allerdings, wie oft hat das Volk in Not und Gefahr gegen Mose gemurrt! Wie oft hat es sich gegen Gott aufgelehnt und an seiner Gegenwart gezweifelt! Sie haben den Bund mit Gott gebrochen und sich eigene Götter geschaffen. Denken wir nur an den sprichwörtlich gewordenen „Tanz ums goldene Kalb“!

 

Jetzt aber auf dem „Landtag zu Sichem“ bekennen sich die Israeliten einmütig zu ihrem Gott und schwören ihm Treue:

„Wir wollen dem Herrn dienen. Denn er ist unser Gott!“

Eine große Antwort! Ein dankbares Versprechen! Ein einmütiges Credo zur Treue Gottes!

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Die Entscheidung des Volkes Israel in Sichem und der Entschluss der Apostel in Kafarnaum sind nicht unverbindliche historische Ereignisse, sondern beispielhafte Bekenntnisse, die uns heute am „Sonntag der Entscheidung“ vor Augen gestellt sind. Sie können und wollen uns herausfordern und uns animieren, selbst wieder ein großes, ein festes und herzhaftes Ja zu unserem Glauben zu sagen, auf Gott unser Vertrauen zusetzen und entschieden christlich zu leben.

 

Wie das Volk Israel und wie die Zwölf, so wollen auch wir uns – aller Skepsis, aller offenen Fragen und allen Verlockungen zum Trotz – zu unserem Herrn und Gott bekennen (der sich längst und ein für alle Mal für uns entschieden hat) und zu Jesus Christus, seinem Sohn, unserem Erlöser und Heiland (der uns geliebt und sich für uns hingegeben hat).

 

Lasst uns deshalb allen modernen Götzen widersagen und allen Göttern unserer Zeit und den Heiligtümern unseres Lebens abschwören, egal wie sie heißen: ob Geld und Reichtum, Ruhm und Macht, Gier und Geiz, aber auch Gesundheit und Leistungsvermögen, denen heutzutage gehuldigt wird und viele Opfer gebracht werden.

 

Lasst uns wie Josua sagen: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“ – Lasst uns das Bekenntnis des Petrus zu unserem Bekenntnis machen: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens… Du bist der Heilige Gottes!“

 

Wenn ich an Gott glaube und mich zu Jesus Christus, seinen Sohn, bekenne, wenn ich auf Gott vertraue und mich von ihm geliebt, getragen und gehalten weiß, dann kann ich selbst Zeuge des Glaubens, Werkzeug des Friedens und Bote/Botin seiner Liebe sein.

 

 

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