„Ob Ihr esst oder trinkt oder sonst etwas
tut, tut alles zur Verherrlichung Gottes!“
Erinnern Sie sich, liebe Schwestern und Brüder? So lautete der
erste Satz der Lesung, die wir vorhin gehört haben. „Ob
Ihr esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Verherrlichung
Gottes!“
Mir
fällt auf:
Paulus nennt ganz alltägliche Dinge. Essen und Trinken gehört zu unserem
Leben wie Schlafen und Wachsein, wie Einatmen und Ausatmen, wie Gebet
und Arbeit.
Mir
scheint:
Paulus will sagen, nichts ist zu gering, als dass es nicht zur
Verherrlichung Gottes getan werden könnte. Auch die kleinen Dinge, die
selbstverständlichsten Taten, die alltäglichsten Verrichtungen können
zur Verherrlichung Gottes dienen.
Nicht nur unser Beten und Singen und
Gottesdienstfeiern; nicht nur die helfende Tat der Nächstenliebe; nicht
nur karitativer, seelsorglicher oder missionarischer Einsatz; nicht nur
die große Tat, das besondere Tun, sondern jedes Tun, alles!
So
sagt Paulus dann auch: „Tut alles zur Verherrlichung Gottes!“ Alles! Was auch immer!
Wo
das aber geschieht,
liebe Schwestern und Brüder:
„alles zur Verherrlichung Gottes“ – da wird jede Stunde, jeder
Tag, da wird ein ganzes Leben geheiligt. Unser ganzes Sein wird
„Verherrlichung Gottes“.
„Alles zur Verherrlichung Gottes“
– dieser Gedanke kehrt bei allen großen Gestalten christlicher
Spiritualität in irgendeiner Form wieder. Ganz ausdrücklich bei Ignatius
von Loyola.
Der
Wahlspruch, den Ignatius sich und seinem Orden gegeben hat, lautet ja
„Omnia ad maiorem Dei gloriam!“ – „Alles zur größeren Ehre Gottes!“
„Alles meinem Gott zu Ehren“,
das ist für Ignatius kein frommer Spruch, sondern das hat all sein
Denken und Tun geprägt.
Liebe Mitchristen!
Wir verherrlichen Gott im Gebet, im
Gottesdienst, sei es privat, persönlich oder in der Gemeinschaft. Das
ist auch gut so.
Aber worauf der Apostel in der Lesung den
Akzent legt, ist: im Alltag, in den ganz normalen Tätigkeiten, in
gewöhnlichen und selbstverständlichen Dingen, wie z. B. Essen und
Trinken Gott verherrlichen, in der Küche und im Garten, beim Waschen,
Bügeln und Putzen, am Telefon und am Computer, beim Kuchenbacken und im
Klassenzimmer, im Kuhstall und in der Bibliothek, alles zur
Verherrlichung Gottes! Alles so, dass es zu seiner Ehre geschieht.
Meister Eckehart hat einmal gesagt:
„Wer Gott beim Stallmisten nicht hat, der hat
ihn auch nicht beim Chorgebet.“
Wir
dürfen nicht trennen:
hier sakral, dort profan; hier weltlich, dort geistlich; hier
Gottesdienst, dort Menschendienst. Kein Bereich unseres Lebens soll
außen vor bleiben, wenn es um die Ehre und Verherrlichung Gottes geht,
weder die Arbeitszeit noch die Freizeit, weder privates Tun noch
öffentliches Tun, weder Sonntag noch Werktag. „Alles zur
Verherrlichung Gottes!“
„Alles meinem Gott zu ehren“,
alles!
Madeleine Delbrel betet:
„Ich bin sicher, mein Gott, das du mich liebst
und dass es in diesem Leben, das so voll gestopft ist mit allem
Möglichen, dennoch eine Wüste gibt, wo man dir begegnet... Welche Freude
zu wissen, dass wir unsere Augen zu deinem Angesicht erheben können –
ganz allein – während die Suppe kocht, während wir am Telefon auf den
Anschluss warten, während wir an der Haltestelle nach dem Bus Ausschau
halten, während wir eine Treppe hinaufsteigen, während wir im Garten für
den Salat ein wenig Petersilie holen.“
„Alles zur Ehre, zur Verherrlichung
Gottes!“
Meine Mutter und meine Oma haben immer
wieder bei der Arbeit, bei den verschiedensten Verrichtungen, mitten im
Alltag gesagt: „In Gottes Namen!“ oder „Jesus, alles dir
zulieb!“ Oder ähnliche Stoßgebete. Und sie haben uns Kinder gelehrt,
die „gute Meinung“ zu erwecken, etwas bewusst im Namen Gottes zu
tun, aus Liebe zu Gott, zu seiner Ehre, zu seiner Verherrlichung!
„Die gute Meinung erwecken“,
liebe Schwestern und Brüder, das heißt positiv denken! „Die
gute Meinung“
ist wie ein Kreuzchen in der Musik.
Es erhöht. Oder wie ein Plus vor der
Klammer in der Mathematik. Es macht alles positiv. Was schwer fällt,
geht leichter; Bitteres wird süß und Unangenehmes kann sich in Freude
wandeln.
„Die gute Meinung“
richtet all unser Tun auf Gott, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, ob
zu Hause oder unterwegs, ob wir ruhen oder arbeiten. Es geschieht im
Namen Jesu. Es geschieht aus Liebe zu Gott.
Liebe Schwestern und Brüder!
Wir können nicht allezeit beten im Sinne
des Redens und der Worte. Das geht nicht. Und wir sollen und brauchen ja
auch gar nicht viele Worte zu machen. Jesus sagt: Plappert nicht wie die
Heiden! Aber unser Tun kann Gebet werden, unsere Arbeit Gottesdienst,
unser Alltag Gottestag.
Und
dabei wissen,
dass Gott uns nahe ist, dass er immer bei uns ist. Gott ist uns näher
als wir uns selbst. „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“,
sagt Paulus den Athenern.
In der Gegenwart Gottes leben! Sich der
Gegenwart Gottes bewusst sein! Und alles zur größeren Ehre Gottes tun!
„Aus
Liebe zu Gott!“ – „In Gottes Namen!“
Wenn wir das immer wieder versuchen und ausdauernd dran bleiben, dann
verwirklichen wir das Apostelwort: „Ob ihr esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles
zur Verherrlichung Gottes!“
Dann wird unser ganzes Leben ein Danken
und Loben.
Und ein solches Leben macht erst richtig
Sinn. Und schenkt Zufriedenheit und Freude.
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