Evangelium
Das
kleinste von allen Samenkörnern geht auf und wird größer
als alle anderen Gewächse
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Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
In jener Zeit
sprach Jesus zu der Menge:
26Mit
dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät;
27dann
schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und
wächst und der Mann weiß nicht, wie.
28Die
Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das
volle Korn in der Ähre.
29Sobald
aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da.
30Er
sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis
sollen wir es beschreiben?
31Es
gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man
in die Erde sät.
32Ist
es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und
treibt große Zweige, sodass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten
können.
33Durch
viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen
konnten.
34Er
redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn
er mit ihnen allein war.
Man trifft
auf sie überall. Sie sind ein Kennzeichen unserer Welt.
Immer neue Bereiche des Lebens erobern sie. Vor allem in
der Arbeitswelt, in Büros und Fabriken begegnen wir
ihnen. Es geht gar nicht mehr ohne sie. – Von was
spreche ich? Von Automaten. Von Menschen erfunden und
gebaut, arbeiten sie selbständig, wie von selbst,
automatisch eben.
Liebe Schwestern und Brüder!
Wahrscheinlich wundern Sie sich
und fragen sich, was ein Automat in der Predigt zu suchen hat? – Nun, Jesus
gebraucht dieses Wort, wenn er vom Wachsen des Reiches Gottes erzählt. „Die
Erde bringt von selbst ihre Frucht.“ Von selbst – im griechischen Urtext
steht das Wort „automatä“. So können wir es auch sagen: „Die Erde
bringt automatisch ihre Frucht.“
Nun, es ist nicht nur dieses
griechische Wort, das uns geläufig ist, an dem ich hängen geblieben bin. Was
mich bewegt ist vielmehr das, was Jesus uns über das Reich Gottes damit sagen
will.
Jesus hatte damit angefangen, die
Frohe Botschaft von Gottes Reich, von Gottes Herrschaft zu verkünden. Er ist
sich sicher: Von selbst, automatisch wird dieses Reich Gottes wachsen.
Von einer großen Gelassenheit ist
Jesus getragen, erfüllt von einem unbändigen Vertrauen in das Wirken Gottes,
erfüllt von einem Vertrauen, dass Gottes Wort eine große Kraft hat. – In diesem
Vertrauen zieht er von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, lehrt und predigt. Es
scheint, dass er nirgends lange bleibt, sich nicht aufhalten lässt. Es genügt
ihm, den Samen des Wortes Gottes auszustreuen. Wenn es die Menschen aufnehmen,
bringt es reiche Frucht.
Dabei ist Jesus kein Träumer. Er
macht sich keine Illusionen. Er hat schon erfahren, dass es Menschen gibt, die
ihn ablehnen, die sich verschließen, deren Herz verhärtet ist, deren Herz nicht
einem fruchtbaren Acker gleicht, sondern einer Betonfläche.
Am Sabbat hat er einen Mann mit
einer verdorrten Hand geheilt. Pharisäer nahmen dies zum Anlass, den Tod Jesu zu
beschließen (vgl. Mk 3, 1 - 6) – Das haben sie auch erreicht. Jesus konnten sie
umbringen. Das Reich Gottes aufhalten konnten sie aber nicht.
Jesus war sich sicher: Das Reich
Gottes wächst unaufhaltsam, aus innerer Kraft, die Gott hineingelegt hat, wie in
einem Samenkorn schon die ganze Kraft zum Wachsen angelegt ist. – In diesem
Vertrauen lebt und predigt Jesus. Zu diesem Vertrauen ermuntert Jesus seine
Jünger. Zu diesem Vertrauen ermuntert Jesus seine Kirche. Zu diesem Vertrauen
ermuntert Jesus auch uns heute.
Jesus macht sich offensichtlich
keine Sorgen ums Gottes Reich. Es wächst ja von selbst, automatisch. Er macht
sich Sorgen um die Menschen, die verhärtet sind, die Gottes Wort nicht
aufnehmen, vielleicht aus verschiedenen Gründen nicht aufnehmen können. Und
seine Sorge ist es, dass der Same des Evangeliums ausgestreut wird. Deshalb
beruft er Menschen in seine Nachfolge und gibt ihnen den Auftrag, Gottes Wort zu
verkünden, bei allen Völkern, zu allen Zeiten.
Diese Predigtgedanken
orientieren sich an einer Vorlage von Hermann Kast
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