Erste Lesung
Durch diese Speise gestärkt,
wanderte er bis zum Gottesberg
Lesung
aus dem ersten Buch der Könige
In jenen Tagen
4ging
Elíja eine Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen
Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, Herr. Nimm
mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter.
5Dann
legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein. Doch ein Engel rührte
ihn an und sprach: Steh auf und iss!
6Als
er um sich blickte, sah er neben seinem Kopf Brot, das in glühender Asche
gebacken war, und einen Krug mit Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder
hin.
7Doch
der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal, rührte ihn an und sprach: Steh auf und
iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich.
8Da
stand er auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig
Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb.
Liebe Schwestern und Brüder!
Wer kennt das nicht: Mutlosigkeit,
ohne Hoffnung, traurig, ausgebrannt. Des Lebens überdrüssig. Innere Wüste und
Leere. Das Gefühl von Sinnlosigkeit. Man kann nicht mehr und man will nicht
mehr. Am liebsten sich ins Bett verkriechen, die Decke über den Kopf ziehen,
nichts mehr hören und nichts mehr sehen.
Dem Prophet Elija geht es so. Wir
haben in der Lesung von ihm gehört. Er ist in die Wüste geflohen. Dort legt er
sich unter einen Ginsterstrauch und hat nur noch einen Wunsch: zu sterben. Er
kann nicht mehr und will nicht mehr.
Dabei hat er sich für Jahwe, den
einzigen und wahren Gott, eingesetzt wie niemand sonst, hat mit aller Kraft
gegen den Baalskult gekämpft und einen großartigen Sieg gegen die Baalspriester
errungen. – Doch jetzt sitzt ihm die Angst im Nacken. Die Königin Isebel, eine
glühende Verehrerin des Gottes Baal, sinnt auf Rache. Sie trachtet ihm nach dem
Leben.
Elija in der Wüste. Ein Mensch in
der Sackgasse, ein Häuflein Elend. Völlig enttäuscht, resigniert, deprimiert. Am
Tiefpunkt seines Lebens. Total am Ende.
Aber Elija stirbt nicht – weder
durch die sengende Hitze noch durch die Rache der Königin. In die Macht- und
Kraftlosigkeit des Elija schickt Gott einen Engel. Und der Engel hilft ihm aus
der Krise. Er rührt ihn an und spricht: „Steh auf und iss!“ Doch diese erste
Intervention wirkt noch nicht. Elija legt sich wieder hin und schläft. Aber Gott
gibt nicht auf. Er schickt seinen Engel ein zweites Mal: „Steh auf und iss,
sonst ist der Weg zu weit für dich!“
„Steh auf und iss, sonst ist der
Weg zu weit für dich!“ Es sind Brot und Wasser, aber es ist auch die Berührung
und das Wort des Engels, die Elija Kraft geben. Diese Erfahrung stärkt ihn, die
Wüste noch weiter auszuhalten, vierzig Tage und vierzig Nächte in ihr weiter zu
gehen, bis er an den Horeb kommt, den Berg Sinai. Dort hat nach der
Überlieferung Jahwe durch Mose zu den Vätern gesprochen und seinen Bund mit
ihnen geschlossen. Und dort wird auch Elija eine Gotteserfahrung geschenkt
werden, die ihn mit neuer Zuversicht und Gewissheit erfüllen wird (vgl. 1 Kön
19, 9 - 18).
Liebe Schwestern und Brüder!
Die ganze Spanne zwischen
Gewissheit und Zweifel, zwischen Hochstimmung und Resignation, die Elija erlebt
hat, gehört zu Erfahrung jedes Glaubenden. Und genauso wie Elija darf jeder, der
glaubt, sich von Gott umfangen wissen – auch wenn das Gefühl von
Ausweglosigkeit, Angst und Überdruss übermächtig zu werden droht.
In solchen Situationen, wo wir
ganz unten sind und wo wir erleben: nichts geht mehr, da braucht es auch
Menschen gleichsam als rettende Engel, die uns beistehen, die uns Mut zu
sprechen, die uns aufrichten und trösten.
Liebe Schwestern und Brüder!
Ein Leben ohne Tiefpunkte – das zu
wünschen wäre nicht realistisch. Ich wünsche ihnen aber in all dem immer wieder
die Erfahrung, die auch Elija machen durfte: Dass da einer kommt und sagt: Steh
auf und iss, sonst ist der Weg zu weit für dich! |