Evangelium
Diese arme Witwe hat mehr in
den Opferkasten hineingeworfen als alle andern
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Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
41In
jener Zeit, als Jesus im Tempel dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die
Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel.
42Da
kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein.
43Er
rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat
mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern.
44Denn
sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hineingeworfen; diese Frau aber,
die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles hergegeben, was sie besaß,
ihren ganzen Lebensunterhalt.
Viele Menschen kommen in den
Tempel und bringen ihr Geldopfer dar. Darunter ist auch eine arme Witwe, die
selbst auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Sie gibt zwei kleine Münzen – zwei
„1 Cent-Stücke“ würden wir heute sagen. Mehr hat sie nicht.
Es fällt auf, dass sie nicht nur
eine Münze gibt und die andere für sich behält – fifty-fifty – nein, sie gibt
alles.
Und Jesus? Er sieht es und gerät
ins Staunen. Die kleine Szene ist ihm so wichtig, dass er eigens seine Jünger
ruft und sie auf diese Witwe aufmerksam macht. Denn von ihr sollen sie etwas
lernen.
In Jesu Augen zählt nicht die Höhe
und Größe einer äußeren, materiellen Gabe, sondern, das, was dahinter ist, das,
was man nicht sieht: Die Liebe, die Hingabe.
Die Hingabe, in der diese Frau
nicht mehr an sich denkt, sondern sich ganz der Fürsorge und Barmherzigkeit
Gottes anvertraut.
„Amen, ich sage euch“, sagt Jesus.
Und das heißt so viel wie: Lernt von ihr! Nehmt euch ein Beispiel an ihr!
Ja, liebe Schwestern und Brüder,
wir sollen von dieser Witwe lernen. Wir sollen lernen, wie wichtig das Herz beim
Schenken ist. Nicht die Höhe des Betrages ist entscheidend, sondern die Liebe,
mit der wir geben. Denn genau diese Liebe, die Liebe zu Gott, die macht die
anscheinend so kleine Gabe der armen Witwe dennoch so groß. Denn sie gibt ja
alles, nicht nur ein bisschen vom Überfluss, das worauf man gut und gern
verzichten kann, nein alles! – Mehr geht nicht, weil mehr gar nicht da ist. Und
so ist das nicht einfach nur eine Gabe, die diese Frau bringt, sondern das ist
Hingabe. Mehr geht wirklich nicht. Und das zählt in den Augen Jesu.
Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus will nichts Halbherziges,
sondern etwas Ganzherziges. Nicht Geldscheine, um sich von irgendetwas
loszukaufen oder um seine Pflicht zu erfüllen, sondern eben das Herz. Er will,
dass wir uns ganz Gott anvertrauen, uns IHM überlassen.
Liebe Mitchristen! In einem
Kommentar zu diesem Evangelium habe ich gelesen: „Die Ärmste der Armen macht
den Tempel reich – und nicht die Reichen mit ihrem Geld. Im Gegenteil. Nur Geld
lässt den Tempel verarmen.“
Die Reichen bringen Geld, unter
Umständen sogar viel Geld. Aber so oft ist es etwas von ihrem Überfluss. Das tut
ihnen nicht weh. Sie bringen ihr Geld, aber nicht ihr Herz.
Ein Opferkasten voller Geld, aber
ohne Herz! Das wäre in der Tat ein armer Tempel, denn dort würde die Liebe
fehlen. – Die Armen machen den Tempel reich, weil sie mit dem Herzen da sind und
ganz und gar auf Gott vertrauen. – Ein Tempel voller Herzen, ein Tempel voller
Vertrauen. Ein Tempel voller Liebe. Wie reich wäre dieser Tempel!
Amen, ich sage euch: Diese arme
Witwe hat mehr gegeben als alle anderen. Lernt von ihr! Nehmt euch ein Beispiel
an ihr!
Sicher keine leichte Lektion, die
der Herr seinen Jüngern – und uns – zumutet!
Und diese Lektion scheint Jesus
besonders wichtig zu sein. Denn nach dem Markusevangelium ist es die letzte, die
er seinen Jüngern erteilt – und auch erteilen kann. Denn danach geht er nach
Jerusalem, um dort für uns dann alles zu geben, nicht nur etwas, nicht nur ein
bisschen, nicht nur ein kleines Stück aus seinem Überfluss, sondern sein Leben –
ganz – am Kreuz.
So viel sind wir ihm wert! Und wir
wären arm, wenn das nicht so wäre.
Lernen auch wir, wie die Jünger,
von einer Witwe – und vom Herrn! Lernen wir die Lektion der Liebe! Eine Liebe,
die so groß ist, dass sie alles hingeben kann, was sie hat. Eine Liebe, die uns
damit so reich macht. |