Exerzitien mit P. Pius

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Für Gott ist alles möglich

zum Evangelium am 28. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B; Mk 10, 17 – 27

 

 

Evangelium

Verkaufe, was du hast, und folge mir nach!

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus

In jener Zeit

17lief ein Mann auf Jesus zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?

18Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer der eine Gott.

19Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter!

20Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.

21Da sah ihn Jesus an, umarmte ihn und sagte: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!

22Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen.

23Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!

24Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen!

25Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.

26Sie aber gerieten über alle Maßen außer sich vor Schrecken und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden?

27Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.

 

 

„Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr …“

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Unter den Bildworten Jesu findet sich wohl kein anschaulicheres als dieses. Eine winzige Nadel und ein noch winzigeres Nadelöhr – und da soll ein Kamel hindurch? Eine groteske Vorstellung. Zum Lachen! Aber das Lachen kann einem im Hals stecken bleiben, wenn man das Bildwort als Ganzes hört: „Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“

Da mag es kaum trösten, dass das Kamel – griechisch: „kamälos“ – sehr wahrscheinlich Ergebnis eines Schreibfehlers ist und eigentlich ein Schiffstau – griechisch: „kamilos“ – gemeint ist, das durch das Nadelöhr passen soll.

Wie auch immer: die Jünger sind schockiert. Entsetzt fragen sie: „Wer kann da noch gerettet werden?“

 

Und auch wir mögen die bange Frage stellen: Wann ist einer reich? So reich, dass man nicht mehr durch dieses Öhr hindurchpasst, sondern draußen bleiben muss?

 

Nun, je nach dem, mit wem man sich vergleicht. Wenn man nach oben schaut und sieht, was so mancher Manager im Jahr verdient oder was für ein Jahresgehalt ein prominenter Fußballspieler bekommt, dann sind wir hier alle wohl weit davon entfernt, wirklich reich zu sein. Da brauchen wir keine Angst zu haben, da gehören wir nicht dazu.

 

Aber es gibt ja auch noch den Blick nach unten. Wenn wir an so manchen Obdachlosen denken, an Menschen in der sogenannten Dritten Welt, an Menschen in zerbombten Städten oder auf der Flucht, dann sieht es schon ganz anders aus: Dagegen sind wir schon reich, sogar sehr reich. So viel wie wir haben, werden diese Menschen in ihrem Leben sicher nie besitzen. Müssen wir dann nicht doch Angst bekommen?

 

Nun, liebe Schwestern und Brüder, ich denke, in diesem Evangelium geht es nicht ums Angst-Machen, sondern ums Hinschauen. Reich sein, das hat unter Umständen gar nichts mit der Summe zu tun, die ich besitze, sondern eher damit, was das, was ich besitze, mit mir macht. Wie abhängig ich von meinem Besitz bin – wie engherzig und wie selbstbezogen mich mein Geld vielleicht macht. Oder wenn ich alles Heil und Glück nur noch von dem erwarte, was ich mir da angesammelt und erspart habe.

 

Und wenn dann irgendwann kein Platz mehr ist für einen Menschen, der vielleicht meine Hilfe braucht – und kein Platz mehr für Gott, der mehr will als meinen Besitz, mehr als mein Geld, nämlich mein Herz. – Dieser Gott, der zu Hause sein will in meinen Hoffnungen; der vorkommen will in meinen Erwartungen und in meinem Leben. – Und den man vielleicht auf einmal gar nicht mehr sieht, weil wir uns mit so vielen anderen Dingen beschäftigen…

 

In einem Gebet des heiligen Bruder Klaus, Nikolaus von Flüe, heißt es: „Mein Herr und mein Gott…nimm alles von mir, was mich hindert zu dir…nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.“

 

Nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.

 

Liebe Schwestern und Brüder, ich denke, mit dieser Gebetszeile sind wir wieder ganz nahe beim Bild von jenem Kamel, das nicht durch das Nadelöhr passt – weil es viel zu viel mit sich herumträgt, weil es zu sehr beladen ist – und somit „zu reich“ ist.

 

Mit dem Nadelöhr ist nämlich eines der engen Tore in der Stadtmauer einer orientalischen Stadt gemeint. Diese Tore mussten so eng sein, dass man sie im Kriegsfall gut verteidigen konnte. Und ein beladenes Kamel passte da wirklich nicht hindurch. – Aber das Kamel muss hinein, weil es so wertvoll ist.

 

Und es geht auch. Am Ende passt es hindurch, aber nicht, weil es das selbst geschafft hätte, sondern weil der Herr des Tieres kommt und dem Kamel die Lasten nach und nach vom Rücken nimmt. – Und wenn der Herr alles abgeladen hat und wenn er selbst die Lasten durch das enge Tor hineingetragen hat, dann passt auch das Kamel hindurch. Und es kann in die Sicherheit, die die Stadtmauern bieten.

 

Wie gesagt: Alleine schafft es das Kamel nicht. Aber es gibt ja noch den Herrn. Gott sei Dank! Und der sorgt dafür, dass das Kamel durch das Nadelöhr hindurchkommt und in Sicherheit ist.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Ich denke, wenn Sie das hören, dann hören Sie auch die großartige Einladung, die in diesem Evangelium enthalten ist, die Einladung nämlich, uns dem Herrn anzuvertrauen, ihn zu bitten, dass er von uns nimmt, was uns trennt von ihm und alles von uns zu nehmen, was hindert zu ihm zu kommen.

 

Nicht nur auf das zu vertrauen, was wir so haben, was wir so besitzen und mit uns herumschleppen, sondern noch viel mehr auf Gott zu vertrauen, auf einen Gott, der retten und helfen wird, egal wie belastet und wie schwer beladen wir sein mögen. Und der mit seinen eigenen Händen die Lasten von uns nimmt, damit wir nicht draußen stehen bleiben müssen. – Auf Gott, der für uns alles tun wird, damit wir durch das enge Tor hindurchpassen und dann bei ihm sind, weil wir doch zu ihm gehören und weil wir ihm kostbar und wertvoll sind.

 

Vertrauen wir auf ihn! Denn für ihn ist alles möglich.

 

 

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