„Nein, meine Suppe ess‘ ich nicht“,
sagt der Suppenkaspar wiederholt und trotzig im Struwwelpeter.
Eltern
wissen: „Nein“ ist eines der ersten Worte, die ein kleines Kind
beherrscht. Was Eltern ärgert und Erzieher nervt, ist für das Kind ein
wichtiger Vorgang, ein notwendiger Prozess, wenn es sich zu einer
eigenständigen Persönlichkeit entfalten soll.
Der
Mensch muss lernen, sich anderen gegenüber abzugrenzen und Ich-Stärke zu
entwickeln.
Viele
haben es nicht gelernt, auch einmal „Nein“ zu sagen.
Beliebt
ist das „Nein“ dennoch nicht. Pflegeleichter sind die Ja-Sager.
Ihnen winkt Anerkennung und Zuwendung.
Beim Nein
droht der Verlust der Zuwendung.
So wird
dann eben oft ein Nein mit einem Ja kaschiert.
Um Ja und
Nein geht es Jesus auch im „Gleichnis von den ungleichen Söhnen“.
Der Vater
bittet sie in seinen Weinberg zu gehen.
„Ja“
sagt der eine, tut es aber nicht.
„Nein“
sagt der andere, tut es später aber doch.
Hinter
manchem Ja versteckt sich eben ein Nein.
Und
manches Nein verwandelt sich mit der Zeit in ein Ja.
Als Jesus
dieses Gleichnis erzählte, hatte er zwei Personengruppen vor Augen: die
Schriftgelehrten und Pharisäer einerseits und die Zöllner und Dirnen
andererseits.
Der
ersten Personengruppe erzählt er dieses Gleichnis und hält es ihnen wie
einen Spiegel vor, dass sie sich selbst darin erkennen und fähig würden,
an die eigene Brust zu schlagen, statt auf andere zu zeigen und sich auf
ihr eigenes Gut- und Rechtschaffen-Sein etwas einzubilden
„Was meint ihr? Wer von beiden hat den Willen des Vaters erfüllt?“
Die
Antwort ist klar: Derjenige, der tut, was der Vater sagt, auch wenn er
anfänglich Nein sagte.
Was aber
dann im Gleichnis folgt, ist ein Hammer:
„Amen ich sage euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich
Gottes als ihr.“
– Welch eine Provokation!
Wie
kommt Jesus dazu?
Jesus hat
die Erfahrung gemacht: diejenigen, die von Amtswegen den Willen Gottes
aufs Genaueste kennen, diejenigen, die sich für gut und fromm halten und
auf die anderen mit Verachtung schauen, sie verschließen sich seiner
Botschaft, seine Verkündigung prallt an ihren Ohren und Herzen ab. Ja,
sie nehmen sogar Anstoß an ihm.
Diejenigen aber, die als Sünder gelten, die Zöllner und Dirnen z. B.,
sie öffnen sich seinem Wort und folgen seinem Ruf.
Sie
erkennen sich zutiefst als erlösungsbedürftig. Sie zeigen Reue und
lassen sich zur Umkehr bewegen. Sie verwandeln ihr ursprüngliches Nein
in ein Ja.
„Später aber reute es ihn und er ging doch.“
Mit dem
Wort „es reute ihn“, kennzeichnet Jesus den inneren Prozess der
Umkehr des Herzens. Der Zöllner Zachäus ist ein Beispiel dafür, aber
auch die Sünderin im Haus des Pharisäers Simon, die sich über den Füßen
Jesu ausweint, ebenso der jüngere Sohn im Gleichnis vom barmherzigen
Vater.
Und
selbst der eine Schächer am Kreuz zeigt sich reumütig und öffnet sich
auf Jesus hin. Er wandelt ganz am Schluss noch das Nein seines Lebens in
ein Ja. Gerade dieses Beispiel zeigt, dass es für Umkehr nie zu spät
ist. Das Nein muss nicht das letzte Wort sein.
Bei Gott
gibt es immer einen Weg zurück. Bei ihm ist die Tür immer offen. Er
wartet auf unser Ja, aber nicht nur auf unser Ja-Sagen, sondern auf
unser Ja-Tun. Lippenbekenntnisse, die nicht durch das Leben gedeckt
sind, haben keinen Wert. Am Ende zählt die Tat.
Von
Martin Buber ist das Wort überliefert:
„Die
große Schuld des Menschen sind nicht die Sünden, die er begeht – die
Versuchung ist mächtig und seine Kraft gering – die große Schuld des
Menschen ist, dass er täglich die Umkehr tun kann, sie aber nicht tut.“
Im
Gleichnis von den ungleichen Söhnen geht es um Umkehr.
Ein Nein
zu Gott kann immer wieder umgewandelt werden in Ja.
Jeder
konkrete Schritt, auch der kleinste, durch den wir etwas in unserem
Leben zu ändern beginnen, ist wichtiger als viele Worte, lange Reden,
endlose Diskussionen und große Versprechungen.
Entscheidend ist das Tun.
In
Abwandlung von Mt 7, 21 gilt: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Ja, ja
wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines
Vaters im Himmel erfüllt.“
Und wir? Wie verhalten wir uns? Wir leben wir unser Christsein?
Wie der
Sohn, der zwar schöne Worte macht, ihnen aber keine Taten folgen lässt?
Das
Gleichnis will uns aufrütteln, dass wir uns nicht mit einem bloßen „Ja Herr“ begnügen und dann doch nicht danach handeln.
Auch
unser Bekenntnis zu Jesus ist erst dann wahrhaftig, wenn ihm im Tun das
Ja zu seinem Willen folgt.
Was
zählt, ist die Tat. Worauf es ankommt, ist die Liebe. |