Ich war
einmal bei einer Familie zu Besuch. Es war schon Abend. Die beiden
„Kleinen“ waren den ganzen Tag auf Achse. Jetzt am Abend – man konnte es
ihnen anmerken – waren sie todmüde.
Als es
für sie Zeit war, ins Bett zu gehen, kam das vierjährige Mädchen, ging
zur Mutter und ließ sich geradezu in ihre Hände fallen. Die Mutter
umarmte das Kind herzlich.
Bald kam
auch der etwas ältere Bruder. Er schmiegte sich ebenfalls ganz
abgekämpft an die Mutter. Und die Mutter drückte den Kleinen fest an
sich.
Als das
so vor mir ablief, hatte ich den Eindruck: die Kinder können mit allem
zu ihrer Mutter kommen. Sie können auf diese Weise die ganze Last des
Tages bei ihr abladen. Sie fühlten sich bei ihrer Mutter aufgehoben und
geborgen.
Als ich
das sah, war ich sehr froh. Es war für mich ein wunderbarer Anblick, ein
tröstlicher Augenblick.
Die
Mutter war einfach ganz für ihre Kinder da.
Das
wussten die Kinder.
Bei ihrer
Mutter fühlten sie sich aufgenommen und angenommen. Ihre Nähe tat ihnen
gut.
An diese
Begebenheit fühle ich mich erinnert, wenn ich im Evangelium die Worte
lese:
„Kommt
alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich
werde euch Ruhe verschaffen.“
Dieses
Wort ist eine Perle des Evangeliums. Es ist für mich eines der schönsten
Jesusworte überhaupt.
Wenn ich
einmal nicht mehr weiter weiß, mich innerlich leer fühle, wenn mich
Sorgen plagen und Probleme sich auftürmen, dann ist das mein
Wort, ein Wort des Trostes und der Hoffnung.
„Kommt
alle zu mir …“
Mir fällt
auf: Jesus wendet sich nicht an eine bestimmte Gruppe von Geplagten und
Beladenen, sondern an alle. Alle werden eingeladen, zu ihm zu kommen, um
bei ihm Ruhe zu finden.
Ich finde
es gut, dass Jesu Einladung so umfassend ist, denn so können auch wir,
ganz gleich was den einzelnen plagt und belastet, dem Ruf Jesu folgen,
seine Nähe suchen und bei ihm Ruhe und Frieden finden.
Oder
brauchen wir das nicht?
Ich kann
mir nicht vorstellen, dass irgendjemand unter uns ist, der sagen könnte,
bei ihm laufe immer alles glatt, es gäbe da gar keine Sorgen, gar keine
Schwierigkeiten.
Nach
außen zeigen wir es meistens nicht. Wir überspielen und verstecken
unsere Not und unser Leid.
Doch hat
nicht jede Familie ein Kreuz? Ist nicht unter jedem Dach ein Ach? Hat
nicht jeder sein Päckchen zu tragen?
Ich denke
an die Last einer Krankheit, an die Last des Alters.
Einsamkeit kann zur Last werden, Depression, ständiger Unfriede in der
Familie, Mobbing am Arbeitsplatz, das Gefühl der Überforderung,
Leistungszwang, Stress, aber auch Arbeitslosigkeit und Angst vor der
Zukunft. Eine Partnerschaft, in der man sich auseinandergelebt hat, kann
zur Last werden, der Verlust eines lieben Menschen und, und, und.
Was
für Lasten drücken Sie?
Verstehen
wir Jesus, wenn er sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und
schwere Lasten zu tragen habt“?
Er lädt
uns ein, seine Nähe zu suchen und unseren Lebensrucksack bei ihm
abzustellen. Er lädt uns ein, bei ihm auszuruhen, aufzuatmen, neue Kraft
zu schöpfen.
Wenn uns
Lasten niederdrücken, wenn uns die Kraft ausgeht, wenn wir physisch oder
psychisch am Ende sind, dann ist er da für uns wie eine Mutter für ihre
Kinder.
Alles
dürfen wir dann ihm geben: alle Sorgen, die uns quälen, alle Not, die
wir erleiden, alle Last, die uns bedrückt.
Alles
dürfen wir zu ihm tragen und in seine Hände legen.
Gottes
Hände sind gute Hände und heilende Hände.
Ja, uns
selbst dürfen wir ihm anvertrauen, so wie wir sind: gestresst, fertig
mit den Nerven, am Ende mit unserer Kraft.
Jesus sagt:
Komm! Ruh dich bei mir aus. Ich
nehme dich an, so wie du bist, arm und schwach, müde und beladen.
Vertraue mir! Ich trage mit dir. Ich bin bei dir. Ich habe ein Herz für
dich. In meiner Liebe berge ich dich.
„Kommt
alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt, ich
werde euch Ruhe verschaffen.“
Wir
lassen uns von so vielen Dingen verlocken, warum eigentlich nicht auch
von diesem Lockruf zur Ruhe?
Probieren
Sie es einmal, dieses Wort in ihr Leben hineinzunehmen und es umzusetzen
im Alltag!
Die Last
ändert sich vielleicht nicht. Sie wird nicht einfach abgenommen. Aber in
der Nähe Jesu wird sie leichter.
Not und
Sorge sind zwar nicht schlagartig weg. Aber in der Zuflucht bei Jesus,
in seiner Gegenwart, unter dem Blick seiner Liebe verlieren sie ihre
Wucht.
Es ist
wie bei einem Kind, das von der Mutter „hineingetröstet“ wird in Ruhe
und Geborgenheit, in Stille und inneren Frieden. |