EVANGELIUM
Ladet alle, die
ihr trefft, zur Hochzeit ein!
+ Aus
dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In jener Zeit
1erzählte
Jesus den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis:
2Mit
dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der die Hochzeit seines Sohnes
vorbereitete.
3Er
schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen.
Sie aber wollten nicht kommen.
4Da
schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Mein
Mahl ist fertig, die Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist
bereit. Kommt zur Hochzeit!
5Sie
aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der
andere in seinen Laden,
6wieder
andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um.
7Da
wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre
Stadt in Schutt und Asche legen.
8Dann
sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste
waren es nicht wert, eingeladen zu werden.
9Geht
also hinaus auf die Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein.
10Die
Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten zusammen, die sie trafen, Böse
und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen.
11Als
sie sich gesetzt hatten und der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen,
bemerkte er unter ihnen einen Mann, der kein Hochzeitsgewand anhatte.
12Er
sagte zu ihm: Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen?
Darauf wusste der Mann nichts zu sagen.
13Da
befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werft ihn hinaus
in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.
14Denn
viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt.
Zu einem
Hochzeitsfest eingeladen zu sein ist etwas Schönes.
Und wenn es dann
auch noch eine königliche Hochzeit ist, wer würde sich da nicht freuen?
Aber im
Evangelium geschieht das Unglaubliche: Die Eingeladenen sagen ab. Keine Lust,
keine Zeit.
Aber der König
hat Geduld. Gott hat viel Geduld. Er schickt ein zweites Mal Diener aus. Doch
wiederum ohne Erfolg!
Das Fest ist
bestens vorbereitet. Das Fest kann stattfinden. Aber kein Mensch kommt.
Doch es kommt
noch schlimmer: Einige der Eingeladenen vergreifen sich sogar an den Dienern,
misshandeln sie und bringen sie um.
Kein Wunder, dass
der König zornig wird. Unerhört, wie die Eingeladenen sich verhalten! Ihr
Verhalten ist ein Affront gegenüber dem König.
Die Reaktion des
Königs ist heftig. Aber der König bläst die Hochzeit trotzdem nicht ab. Das Fest
soll stattfinden.
Also schickt der
König ein letztes Mal Diener aus. Diesmal lässt er alle einladen, von überall
her. Keine exklusive Gesellschaft! Nicht nur die Hautevolee. Alle, egal ob arm
oder reich, egal ob angesehen oder verachtet,
Und sie kommen,
in Scharen. „Der Festsaal füllte sich mit Gästen.“
Die einzige
Bedingung: die Einladung annehmen, sich freuen, dankbar und froh mitfeiern!
Liebe
Schwestern und Brüder!
Gott will, dass
wir seine Gäste sind. Er wirbt händeringend und mit allen Mitteln um uns. Die
Frage ist: Sind wir bereit?
Wir haben aber
auch die Freiheit „Nein“ zu sagen. Wir können die Einladung auch
ablehnen. Wir können uns verschließen. Wir können eigene Interessen vorschieben
und selbstische Ziele verfolgen.
Doch Gott hält an
seiner Einladung fest. Er sendet auch ein zweites und drittes Mal seine Diener.
Er schickt uns immer wieder „Einladungen“, Impulse, Winke, Fingerzeige,
Botschaften, Botinnen und Boten. Er hört nicht auf, an unsere Tür zu klopfen. Er
wirbt unablässig um uns.
Die
Frage ist: Bin
ich offen, bin ich ansprechbar? Oder bin ich zu, besetzt?
Vernehme ich das
Werben Gottes? Höre ich sein Rufen? Oder bin ich abgestumpft und taub?
Vielleicht lebe ich auch viel zu fiebrig, viel zu gehetzt, viel zu gestresst.
Die
Frage ist:
Worum kreist mein Denken hauptsächlich? Ist Gott die Mitte meines Lebens oder
sind es die täglichen Aufgaben und Sorgen?
Sind mir mein „Acker“ und mein „Laden“, das heißt meine
„Geschäfte“ wichtiger
als Gott, als sein Wort, als seine Einladung zum Fest des Lebens und der Freude,
wichtiger als seine Nähe, seine Gemeinschaft, seine Liebe?
Die
Frage ist: Wie
ernst nehme ich die Einladung Gottes? Bin ich bereit, ihr zu folgen? Oder lebe
ich mein Leben mehr an Gott vorbei, fern von Gott, ohne Gott, im wahrsten Sinn
des Wortes gott-los?
Wie
gesagt: Jeder
hat die Wahl. Ich kann mich für oder gegen Gott entscheiden. Und er respektiert
meine Freiheit.
Die Menschen, die
sich im Gleichnis dann – auf die dritte Einladung des Königs hin – im Festsaal
versammeln, sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen, ganz unterschiedliche
Leute, die meisten von den Straßenrändern der Stadt. Es heißt ausdrücklich „Böse
und Gute“.
Zur Zeit Jesu
dürften dies zusammen mit anderen auch Aussätzige, Prostituierte und Zöllner
gewesen sein, Menschen, um die man einen Bogen machte und die von der
Gesellschaft ausgegrenzt wurden.
Jeder kommt mit
seiner eigenen Geschichte und gewiss auch mit seinen Brüchen, seinem Versagen
und seinem Scheitern.
Es ist nicht
tröstlich, dass man die eigene Lebensgeschichte mit allem Dunklen und
Schicksalhaften, mitsamt Schuld und Scheitern vor Gott bringen kann, ohne gleich
dafür verurteilt zu werden? Gottes Barmherzigkeit ist größer als unsere Schuld.
Was aber
ist mit dem hochzeitlichen Gewand gemeint, das da einer der Gäste nicht
anhat und darum hinausgeworfen wird?
Gemeint ist kein
Kleid aus Samt und Seide. Gemeint ist nichts, was man in der
Herrenoberbekleidungsabteilung in einem Kaufhaus erwerben oder bei einem
Schneider eigens anfertigen lassen könnte.
Gemeint ist,
denke ich, dass man die Einladung des Königs und Vaters zum Hochzeitsmahl seines
Sohnes nicht annehmen und zugleich so bleiben kann, wie man vorher war.
Das
Gleichnis vom hochzeitlichen Gewand
ist im Grunde genommen ein Ruf zur Umkehr, wie er uns an vielen Stellen im Neuen
Testament begegnet.
Ein Beispiel: „Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst…Geh und versöhne dich zuerst mit
deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe“ (Mt 5, 23 - 24).
Es geht nicht um
ein passendes äußeres Outfit. Es geht vielmehr darum, ob sich mein Glaube im
Laufe eines langen oder kurzen Lebens bewährt, und zwar in Taten der Liebe, in
der Geduld, im Ertragen des anderen, im Verzeihen und in der Bereitschaft zur
Versöhnung.
Ich darf kommen,
wie ich bin. Aber ich soll nicht so bleiben wie ich bin.
Ich darf kommen,
wie ich bin, ohne Angst, ohne Scheu, ohne Verdienste. Aber ich soll auch bereit
sein, mich verändern zu lassen, mich von IHM so machen zu lassen, wie ER mich
haben möchte, mich von IHM und SEINER Liebe umwandeln und umgestalten zu lassen.
Das
hochzeitliche Gewand,
ist letztlich nichts anders als die Liebe.
Der Apostel
Paulus ruft den frühen Christen in Kolossä zu:
„Zieht
den neuen Menschen an...! Bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld.
Ertragt einander und vergebt einander…! Vor allem aber liebt einander!“ (Kol
3, 12ff)
Nach einem
anderen Wort des heiligen Paulus muss der Jünger „Christus als Gewand
anlegen“ (Gal 3 ,27).
Dieses
neue Gewand
(das übrigens in der Taufsymbolik eine wichtige Rolle spielt) ist keine Sache,
die man ein für alle Mal hat. Es ist vielmehr ein Bild für etwas, das täglich
neu zu erwerben ist. Immer wieder müssen wir unsere selbstsüchtige Natur dazu
bringen, sich zur Liebe und zur Selbstlosigkeit Christi zu bekehren.
Die
Frage ist: Bin
ich/sind wir vom Geist Christi durchdrungen? Bin ich/sind wir von seiner Gnade
und Liebe „überkleidet“, so dass Gott mich/uns als Glieder seiner Familie, als
seine Tisch- und Hausgenossen anerkennen könnte?
Sehen
Sie: Es genügt
nicht, getauft zu sein. Es genügt nicht, seine Kirchensteuern zu bezahlen. Es
genügt nicht, nominell zu einer christlichen Gemeinde zu gehören. Es genügt
nicht, sonntags in die Kirche zu gehen. Es genügt nicht „Herr, Herr“ zu
sagen, aber der Weisung Gottes nicht zu folgen. Es genügt nicht, nur Ja zu
sagen, ohne den Willen Gottes zu tun.
Wenn
Gott bei mir nicht auch im Alltag das Sagen hat,
wenn ich mich in meinem Leben nicht nach seinem Wort ausrichte, wenn ich mich
nicht bemühe, seinem Willen Vorfahrt zu geben, sondern gottvergessen lebe, mich
einen Dreck um ihn und meine Mitmenschen kümmere, vielmehr den Panzer der
Gleichgültigkeit, der Selbstgerechtigkeit anhabe, den Panzer der Herzenshärte
und der Gnadenlosigkeit, wenn man von meinem Christsein im Alltag nichts merkt,
wenn sich mein Glaube nicht in Taten der Liebe ausweist, dann nützt alle äußere
Frömmigkeit und alles bloß nominelle Dazugehören und Mitlaufen nichts.
Das
hochzeitliche Gewand
ist letztlich das Gewand des Erbarmens, der Geduld, der verzeihenden Liebe.
Am Schluss
unseres Lebens werden wir einmal nach der Liebe gefragt.
„Hättest
nicht auch du Erbarmen haben müssen, wie ich mit dir Erbarmen hatte?“(Mt 18, 33)
Mit dem Maß, mit
dem wir messen und zuteilen, wird auch uns zugeteilt werden. (vgl. Mt 7, 2)
Wir wissen
es und können uns danach richten: Allein die Liebe
zählt.
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