Zertrümmerte Häuser,
eingestürzte Gebäude, ja ganze Straßenzeilen am Boden hat jeder von uns
schon gesehen, zumindest im Fernsehen. Ich denke an die Bilder
vom Tsunami, an Bilder von Erdbeben oder von Wirbelstürmen heimgesuchten
Gebieten.
Aber auch anderes ist
einsturzgefährdet und kann zusammenbrechen, die berufliche Existenz
z.B., oder eine Freundschaft.
Es gibt den finanziellen Ruin, den
Bankrott einer Firma und das Scheitern so vieler Ehen. Man hat sein Haus
auf jemanden gebaut, dann kommen Stürme, Wellen. Man gerät in Krise. Die
Beziehung zerrüttet immer mehr. Das Vertrauen ist am Nullpunkt. Und
alles bricht zusammen wie ein Kartenhaus. Man steht vor einem
Trümmerfeld. Ein Riesendesaster, ein Riesenunglück.
Jesus
erzählt im Evangelium heute das markante Gleichnis vom Hausbau auf Fels
bzw. auf Sand, ein Gleichnis voll Ernst und Wucht. Es bildet den
Abschluss der Bergpredigt. Es ist spannend und sehr anschaulich wegen
seiner vielen Kontraste.
Der erste Kontrast: Einmal ist das
Fundament fest, tragend, zuverlässig, das andere mal ist es wackelig,
haltlos, gefährdend.
Zweiter Kontrast: Die Folgen.
- Bei Unwetter bricht das eine Haus zusammen, das andere nicht, es hält
stand.
Dritter Kontrast: „Klug“
ist der Mensch, der auf ein tragfähiges Fundament baut, „töricht“,
wer auf Sand baut, auf einen Grund, der nicht trägt.
Der kluge, auf Fels bauende Mensch
ist der, der Jesu Worte hört und sie tut. - Der törichte, auf
Sand bauende Mensch ist der, der zwar auch Jesu Worte hört, sie aber
nicht tut.
Worin besteht also Jesus zufolge die
Baukunst des christlichen Lebens?
Er selbst sagt es uns: Im Hören
und Tun seiner Botschaft!
Das Hören ist wichtig. Es wird
nicht abgewertet. Es hat große Bedeutung.
Das Hauptgebot der Israeliten
beginnt bezeichnenderweise mit: „Höre Israel!“ - Soll das
Wort Gottes in uns lebendige Wirklichkeit werden, muss ich es zuerst
hören. –
„Heute,
wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet nicht euer Herz!“
heißt es in einem Psalm.
Und als der junge
König Salomo
aufgefordert wurde, eine Bitte zu nennen, da gab er die Antwort: „Verleihe deinem Knecht ein hörendes Herz!“
Und was antwortet
Samuel,
als er zum dritten Mal angerufen wurde? „Rede,
Herr, dein Diener hört!“
Und bei der
Verklärung Jesu ertönt die Stimme: „Das ist mein geliebter Sohn. Auf ihn sollt ihr
hören!“
Einmal klagt Jesus über mangelnde Hörbereitschaft:
„Sie haben
Ohren und hören nicht!“ - Und mehr als einmal ruft er: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“
Ich kann das Wort Gottes erst
befolgen, wenn ich es gehört habe. Hören gehört wesentlich zum Jünger
Jesu. Hören ist wichtig. Das ist unbestritten.
Aber es darf nicht beim Hören
bleiben. Darauf legt das Gleichnis vom Hausbau den Akzent. Zum
Horchen muss das Gehorchen kommen, zum Hören das Befolgen und Tun!
„Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach! Sonst betrügt ihr
euch selbst“,
heißt es im Jakobusbrief.
Es genügt auch nicht das Wort
Gottes zu studieren, sich damit auseinanderzusetzen exegetisch,
bibelwissenschaftlich. Es genügt nicht, darüber zu reden und zu
diskutieren. Es geht um ein persönliches Berührtwerden, es geht
um ein Angesprochen- und Erfülltwerden. Es geht um ein sich davon
betreffen, durchdringen und beseelen lassen.
Das Wort Gottes soll und will in
mir „lebendig“ und in meinem Leben „wirksam“ werden. Dann heilt und befreit es. Es weckt zu neuem Leben. Es vermag mein
Leben zu wandeln.
Im Licht des Wortes Gottes kann
mein Leben klarer und eindeutiger werden. Es bekommt Konturen und Tiefe
und eine evangeliumsgemäße Prägung und Gestaltung.
Franziskus
war ganz ein Hörer des Wortes, aber auch ein Täter. In Spoleto
fragt er: „Was willst du, Herr, dass ich tun
soll?“
In San Damiano hört er vom Kreuz herab die
Stimme: „Stell mein Haus wieder her!“ Zitternd und staunend
antwortet Franziskus: „Gern will ich es tun Herr!“ Und es
heißt: „Unverzüglich machte er sich ans
Werk.“
Als
er das Evangelium in Portiunkula hört, ruft er freudig: „Das
ist es, was ich suche! Das verlange ich zu tun mit ganzer Kraft und aus
ganzem Herzen!“ – Thomas von Celano kommentiert: „Er war ja kein tauber Hörer des Evangeliums.“
Die Botschaft des Evangeliums will
wirksam werden im Handeln. Dazu ruft uns heute Jesus im Gleichnis vom
Hausbau ganz eindringlich auf. Es steht ganz bewusst am Ende der
Bergpredigt. Worin nämlich das Tun und Befolgen besteht, sagt er
zuvor in den Worten und Weisungen seiner Predigt. - Diese Worte
nicht nur hören, sondern sich zu Herzen nehmen und sie ins Tun
umzusetzen, das ist entscheidend und macht ein glaubwürdiges,
überzeugendes Christenleben aus.
Roger Schutz: „Lebe das, was du vom Evangelium begriffen hast, und sei es auch noch
so wenig.“
Lass es zur Tat werden! Mach’s konkret!
Leb`s!
In der Regel der Bruderschaft von Gnadenthal steht die
Weisung: „Rede von Christus nur, wenn du gefragt wirst – aber lebe so, dass man
dich fragt!“
Reinhold Schneider erzählt in seinem
„Verhüllter Tag“, wie er
an einem Weihnachtsabend in Potsdam die heilige Schrift aufschlug und
nach wenigen Kapiteln auf die kalte, dunkle Straße floh. „Mir war
klar“, schreibt er, „dieses Buch kann
man nicht lesen, wie man auch die Exerzitien des heiligen Ignatius nicht
lesen kann. Man muss es tun. Es ist Lebensmacht. Und es ist unmöglich,
auch nur eine Zeile zu begreifen ohne den Entschluss, sie zu
vollziehen.“
„Das Evangelium leben“,
das ist meines Erachtens die prägnanteste Formel für unser Leben als
Christen!
„Mit meinem Leben der Spur des Evangeliums folgen“,
muss immer wieder, eigentlich jeden Tag neu, unser Bestreben sein. Damit kommen wir nie an ein Ende.
Es ist eine lebenslange
Aufgabe.
Ein Seifenfabrikant sagte einem Missionar:
„Das Christentum hat
nichts erreicht. Obwohl es schon 2000 Jahre gepredigt wird, ist die Welt
nicht besser geworden. Es gibt immer noch das Böse und so viele böse
Menschen.“ Der Missionar wies auf ein ungewöhnlich
schmutziges Kind hin, das am Straßenrand im Dreck spielte, und bemerkte:
„Seife hat nichts erreicht. Es gibt immer noch Schmutz und Dreck. Es
gibt immer noch schmutzige Kleider und so viele schmutzige Menschen.“
– Der Fabrikant entgegnete: „Seife nutzt nur, wenn man sie
anwendet.“ Der Priester antwortete: „Christentum auch!“
„Selig, die das Wort Gottes hören und es
befolgen.“
Das Wort Gottes hören, sich von
ihm ansprechen lassen, sich an ihm ausrichten, es zur Richtschnur und
zum Maßstab meines Lebens machen! Darauf kommt es an!
Dann bauen wir nicht auf Sand, sondern
auf Fels.
Das getane Wort, das Tun des
Willens Gottes, ist das sichere Fundament, das auch in
Krisensituationen, in schweren Stunden, in Unglück und Leid Orientierung
und Halt gibt.
Hören und Tun!
Darin besteht die Baukunst christlichen Lebens.
Amen
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