Das war
gut eingefädelt, die Schlinge sorgfältig gelegt.
Die
Frage: „Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen oder nicht“,
musste Jesus zu Fall bringen.
Wenn er
die Steuerzahlung bejaht, dann billigt und bejaht er die Unterwerfung
unter die römische Staatsmacht und seine Frager hätten ihn wohl mit
hämischer Freude als Verräter an Israel hinstellen können.
Lehnt er
die Entrichtung der Steuer an den Kaiser ab
– sie war
in den Augen der maßgebenden Kreise in Israel eine heidnische und damit
„unheilige“ Steuer –
sagt
Jesus also, dass es nicht erlaubt sei, diese „heidnische“ Steuer zu
zahlen, dann verbündet er sich mit den Radikalen in Israel und man hätte
ihn prompt als Volksaufwiegler gegen die Römer brandmarken können.
Jesus
kann nur noch wählen, wie er in die Falle geht – meinen die Jünger der
Pharisäer.
Eine
dramatische Szene voller Spannung und Brisanz!
Jesus
zieht sich klug aus der Affäre. Einfach genial, wie er die Fangfrage
seiner Gegner ins Leere laufen lässt.
Er denkt
nicht so eindimensional „entweder – oder“:
Entweder
ist man für den Kaiser und passt sich seinem System an. Oder man ist
gegen ihn und rebelliert.
Jesus
hütet sich vor einem glatten Ja oder nein.
Er
entzieht sich dieser Vereinfachung.
Er lässt
sich von den Fragestellern eine Münze geben, auf der das Bild und die
Aufschrift des Kaisers zu sehen sind.
Wenn sie
diese lästerlichen Münzen bei sich haben, dann zahlen sie die heidnische
Steuer, dann anerkennen sie den Machtanspruch des Kaisers. Welche
Blamage!
Der
Schuss ist sozusagen nach hinten losgegangen.
Jesu Antwort ist wahrhaft eine salomonische:
„Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört – und Gott, was Gott gehört!“
Wenn
Jesus sagt: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was
Gott gehört“, dann sind das nur scheinbar zwei Forderungen, denn die
Betonung und das ganze Gewicht liegt auf der zweiten Hälfte des Satzes,
nämlich „Gott geben, was Gottes ist“.
Was
gehört nicht Gott? Gehört eigentlich Gott nicht alles? Ist er nicht der
Herr von allem?
Ein
gläubiger Jude wusste und betete:
„Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine
Bewohner.“
(Ps 24).
Nicht der
Kaiser und die Steuer ist das Wichtigste, sondern der Anspruch Gottes.
Der Kaiser hat zwar eine gewisse Zuständigkeit und Macht. Aber er ist
nicht der Herr aller Dinge.
Gott und
der Kaiser sind keine ebenbürtigen Rivalen.
Gott
allein ist die entscheidende Instanz, an der sich alles Verhalten zu
orientieren hat.
Wir
wissen alle, was wir an den Staat abgeben müssen.
Aber
wissen wir auch, was wir Gott zu geben haben?
Gott
geben, was Gottes ist, daran hat sich auch der Kaiser zu halten.
Und alle
Herrschaftsstrukturen, alle Gesellschaftssysteme, Demokratien und
Diktaturen, müssen sich daran messen, ob und inwiefern sie es zulassen,
dass Menschen frei ihre Religion ausüben können und Gott geben, was
Gottes ist.
Als
Deutung und Wegweisung kann zu unserem heutigen Evangelium ein anderes
Wort aus der Apostelgeschichte herangezogen werden. Es lautet:
„Man
muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“
Die
Märtyrer aller Jahrhunderte haben in diesem Wort eine Leitlinie und
einen Maßstab für ihr Entscheiden und Handeln gesehen.
„Gott geben, was Gott gehört.“
Dieser
zweite Teil der Antwort Jesu wurde im Laufe der Jahrhunderte immer
wieder vergessen, manchmal auch verdrängt oder bewusst verschwiegen.
„Gott
geben, was Gott ist!“
Was
bedeutet das für uns und unser Leben?
Genügt
es, jeden Tag ein paar Gebete aufzusagen, im Gasthaus das Kreuzzeichen
vor dem Essen zu machen oder bei Dreckwitzen und gotteslästerlichen
Reden nicht mitzumachen?
Gott –
das wissen wir spätestens seit Jesus Christus – will mehr.
Er will
Mitte unseres Lebens sein. Er will dass wir auf ihn hören und nach
seinem Willen leben. Er will, dass wir ihn Herr sein lassen, ihn ernst
nehmen und uns ihm ganz anvertrauen.
„Gott geben, was Gottes ist“,
das kann nur heißen, ihm alles geben, unser Herz ihm schenken.
Wenigstens uns Gläubigen, uns Getauften, sollte klar sein:
Wir
gehören ihm! Jeder Pulsschlag unseres Herzens, jeder Atemzug, jeder gute
Gedanke! Was haben wir, das wir nicht von Gott hätten?
Wenn wir
„Gott geben, was Gottes ist“, wenn wir ihn nicht abspeisen mit dem Rand
und den Resten, dann bekommt auch die Welt, was sie am dringendsten
braucht: die Erfahrung der wirksamen Gegenwart Gottes.
Wer die
Forderung Jesu, Gott zu geben, was Gottes ist, zum Lebensgrundsatz
macht, wird sich auch für eine bessere Welt einsetzen und sich für
Frieden und Gerechtigkeit stark machen.
Er wird
mitbauen am Reich Gottes.
Er wird
gütig sein und selbstlos. Er wird lieben und nicht hassen.
Er wird
versuchen das Böse durch das Gute zu überwinden.
Er wird
verzeihen und nicht nachtragen. Er wird nicht fluchen, sondern segnen.
Wer Gott
gibt, was Gottes ist, wer Gott in die Mitte seines Lebens rückt, wer
sich von ihm formen und bestimmen lässt in seinem Denken und Tun, der
bringt Licht und Freude in die Welt.
Er ist
gesegnet und wird selbst ein Segen sein. |