Evangelium
Gebt dem
Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört
+
Aus dem heiligen
Evangelium nach Matthäus
In
jener Zeit
15kamen
die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle
zu stellen.
16Sie
veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm
zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du die Wahrheit sagst
und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst und auf niemanden Rücksicht nimmst,
denn du siehst nicht auf die Person.
17Sag
uns also: Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen,
oder nicht?
18Jesus
aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum versucht
ihr mich?
19Zeigt
mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm
einen Denár hin.
20Er
fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das?
21Sie
antworteten ihm: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem
Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!
„Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen oder nicht?“
Die
Frage klingt einfach und ist doch sehr tückisch.
Eine
Fangfrage. Jesus soll in die Falle gehen. Und nach Ansicht seiner Gegner
hat Jesu gar keine andere Wahl als in die Falle zu tappen. --- Denn
spricht sich Jesus gegen die Steuerzahlung aus, könnte er als ein
politischer Unruhestifter angesehen werden, als ein Volksaufwiegler.
Bejaht er die Abgabe an den heidnischen Kaiser, dann entlarvt er sich
als Freund der Römer und fast schon als Feind des unterdrückten
jüdischen Volkes.
Eine
dramatische Szene!
Doch
Jesus lässt die Fangfrage seiner Gegner ins Leere laufen. Das macht er
sehr klug, um nicht zu sagen genial. Er geht auf die Frage seiner Gegner
nämlich gar nicht ein. Er entzieht sich einem glatten „Ja“ oder „Nein“.
Vielmehr lässt er sich von den Fragestellern eine Münze zeigen, mit der
sie ihre Steuern bezahlen.
Nun,
der silberne Denar, den jemand aus der Gruppe Jesus vorlegt, ist nicht
lediglich ein nüchternes Zahlungsmittel, sondern Machtzeichen. Er trägt
das Bild und die Aufschrift des römischen Kaisers und bezeugt sowohl
dessen Machtfülle als auch die „göttliche“ Würde, die ihm zugesprochen
wird. In den Augen eines jüdischen Frommen aber ist das ein Gräuel, ein
Abscheu.
Und
doch findet sich eine solche „lästerliche“ Münze in den Taschen der
kritischen Fragesteller. Welche Blamage! Denn das heißt: Sie zahlen die
heidnische Steuer und erkennen damit auch den Machtanspruch des Kaisers
an.
Aber
Jesus weidet sich nicht an dieser Inkonsequenz. Vielmehr weitet er noch
einmal die Sicht, wenn er sagt:
„So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser
gehört, und Gott, was Gott gehört.“
Meines Erachtens heißt das: An den Verhältnissen dieser Welt werdet ihr
nicht viel ändern können. Sie sind wie sie sind. Eure Steuern werdet ihr
schon zahlen müssen. Da kommt ihr nicht drum rum.
Gebt
aber auch Gott, was Gott gehört! Die Betonung liegt auf dieser zweiten
Satzhälfte. Gott geben, was Gottes ist.
Nicht der Kaiser und die Steuer ist das Wichtigste, sondern der Anspruch
Gottes.
Wir
wissen alle, was wir an den Staat abgeben müssen.
Wissen wir aber auch, was wir Gott zu geben haben?
„Gott geben, was Gottes gehört“. Was bedeutet das für unser Leben?
Nun, Gott will und soll die Mitte unseres Lebens sein. Er will, das wir
auf ihn hören und nach seinem Willen leben. Er will, dass wir ihn Herr
sein lassen, ihn ernst nehmen und uns ihm ganz anvertrauen.
„Gott geben, was Gott gehört“, das kann nur heißen, ihm alles geben,
unser Herz ihm schenken.
Noch
etwas: „Wenn wir Gott geben, was Gott gehört“, dann bekommt auch
die Welt, was sie dringend braucht: die Erfahrung der wirksamen
Gegenwart Gottes.
Wer
die Forderung Jesu, Gott zu geben, was ihm gehört, zum Lebensgrundsatz
macht, wird sich auch für eine bessere Welt einsetzen und sich stark
machen für Frieden und Gerechtigkeit.
Er
wird mitbauen am Reich Gottes.
Er
wird gütig sein und selbstlos. Er wird lieben und nicht hassen, Er wird
versuchen das Böse durch das Gute zu überwinden. Er wird verzeihen und
nicht nachtragen. Er wird nicht fluchen, sondern segnen.
Wer
Gott gibt, was Gott gehört, wer Gott in die Mitte seines Lebens rückt,
wer sich von ihm formen und bestimmen lässt in seinem Reden, Denken und
Tun, der bringt Licht und Freude in die Welt. Er ist gesegnet und wird
selbst ein Segen sein.
|