EVANGELIUM
Fürchtet euch
nicht vor denen, die den Leib töten
+ Aus
dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In jener Zeit sprach Jesus zu
seinen Aposteln:
26Fürchtet
euch nicht vor den Menschen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird,
und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird.
27Was
ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr
flüstert, das verkündet von den Dächern.
28Fürchtet
euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können,
sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle
stürzen kann.
29Verkauft
man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur
Erde ohne den Willen eures Vaters.
30Bei
euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt.
31Fürchtet
euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.
32Wer
sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem
Vater im Himmel bekennen.
33Wer
mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im
Himmel verleugnen.
"Muss
man euch alles dreimal sagen?“
Wie oft hat meine
Mutter das zu uns Kindern gesagt!
Wir waren fünf
Geschwister. Und keineswegs immer folgsam und brav.
„Muss
man denn alles dreimal sagen?“ Der Satz klingt mir noch in den
Ohren.
Auch im
heutigen Evangelium haben wir einen Satz dreimal gehört: „Fürchtet euch nicht!“
Jesus sagte
das damals seinen Jüngern, aber er sagt es auch uns heute: „Fürchtet euch nicht!“
Man kann auch
übersetzen: „Ängstigt euch nicht!“ Oder: „Habt keine Angst!“
Liebe
Schwestern und Brüder!
Wem tut ein solcher Satz nicht gut?
„Fürchte
dich nicht! – Hab keine Angst!“
Ein solcher
Zuspruch kann wie Balsam sein für eine verängstigte und furchtsame Seele.
„Fürchte
dich nicht!“
sagt der Engel zur erschrockenen Maria.
„Fürchtet euch nicht!“
lautet die Engelsbotschaft an die Hirten.
„Fürchtet euch nicht!“
Liebe
Mitchristen!
Die ganze Bibel ist durchzogen von dieser Aufforderung und Ermutigung.
Den Jüngern auf
dem vom Sturm gepeitschten See ruft Jesus es zu: „Habt Vertrauen! Ich bin es.
Fürchtet euch nicht!“
Und die
Osterbotschaft lautet: „ER ist auferstanden. Fürchtet
euch nicht!“
Doch gibt es
nicht vielerlei Gründe, sich zu fürchten?
Wie viel
Schlimmes und Schreckliches geschieht in der Welt!
Und wie viel
Unsicherheit und Angstmachendes, wie viel Leidvolles und Schicksalhaftes gibt es
auch im eigenen Leben!
Angesichts der
Fülle von Dunkelheiten und Gefahren, von Unglück und Leid, klingt da das „Fürchtet euch nicht“ wie das Pfeifen im Walde oder sogar wie Hohn?
Außerdem ist es
nicht ganz normal, sich zu fürchten?
Gehören Ängste
und Sorgen nicht zu unserem Leben?
Allerdings, bei
einem Blick ins heutige Evangelium und wenn ich den Zusammenhang betrachte, in
dem Jesus das „Fürchtet euch nicht“ sagt, dann sehe ich da alles andere
als ein Idyll oder eine heile Welt.
Da ist von
Verfolgung und Tod die Rede. Das Wort „Hölle“ taucht auf. Ganz realistisch hören
wir vor allem auch, was in der frühchristlichen Gemeinde, die Matthäus vor Augen
hat, Sache war.
Christsein war
kein Honigschlecken.
Es bedeutete
diffamiert, schikaniert, diskriminiert zu werden.
Das Bekenntnis zu
Christus bedeutete unter Umständen Bedrohung, Anfeindung, Ablehnung, auch
Verfolgung und Folter. Ja es konnte das Leben kosten! Wie es auch heute noch
viele Christen in verschiedenen Ländern ganz dramatisch und tragisch erleben und
erleiden.
Das Christentum
ist die am meisten verfolgte Religion weltweit.
Nur unsere Medien
vergessen das weitgehend und der Westen schweigt.
Doch, liebe
Schwestern und Brüder, wie steht es um meinen und unseren Bekennermut, um meine
und unsere Glaubenskraft hier in Deutschland, in Mitteleuropa? – Gibt es da eine
Leidenschaft für Gott? – Wie sieht es aus mit meinem und unserem Zeugnis für
Jesus Christus?
Und damit
verbunden ist ja auch die Lebenshaltung und Lebensgestaltung.
Müsste sie nicht
oft entgegengesetzt zu dem sein, was uns die moderne Welt als wichtig und
erstrebenswert einredet?
Die Botschaft
Christi widerspricht oft dem herrschenden Trend zum Konformismus.
Sie finden längst
nicht immer Beifall. Im Gegenteil!
Heute heißt es
oft „Religion ist Privatsache“. Jesus denkt da ganz anders. Er will, dass
wir uns outen, dass wir für unseren Glauben einstehen. Er ermutigt zu
furchtlosem und freimütigem Bekenntnis. „Steigt auf die Dächer“, sagt
Jesus (vgl. Vers 27).
Allerdings, sich
freimütig zu Christus bekennen, das kostet auch bei uns Mut, selbst wenn wir
nicht Leib und Leben riskieren.
Wir brauchen
keine Angst vor Verfolgung, Kerkerhaft und Folter zu haben. Die freie
Religionsausübung ist uns garantiert.
Wie schnell aber
wird man belächelt, verspottet oder gilt als rückständig und von gestern. – Wer
sich öffentlich, in Wort und Tat, zum christlichen Glauben bekennt, muss darauf
gefasst sein, anzuecken, Kopfschütteln zu erregen, auf Widerstand zu stoßen oder
beißenden Spott zu ernten.
„Fürchtet euch nicht vor den Menschen!“
sagt Jesus den Seinen. Denkt daran: „Je mutiger ihr euch zu mir vor den
Menschen bekennt, desto mehr werde ich mich vor meinem Vater zu euch bekennen“
(Vers 32).
Christsein mit
Profil ist angesagt, offensives Christsein, missionarisches Christsein, ohne
Feigheit und Menschenfurcht!
Liebe
Mitchristen! Es
gibt in der Botschaft Jesu nichts, das wir verstecken müssten, nichts, dessen
wir uns schämen müssten.
Im Gegenteil! –
Als Christen haben wir der Welt etwas zu geben, was ihr sonst niemand geben
kann.
„Fürchtet euch
nicht!“
Dreimal – wie ein
Kehrvers – kommt es aus dem Mund Jesu. – Vielleicht muss man es uns dreimal
sagen, bis wir es wirklich (so dass es wirkt) glauben können.
„Fürchtet
euch nicht! Habt keine Angst!“
Ihr seid und
bleibt in Gottes Hand, was immer auch geschieht!
Ihr seid
unendlich kostbar vor Gott, kostbarer als jeder kleine Vogel, um den Gott weiß.
Um wie viel mehr kennt er euch und sorgt sich um euch und liebt euch! Sogar alle
Haare auf eurem Kopf sind gezählt! Ein Bild der unendlichen Fürsorge.
Jemand hat einmal
gesagt: „Jeder Mensch, auch der geringste, ist so in Gottes Hand als wäre er
Gottes einzige Sorge.“
Ja, wir sind in
Gottes Hand, egal was geschieht.
Wenn wir das
glauben könnten! Menschenskind, was könnte da von uns abfallen an Angst und
Sorge, an Menschenfurcht und Resignation, an Missmut und Traurigkeit. Und was
könnte wachsen an Vertrauen und Zuversicht, an Mut und Hoffnung!
„Fürchte dich
nicht – hab keine Angst!“
Ganz ehrlich, ich
hör das immer wieder gern, sogar mehr als dreimal. Es tröstet und ermutigt, es
stärkt und befreit.
„Der
Herr ist mein Licht und mein Heil“
betet der Psalmist (Ps 27), „vor wem
sollte ich mich fürchten? – Der Herr ist die Kraft meines Lebens, vor wem sollte
mir bangen?" Und
am Schluss: „Hoffe auf den Herrn und sei stark, hab festen Mut und
hoffe auf den Herrn.“
Bei all dem,
liebe Mitchristen, geht es um Glauben und Vertrauen, um Sich Festmachen in Gott.
Vertrauen wir
(nach einem Text von J. Dirnbeck) dem Licht mehr als der Finsternis! Dem Ewigen
mehr als dem Vergänglichen! Vertrauen wir dem Mächtigsten mehr als den Mächten
dieser Welt und Zeit!
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