Die Lage
spitzt sich zu. Die Auseinandersetzung Jesu mit seinen Gegnern wird
immer schärfer.
Jesus
droht das gleiche Schicksal wie Johannes dem Täufer und vor ihm anderen
Propheten. Man will ihn zu Schweigen bringen.
Und so
versucht Jesus seine Widersacher durch ein Gleichnis zur Einsicht und
Umkehr zu bewegen.
Er
erzählt von einem Weinbergbesitzer und von dessen Weinberg.
Jesus
wählt ein Bild, das seine Zuhörer kennen, das ihnen vertraut ist und
hofft so Zugang zu ihren Herzen und Verständnis zu finden.
Aber
Jesus konfrontiert auch. Er stellt in seiner Erzählung die unendliche
Güte und Langmut Gottes ihrem blind zerstörerischen und selbstgerechten
Denken und Handeln gegenüber.
Der
Gutsbesitzer, sprich Gott, dem der ganze Weinberg, sprich Israel,
gehört, schickt wiederholt Knechte, sprich Propheten, zu den Winzern,
damit diese ihm den Ertrag abgeben mögen.
Die
Winzer aber antworten nur mit Gewalt und Totschlag.
Sie
verweigern dem Gutsbesitzer nicht nur seine Früchte, schlimmer noch, sie
schlagen, steinigen und töten seine Boten.
Hat nun
die Güte des Gutsbesitzers ein Ende? Ist es mit der Gnade Gottes vorbei?
– Nein!
Der
Gutsbesitzer sendet seinen eigenen Sohn mit der Hoffnung, dass sie
diesen achten und die Früchte bringen, die er von ihnen erwartet.
Wer von
uns, liebe Schwestern und Brüder, denkt an dieser Stelle nicht an das
vierte Hochgebet der heiligen Messe, in dem es sinngemäß heißt:
„Als
der Mensch Gottes Freundschaft verlor, hat Gott ihn dennoch nicht
verlassen. Immer wieder hat er den Menschen seinen Bund angeboten, immer
wieder seine Hand ausgestreckt, immer wieder Boten geschickt und die
Menschen gelehrt, das Heil zu erwarten. – Und seine Liebe war so groß,
dass er seinen eigenen Sohn sandte, um zu retten, was verloren war, um
die schuldigen Menschen zu erlösen!“
Der
letzte Versuch ist der eigene Sohn. Wird es ihm, dem letzten und
endgültigen Boten Gottes besser ergehen?
Wir
wissen, liebe Schwestern und Brüder:
Was Jesus
im Gleichnis vom Schicksal des Sohnes erzählt, dass sie nämlich nicht
auf ihn hören, ihn missachten, verstoßen und umbringen, das ist auch für
ihn selbst schon bald bittere Wirklichkeit geworden.
ER ist
der Sohn, der nicht erkannt worden ist, auf den man nicht gehört hat,
sondern den man kalt gestellt, und grausam ermordet hat.
Aber
nicht der Tod hat das letzte Wort.
Christus
hat uns geliebt und sich für uns hingegeben.
Durch
sein Blut, durch seinen Tod am Kreuz, durch seinen Sieg über Grab und
Tod sind wir erlöst und befreit.
Der
Evangelist, liebe Schwestern und Brüder, blickte auf Tod und
Auferstehung Jesu schon zurück, als e dieses Gleichnis aufschrieb.
Für ihn
ist jetzt Jesus „der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der
aber zum Eckstein geworden ist.“ (V42)
Im
Glauben oder Unglauben ihm gegenüber entscheidet sich von nun an Heil
oder Unheil der Menschen.
Das neue
Gottesvolk, die Kirche, soll bessere „Früchte“ bringen.
Es soll
ein Volk sein, das gute Früchte bringt.
Ist die
Kirche, sind wir, die wir alle selber Kirche sind, die „besseren
Pächter“? Geben wir, was der Herr von uns verlangt? Bringen wir durch
unser Leben jene Früchte, die der Herr von uns erwartet?
Jeden von
uns hat der Herr zu einem Rebstock in seinem Weinberg berufen.
Auch uns
wird er einmal nach unseren Früchten fragen?
Und so
stellt sich die Frage:
Wie kann
ich meinen Glauben für mein Leben fruchtbar machen, vielleicht auch noch
fruchtbarer als bisher?
Keine
Angst, liebe Schwestern und Brüder, die „erwarteten Früchte“ bestehen
nur zu einem geringen Teil aus vorzeigbaren Leistungen.
Vor Gott
können auch leere und gebundene Hände – wie die ans Kreuz genagelten
Hände seines Sohnes – „erfüllt“ und „fruchtbar“ sein.
Vor ihm
ist auch ein schweres Schicksal, eine unheilbare Krankheit, ja jedes
tapfer getragene Leiden eine kostbare Frucht.
So hat
jeder und jede von uns seine und ihre Art geistiger Fruchtbarkeit.
Bitten
wir Gott, dass er uns erkennen und vollbringen lässt, was er von uns
will und erwartet. |