Exerzitien mit P. Pius

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Seesturm

(Wallfahrtsmesse am Samstag der 2. Osterwoche, Lesejahr B - Joh 6, 16 - 21)

 

 

EVANGELIUM

 

 

Die Jünger sahen, wie Jesus über den See ging

 

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

16Als es aber spät geworden war, gingen seine Jünger zum See hinab,

17bestiegen ein Boot und fuhren über den See, auf Kafarnaum zu. Es war schon dunkel geworden, und Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen.

18Da wurde der See durch einen heftigen Sturm aufgewühlt.

19Als sie etwa fünfundzwanzig oder dreißig Stadien gefahren waren, sahen sie, wie Jesus über den See ging und sich dem Boot näherte; und sie fürchteten sich.

20Er aber rief ihnen zu: Ich bin es; fürchtet euch nicht!

21Sie wollten ihn zu sich in das Boot nehmen, aber schon war das Boot am Ufer, das sie erreichen wollten.

 

 

Liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer, Schwestern und Brüder!

 

Die Geschichte von Seesturm kommt mehrfach und in verschiedenen Varianten in den Evangelien vor.

Bekannt ist die Erzählung, wo Jesus in der 4. Nachwache den Jüngern, die sich in Seenot befinden, auf dem Wasser entgegenkommt. Auf den Zuruf Jesu, steigt Petrus aus dem Boot, um Jesus entgegenzugehen. Als er fast untergeht, ruft er „Herr, rette mich!“ Da streckt Jesu seine Hand aus und kommt Petrus zu Hilfe. „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt“, fragt ihn Jesus.

 

Mehrfach überliefert ist die Erzählung, wo Jesus sich bereits bei den Jüngern im Boot befindet und - während der Sturm wütet – seelenruhig schläft. Die Jünger wecken ihn: „Herr, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“ Jesus steht auf und gebietet dem Sturm und dem See. Augenblicklich kehrt Ruhe und Stille ein. „Wo ist euer Glaube?“ fragt Jesus anschließend.

 

Liebe Wallfahrer und Wallfahrerinnen!

Heute haben wir die Geschichte vom Seesturm und vom Gang Jesu über das Wasser gehört, wie der Evangelist Johannes sie uns überliefert. Es ist nach der Brotvermehrung. In der Nacht fahren die Jünger über den See, sie allein. Da geraten sie in einen heftigen Sturm. Dann sehen sie, wie Jesus über den See geht und sich dem Boot nähert. Sie bekommen Angst, sie fürchten sich. Jesus ruft ihnen zu: „Ich bin es, fürchtet euch nicht!“ Dann heißt es bei Johannes, dass sie Jesus ins Boot nehmen wollten, aber schon war das Boot am Ufer, das sie erreichen wollten.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Wie immer die Geschichte vom Seesturm erzählt wird, man hat gern darin ein Bild für die Kirche gesehen. Da geht es auch immer wieder mal turbulent zu, drunter und drüber.

Das Schifflein Petri hat oft Gegenwind, viele Gefahren drohen, Probleme türmen sich. Es gibt Spannungen. Das Boot wird manchmal kräftig geschüttelt und hin und her geworfen.

 

Die Geschichte vom Seesturm, liebe Mitchristen, ist aber auch ein Bild für unser Leben.

Unser Leben, jedes Leben, geht durch Krisen. Es wird von inneren und äußeren Stürmen gebeutelt. Es gibt heftige Wellen, Turbulenzen. Manchmal geht es auch da drunter und drüber. Der Wind bläst uns ins Gesicht. Unser Lebensboot wird hin und her geworfen.

 

Aufgepeitschte See, Nacht und Sturm:

Wer von uns kennt das nicht? Manchmal fühlen wir uns ohne Halt, hilflos, den Umständen ausgesetzt. Wir verlieren den Boden unter den Füssen. Wir geraten in Bedrängnis, in Not. Angst steigt in uns auf.

 

Die erste Reaktion in Verunsicherung und in Krise:

Wir beißen die Zähne zusammen. Wir versuchen mit eigner Kraft die Kiste zu schaukeln, die Krise zu meistern, durchzukommen, herauszukommen. Wir kämpfen dagegen an. Wir versuchen uns über Wasser zu halten. Wir legen uns ins Zeug. Wir rudern wie wild und strampeln uns ab.

 

Aber manchmal ist es so: Je mehr wir rudern, desto mehr geraten wir in Bedrängnis. Und aus Angst wird Panik.

Es geht uns wie den Jüngern. Wir haben Angst, fühlen uns hilflos und verloren. Gibt es noch irgendetwas, das vor dem drohenden Untergang retten könnte?

 

Im Evangelium ist es Jesus. Er kommt den Seinen auf dem See entgegen. Es ist eine eigenartige Begegnung. Die Jünger erkennen Jesus nicht sofort. Sie fürchten sich. Interessant: Selbst ihr Meister, der Retter und Heiland, erscheint ihnen als Bedrohung. Sie fürchten sich.

 

Doch Jesus spricht die Jünger an: „Fürchtet euch nicht! Ich bin es.“

„Ich bin Es“: Es ist das gleiche Wort mit dem Gott sich einst dem Mose in seinen Ängsten und Selbstzweifeln am Dornbusch geoffenbart hat: „Fürchte dich nicht. Ich bin mit dir.“ Und: „Ich bin der ICH BIN DA!“

 

Gottes Nähe schenkt Vertrauen. Gottes rettende Macht ist stärker als alle Bedrohung. Seine Gegenwart vermag alle Angst zu nehmen und Zuversicht zu schenken.

 

Im Psalm 23 heißt es: „Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir.“

 

Martin Luther King bekennt in einer Rede kurz vor seinem gewaltsamen Tod: „Wenn unsere Tage verdunkelt sind und unsere Nächte finsterer als tausend Mitternächte, so wollen wir stets daran denken, dass es in der Welt eine große segnende Kraft gibt, die Gott heißt. Gott kann Wege aus der Aussichtslosigkeit weisen. Er will das dunkle Gestern in ein helles Morgen verwandeln - zuletzt in den leuchtenden Morgen der Ewigkeit.“

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Auf unserem Weg ans andere Ufer, auf unserem Weg durch Wasser und Untiefen, auf unserer Überfahrt durch Krisen und Stürme, in lebensbedrohlichen Situationen – und sei es am Ende unseres Lebens, wenn wir sterben müssen – dürfen wir darauf vertrauen, dass uns der Herr entgegenkommt.

Wir dürfen auf sein Mit-uns-Sein hoffen und mit seinem Beistand rechnen. ER vermag durch alle Bedrohung des Lebens hindurchzuführen und allen Ängsten zu entreißen. ER spricht auch zu uns, zu einem jeden: „Ich bin es, fürchte dich nicht!“

 

So können wir immer wieder innerlich ruhig werden und gelassen sein. Wir können Trost und Halt verspüren und dürfen Licht und Heil erfahren.

Dann wird selbst noch das Tor des Todes nicht ein letztes Versinken und Untergehen bedeuten, sondern Durchgang, Hinübergang, Heimgang, selige Heimkehr ans rettende, lichtvolle andere Ufer.

 

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