Wahrscheinlich kommt es nicht allzu oft vor, dass Ostern auf den 1.
April fällt. In diesem Jahr ist es der Fall.
Mir ist
in den Sinn gekommen, dass da zwei Bräuche aufeinander treffen. Der eine
ist der Aprilscherz, der andere das Osterlachen. Beide haben etwas
Frohes, Lustiges an sich, beide sorgen für Heiterkeit oder regen zum
Lachen an.
Beim
ersten Brauch, dem Aprilscherz, versucht einer den anderen mit
erfundenen Geschichten, falschen Informationen zu täuschen, auf witzige
Weise zu verulken oder mit kleinen Streichen an der Nase herumzuführen
bzw. ihn zum Narren zu halten. Man nennt das, jemanden „in den April
schicken“.
Wenn es
geklappt hat und der andere ist auf den Aprilscherz hereingefallen,
lässt man den ganzen Schwindel auffliegen und ruft „April, April“.
Schon die
Germanen – so habe ich gelesen – kannten den „April-Narren“. Bei
ihnen symbolisierte er den machtlosen Winter, den man neckte, hänselte
und auf die Schippe nahm mit der Absicht, dass er sich möglichst bald
aus dem Staub macht und verschwindet.
Den
anderen Brauch, das Osterlachen, gab es bis ins 19. Jahrhundert.
In einigen Regionen Süddeutschlands, vor allem in Bayern, war das
Osterlachen fester Bestandteil der Liturgie an Ostern. Dabei handelt es
sich um ein bewusst durch allerhand amüsante Geschichten hervorgerufenes
Lachen, ein Lachen, hervorgelockt durch Witze und Sketsche, die der
Pfarrer in seiner Predigt zum Besten gab.
Das
Bestreben war, der Osterfreude auch im Gottesdienst Raum zu verschaffen
und ihr Ausdruck zu geben. Ziel des Lachens war es, den Sieg über den
Tod und damit die Überlegenheit des Lebens zu symbolisieren. Man wollte
dem Tod, der in jenen Zeiten viel gegenwärtiger war als heute, gewissermaßen
die Zunge herausstrecken.
„Tod, wo ist dein Stachel? Tod, wo ist dein Sieg?“
fragt der Apostel Paulus und fährt fort. „Verschlungen ist der Tod im
Sieg, im Sieg Jesu Christi.“
Der Tod
hat sich gleichsam an Christus „verschluckt“.
Er hat
keine Macht mehr. Der Schrecken ist ihm genommen.
Er ist
sozusagen der Lächerlichkeit preisgegeben.
Lachen
über den Tod, Osterlachen. Wie gesagt, um die Gemeinde – nach
siebenwöchiger Fastenzeit und Trauer am Karfreitag – zum Lachen zu
bringen, erzählten die Pfarrer in der Predigt lustige Geschichten und
machten Witze, die auch durch besondere Mimik und Gestik theatralisch
vorgetragen und dargeboten wurden. Die Gläubigen sollten herzhaft und
befreit lachen. Sie sollten die Angst vor dem Tod regelrecht weglachen,
ja den Tod auslachen, den Jesus besiegt hat.
Allerdings übertrieben es einige Geistliche. Sie gackerten wie die
Hühner, machten Handstände auf der Kanzel und gaben schlüpfrige
Anekdoten zum Besten. Sie machten allerhand Blödsinn und Klamauk, der
nur noch wenig oder gar nichts mehr mit der Freude über die Auferstehung
zu tun hatte.
Schließlich griffen die Bischöfe ein. Das Osterlachen wurde aus den
Kirchen verbannt. Den Reformatoren und protestantischen Kirchen war es
ohnehin zuwider. So wurde es immer seltener praktiziert und verschwand
schließlich ganz.
Ehrlich
gesagt, irgendwie finde ich das schade.
Denn,
liebe Mitchristen, wann, wenn nicht an Ostern, sollten die Christen
etwas zu lachen haben? Wann, wenn nicht am Osterfest, sollten sich die
Gläubigen von Herzen freuen und nicht mit traurigen Minen und todernst
dem Gottesdienst beiwohnen? Wann, wenn nicht dann, wenn wir feiern, dass
Gott seinen Sohn aus dem Grab erweckt, den Tod ein für alle Mal besiegt
und auch uns ewiges Leben verheißen hat? Wann, wenn nicht an Ostern gibt
es für uns Christen Grund zur Freude und zum Lachen? – Wir wünschen uns
ja auch „Frohe Ostern!“ und singen „Halleluja…, denn die
Freudenzeit ist da.“
Apropos
„Halleluja“: Eltern nahmen an Ostern ihre kleine Tochter Julia
zum ersten Mal zum Gottesdienst mit.
Am Ende
fragten sie die Kleine, wie es ihr gefallen habe.
„Gut“
antwortete Julia, „aber am schönsten war, dass alle Leute mir immer
wieder zugerufen haben „Hallojulia“.
Lachen
ist nicht nur gesund. Lachen hat auch etwas Erlösendes. Lachen befreit,
Lachen steckt an, Lachen verbindet.
Übrigens,
das berühmteste Lachen der Bibel steht im Alten Testament. Als Abraham
und Sara, beide hochbetagt, erfahren, dass Sara schwanger werden soll,
kichert Sara.
Sie lacht
Gott aus. Aber der Allmächtige zeigt Nachsicht.
Die fast
Hundertjährige bringt einen Sohn zur Welt und nennt ihn Isaak. Zu
Deutsch: Gott lacht.
Lacht
Gott? Ja, im zweiten Psalm heißt es jedenfalls:
„Die Könige der Erde stehen auf, die Großen haben sich verbündet gegen
den Herrn (…). Doch er, der im Himmel thront, lacht, der Herr verspottet
sie.“
„Der Mensch denkt und Gott lenkt.“
Kennen Sie auch die Vergangenheitsform? „Der Mensch dachte und Gott
lachte.“
Wie
bringt man Gott zum Lachen? Erzähl ihm deine Pläne!
Christian
Morgenstern meint: „Lachen und Lächeln sind Tor und Tür durch die
viel Gutes in den Menschen hineinhuschen kann“.
Und der
heilige Augustinus hat das Wort: „Die Seele nährt sich an dem,
worüber sie sich freut!“ – Dazu braucht es oft gar nicht viel.
Vielleicht genügt schon ein Aprilscherz oder auch ein frohes
Osterlachen, das auch andere noch ansteckt.
„Die
Seele nährt sich an dem, worüber sie sich freut!“
Sich
freuen und lachen, Osterfreude und Osterlachen können demnach nicht nur
heilsam und befreiend sein, sondern auch Nahrung für die Seele.
Liebe
Schwestern und Brüder!
Wenn wir
wirklich glauben, dass am Ende nicht die Trauer das letzte Wort hat,
sondern die Freude, nicht das Dunkel, sondern das Licht, nicht der Tod,
sondern das Leben, nicht wahr, dann müsste man das uns Christen doch
anmerken, besonders am Osterfest und im Ostergottesdienst, oder? Denn
die frohe Botschaft von Ostern ist wirklich Grund zur Freude.
Als Jesus
auferstand, erschien er zuerst einigen Frauen. Warum? – Damit die Sache
schneller bekannt würde.
„Glauben Sie an eine Auferstehung nach dem Tod?“
– fragt der Chef. „Ich…ich weiß nicht“, stammelt der junge
Angestellte verlegen. „Warum wollen Sie das denn wissen?“
„Weil ihr Großvater, zu dessen Beerdigung Sie gestern frei bekamen, Sie
am Telefon verlangt.“
Noch
einen: Frau Maier verrät dem Pfarrer ihren letzten Wunsch: „Nun
möchte ich doch evangelisch werden.“
Der
Pfarrer redet ihr gut zu: „Ihr ganzes Leben waren Sie katholisch, und
nun, am Ende, werden Sie unserer Kirche doch nicht untreu.“ – Frau
Maier: „Ja, aber es geht doch ans Sterben.
Besser es stirbt einer von denen als einer von uns.“
Nach
dem Schlusssegen, vor dem Entlassgruß:
Jemand
hat einmal gesagt, man sollte fröhlicher aus der Kirche rauskommen als
man reingegangen ist. Das gilt, meine ich, besonders an Ostern. Darum
möchte ich Ihnen zum Schluss, wenn schon nicht ein lautes Lachen, so
doch wenigstens ein Schmunzeln entlocken und sie somit ein wenig froh
gestimmt und heiter im wahrsten Sinne des Wortes in den April schicken
und nach Hause gehen lassen:
Josef von
Arimathäa hatte sein eigenes Grab für das Begräbnis Jesu zur Verfügung
gestellt. Am Abend kommt er nach Hause und versucht seiner Frau schonend
beizubringen, dass die Familiengrabstätte nun belegt sei.
Seine Frau regt sich auf, wird wütend und schreit: „Josef, wie konntest du nur? Unser Grab! Wo sollen wir
jetzt bestattet werden, wenn wir sterben?“
Josef bewahrt die Ruhe, atmet tief durch und sagt: „Schatz, reg dich doch nicht so auf! Es ist doch nur
über‘s Wochenende!“
Einen hab ich noch: Theologisches Examen: Ein ziemlich hoffnungsloser
Fall sitzt zusammengesunken vor seinem Professor. „Sie wissen ja
überhaupt nichts“, stellt dieser frustriert fest. „Können Sie
wenigstens einen einzigen Satz aus dem Neuen Testament auswendig?“
Zaghaft kommt die Antwort: „Ja: ‚Freut euch im Herrn zu jeder Zeit‘“.
– „Naja, und vielleicht noch einen?“ Da geht ein Strahlen über
das Gesicht des Kandidaten: „Und abermals sage
ich: Freut euch!“
Freut
euch heute, liebe Leute! Trauert nicht wie jene, die keine Hoffnung
haben!
Freut
euch! Jesus lebt! Mit ihm auch ich, wir alle.
Ich
wünsche Ihnen allen ein gesegnetes und frohes Osterfest!
Gehet
hin in Freude und Frieden!