Exerzitien mit P. Pius

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Jesus - die Tür zum Leben

(4. Ostersonntag - Lesejahr A; Joh 10, 1 - 10)

 

Evangelium

 

Ich bin die Tür zu den Schafen

 

+Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

In jener Zeit sprach Jesus:

1Amen, amen, ich sage euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber.

2Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe.

3Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus.

4Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme.

5Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen.

6Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte.

7Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen.

8Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört.

9Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden.

10Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.

 

 

 

Jeden Tag begegnen wir Türen. Täglich durchschreiten wir Türen und Tore. Wir gehen durch sie ein und aus. Wir öffnen sie und schließen sie. Ohne Türen können wir uns unser alltägliches Leben gar nicht vorstellen. Sie gehören einfach wesentlich zu unseren Häusern, Gärten und Wohnungen.

 

Eine Tür ist die Verbindungsstelle zwischen zwei Räumen, zwischen drinnen und draußen. Aber eine Tür verbindet nicht nur, sie trennt auch. Eine verschlossene Tür, verriegelt, vielleicht mehrfach gesichert, wirkt ablehnend und abweisend. Durchgang verboten! Draußen bleiben! Kein Zutritt! Eine offene Tür dagegen wirkt einladend. Sie hat etwas Freundliches an sich.

 

Türen sind Symbole für Situationen in unserem Leben:

Es gibt Türen, die mir andere Menschen zuschlagen, aber auch Türen, die ich selbst zuschlage, absichtlich oder versehentlich. Manchmal gelingt es, eine verschlossene Tür wieder zu öffnen. Oft fehlt aber auch die Kraft oder der Mut. Manche Türen bleiben eine Zeit lang oder auch immer verschlossen.

 

Geradezu lebenswichtig sind Türen, die mir offen gehalten werden. Das sind Menschen, die mir das Gefühl geben, dass ich bei ihnen zu Hause sein darf, selbst dann, wenn es mir nicht gut geht oder ich vielleicht sogar unausstehlich bin.

 

Menschen können wir Türen sein: verschlossen, ablehnend, abweisend. Aber auch: freundlich, offen füreinander, einladend. Wir leben von offenen Türen zeitlebens.

 

Ganz am Anfang unseres Lebenssteht schon ein wichtiges Türerlebnis: die Geburt aus dem Mutterschoß. Wir sind eingetreten in dieses Leben. Welche Welt hat mich empfangen? Eine friedliche oder feindliche, eine bergende und fröhliche oder eine traurige und zurückstoßende?

 

Das Leben kennt auch eine letzte Tür: den Tod.

Manchmal geht diese Tür langsam zu, ganz langsam und leise. Manchmal geschieht es schnell und unerwartet.

Manchmal kommt der Tod und ist wie eine Tür, die plötzlich zugeschlagen wird. Buchstäblich von einer Sekunde zur anderen ist die Verbindung abgerissen. Eben noch hat er gelebt, der geliebte Mensch. Eben noch hat man sich mit ihm verbunden gefühlt, hat ihn bei sich gewusst. All das ist mit einem Mal vorbei. Kein Anschauen mehr! Kein Gruß! Kein Lächeln! Keine Tränen! Kein Händedruck und keine Umarmung!

 

Ja, der Tod ist wie eine zugeschlagene Tür! Eine Macht, die Menschen voneinander trennt, die Verbindungen durchschneidet und auseinanderreißt!

 

Tod als letzte Tür meines Lebens. Wohin öffnet sich diese Tür? Ins Nichts? Ist dann alles Aus? – Oder in die Vollendung? Gibt es Licht und Freude, Glück und Leben jenseits des Todes?

 

Wir können nur glauben. Dem Wort und der Zusage dessen vertrauen, der von sich selbst sagt: „Ich bin die Tür.“

In ihm, in Jesus haben Menschen immer wieder eine offene Tür gefunden. Bei ihm haben sie erfahren, angenommen zu sein. Durch ihn haben sie Befreiung erfahren, Befreiung von dämonischen Mächten, von Krankheiten, von Zwängen, von Verachtung, ja Befreiung selbst vom Tod.

 

Die Evangelien sind voll von solchen Menschen. Einige kennen wir mit Namen: den Zöllner Zachäus z. B. oder Maria Magdalena.

Menschen, die immerzu verschlossene Türen erlebt haben, sie haben bei Jesus gespürt: Er hat eine Tür offen gehalten. Er lässt uns nicht draußen. Er weist uns nicht ab. Er wendet sich uns zu. Er schenkt uns seine Freundschaft.

 

„Herr, zu wem sollen wir gehen?“ fragt Petrus einmal. Und bekennt dann selbst: „Du hast Worte des ewigen Lebens!“ (Joh 6, 68)

Das Johannesevangelium bündelt all diese Erfahrungen, wenn Jesus von sich sagt: „Ich bin die Tür, wer durch mich eingeht, wird gerettet werden.“ (Joh 10, 9)

Selbst dem Schächer am Kreuz hat Jesus noch eine Tür geöffnet, die Tür zur seligen Gemeinschaft mit ihm: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein.“

IHM vertrauen wir, dem der Vater im eigenen Tod die Tür des Lebens geöffnet hat. IHM vertrauen wir, der durch seinen Tod unseren Tod überwunden und Leben für alle erworben hat.

„Ich lebe“, sagt der Auferstandene, „und auch ihr werdet leben!“ – „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, euch eine Wohnung zu bereiten.“

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Der Tod ist für uns als Christen keine unüberwindbare und undurchdringliche Mauer, an der alles aus und vorbei ist, sondern Tor und Durchgang zum Leben; nicht Ende, sondern Wende; nicht Schlusspunkt, sondern alles verheißender Doppelpunkt.

 

„Ich bin die Tür“, sagt Jesus, „wer durch mich eintritt, wird gerettet werden. Er wird Leben haben, Leben in Fülle.“

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Wenn wir Eucharistie feiern, will Gott uns einen Vorgeschmack dieser Tür zum Leben schenken. Denn diese Feier nimmt uns hinein in das Gesetz des Weizenkorns, hinein in das Geheimnis von Sterben und Auferstehen, von Tod und Leben. 

Sie verbindet uns und schenkt uns Gemeinschaft mit dem, der die Tür zum Leben ist, die Tür von der Trauer zur Freude, vom Dunkel zum Licht, von der Mühsal und Not zu Hoffnung und Glück.

 

Versuchen wir jeden Tag so zu leben und so zu wirken, dass wir einmal das beseligende Wort hören dürfen, das uns die Tür öffnet zur Gemeinschaft mit Gott: „Komm, du guter und treuer Diener, tritt ein, nimm teil an der Freude und am Festmahl deines Herrn!“

 

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