Exerzitien mit P. Pius

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Gott will in den Menschen wohnen

zur 2. Lesung (Offb 21, 10 – 14.22 – 23) und zum

Evangelium (Joh 14, 23 – 29) am 6. Sonntag in der Osterzeit, Lesejahr C

 

 

Zweite Lesung

Ein Engel zeigte mir die heilige Stadt, wie sie aus dem Himmel herabkam

Lesung

aus der Offenbarung des Johannes

10Ein Engel entrückte mich im Geist auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott her aus dem Himmel herabkam,

11erfüllt von der Herrlichkeit Gottes. Sie glänzte wie ein kostbarer Edelstein, wie ein kristallklarer Jaspis.

12Die Stadt hat eine große und hohe Mauer mit zwölf Toren und zwölf Engeln darauf. Auf die Tore sind Namen geschrieben: die Namen der zwölf Stämme der Söhne Israels.

13Im Osten hat die Stadt drei Tore und im Norden drei Tore und im Süden drei Tore und im Westen drei Tore.

14Die Mauer der Stadt hat zwölf Grundsteine; auf ihnen stehen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.

22Einen Tempel sah ich nicht in der Stadt. Denn der Herr, ihr Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung, ist ihr Tempel, er und das Lamm.

23Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten. Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie und ihre Leuchte ist das Lamm.

 

 

Evangelium

Der Heilige Geist wird euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:

23Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen.

24Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat.

25Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin.

26Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

27Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.

28Ihr habt gehört, dass ich zu euch sagte: Ich gehe fort und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich.

29Jetzt schon habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, zum Glauben kommt.

 

 

Da haben wir vorhin eine Lesung aus der Offenbarung des Johannes gehört. Darin wird das neue Jerusalem beschrieben – die neue Stadt, die vom Himmel herab auf die Erde kommt. Eine Stadt, die vollkommen erbaut ist. Und die glänzt durch ihr kostbares Baumaterial und ihr Ebenmaß. – Etwas überrascht jedoch: Es gibt dort keinen Tempel, kein Gotteshaus, keine Synagoge, keine Kirche. Und man mag sich fragen: Wie geht das: Eine Stadt Gottes – ohne Haus Gottes? Ist das nicht enttäuschend, wo uns doch Kirchen so wichtig sind?

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Ich sage jetzt mal ganz mutig: Genau das ist es: Enttäuschend! – Ja, unser Christentum will ent-täuschen… Es will nämlich von der Täuschung befreien, Gott sei nur dann groß und mächtig, wenn unsere Kirchen groß und prächtig sind. – Unser Glaube will uns von der Täuschung befreien, wir Christen hätten nur dann Einfluss, wenn wir großartige Bauwerke haben und wenn unsere Kirchenleitungen sich wie Mächtige und Herrscher aufführen, wenn wir uns hofieren und bedienen lassen. Und wenn die Äußerlichkeiten, der Prunk und Protz wichtiger werden als das Innere.

Nein, so will es wohl die Lesung deutlich machen, nicht an den Tempeln und Kirchen wird man Gott, den Herrn, erkennen, sondern an seinen Menschen. Denn dort will er wohnen.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Das Johannesevangelium bringt es auf den Punkt. Da lässt der Evangelist Jesus zu den Jüngern sagen: Wer mich liebt und wer an meinem Wort festhält, den wird der Vater lieben – und wir werden kommen und bei ihm wohnen.

 

Ist das nicht erschreckend und aufregend zugleich? Ein Gott, der gar nicht in Tempeln wohnen will, sondern in den Menschen Wohnung nehmen will… Ein Gott, der deshalb gar keinen Tempel braucht, sondern der Menschen bevorzugt. Menschen, die so leben, dass man an ihnen erkennen kann: Da ist Gott. Wo diese sind und leben, da ist auch Gott gegenwärtig.

 

Ein Gott, der in Menschen wohnen will, damit sie zu „Geistlichen“ werden. Geistliche, so sagte ich. Und ich meine damit jetzt nicht Priester oder Bischöfe, sondern ein „Geistlicher“ kann jeder Mensch sein, jeder, egal ob Mann oder Frau, jeder. Die einzige Voraussetzung, um ein „Geistlicher“ sein zu können, ist, dass da jemand in seinen Gedanken, in seinem Herzen, in seinem ganzen Leben Platz hat für Gott. – In wem Gott wohnen darf, der ist ein geistlicher Mensch.

 

Aber wenn Gott in den Menschen wohnt, dann muss es dort auch neue Wohnverhältnisse geben. Dann muss auch Platz sein für ihn, damit Gott sich nicht als Gast, nicht als Besucher fühlt, mit dem man sich am Sonntagmorgen mal eine Stunde beschäftigt – und man dann hofft, dass er bald wieder weggeht, damit man weitermachen kann wie bisher – ohne Gott.

 

Nein, wenn er bleiben soll, dann muss er auch Raum haben. Dann muss Gott auch in das Leben der Menschen hineindürfen, so dass er dieses Leben auch verändern und verwandeln kann.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Damit Gott in einem Menschen wohnen kann, muss dort Raum sein für den Frieden Gottes. Für jenen Frieden, der die Menschen verwandelt, der sie friedlich und friedfertig macht und zu versöhnten Menschen. Denn diese können eine ganze Welt verändern, sie zur Welt Gottes machen.

 

Damit Gott in einem Menschen wohnen kann, muss dort auch Platz sein für Barmherzigkeit, die aufrichtet und Leben neu möglich macht, weil im Licht dieser Barmherzigkeit nicht mehr das zählt, was war, sondern was sein kann – mit diesem Gott und durch diesen Gott. Barmherzigkeit, die niemanden abschreibt oder fallen lässt, wenn er mal nicht fehlerfrei und perfekt gewesen ist, sondern die dem Verlorenen nachgeht – solange, bis er es findet.

 

Und damit Gott in einem Menschen wohnen kann, muss dort auch die Liebe mit einziehen dürfen, jene göttliche Liebe, die immer wieder neu nach uns Menschen fragt, weil wir so wichtig sind für diesen Gott. Für Gott gibt es nichts Wichtigeres als den Menschen. Denn er selbst ist ja Mensch geworden.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Menschen, in denen Gott wohnen darf, die werden selbst zu einer neuen Schöpfung, zum Tempel seiner Herrlichkeit… Und diese Menschen kann man spüren, wenn sie uns be­gegnen, denn sie tun gut. Sie sind ein Segen für andere. Menschen, die nicht um ihrer selbst willen leben, sondern – wie der Herr auch – um der anderen Menschen willen. Menschen, die diesen Gott nicht für sich allein haben wollen, damit sie ihn festhalten können, sondern die Gott in sich wohnen lassen, damit sie ihn zu anderen bringen können, damit sie ihn zur Welt bringen können, zu einer Welt, die ihn braucht, damit sie durch ihn menschlicher und göttlicher werden kann.

 

Diese Predigt stützt sich auf eine Vorlage von Richard Baus

 

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