Exerzitien mit P. Pius

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Das älteste christliche Glaubensbekenntnis

zur 2. Lesung am Ostermontag; 1 Kor 15, 1 - 8.11

 

 

Zweite Lesung

Das Evangelium, das ich euch verkündet habe, ist der Grund, auf dem ihr steht

Lesung

aus dem ersten Brief des Apostels Paulus

an die Gemeinde in Korínth

1Ich erinnere euch, Schwestern und Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht.

2Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet werden, wenn ihr festhaltet an dem Wort, das ich euch verkündet habe, es sei denn, ihr hättet den Glauben unüberlegt angenommen.

3Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift,

4und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift,

5und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.

6Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen.

7Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln.

8Zuletzt erschien er auch mir, gleichsam der Missgeburt.

11Ob nun ich verkünde oder die anderen: Das ist unsere Botschaft und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt.

 

 

20 Jahre nach dem Tod Jesu am Kreuz gab es in der Hafenstadt Korinth eine Gruppe von Jesusanhängern. Paulus hatte die Gemeinde in den Jahren 50/51 gegründet. – Etwa eineinhalb Jahre hatte er in Korinth verbracht. Bald nach seinem Weggang brachen in der Gemeinde große Streitigkeiten aus, nicht nur persönlicher Art, sondern auch über Grundfragen des Glaubens.

So gab es dort eine kleine Gruppe von Leuten, die waren überzeugt: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht. – Wir wissen das aus dem 1. Korintherbrief, den Paulus im Frühjahr 55 von Ephesus aus nach Korinth geschrieben hat.

Im Kapitel 15 lesen wir: „Wenn aber verkündet wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht?“ (15, 12)

 

Paulus ist einigermaßen irritiert. Denn für ihn steht ein ganz entscheidender Punkt des christlichen Glaubens auf dem Prüfstand: „Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube“ (1 Kor 15, 13f.) – Für Paulus steht hier – ganz ohne Frage – der Kern des Glaubens zur Debatte. Aber eines tut er überraschenderweise nicht. Er gibt den Korinthern keineswegs die Anweisung, die Auferstehungs-Leugner aus der Gemeinde auszuschließen. Vielmehr versucht er, sie mit Argumenten zu überzeugen. Das ganze 15. Kapitel des 1. Korintherbriefes ist ein Zeugnis intensiver Argumentationsarbeit.

 

Ausdrücklich weist Paulus darauf hin, dass dem Glauben an die Auferstehung der Toten eine Überlieferung zugrunde liegt, dass er diesen Glauben nicht selbst erfunden oder konstruiert hat, sondern, dass er ihn empfangen und übernommen hat: „Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschein dem Kephas (Petrus), dann den Zwölf“ (1 Kor 15, 3 - 5).

 

Gestorben – begraben – auferweckt – erscheinen.

Woran erinnert Sie das, liebe Schwestern und Brüder?

Dies ist das älteste christliche Glaubensbekenntnis, das wir kennen. Paulus hat es selbst schon übernommen. Es ist also wesentlich älter als der 1. Korintherbrief. Der Apostel hat dieses Bekenntnis kurz nach seiner Bekehrung in einer christlichen Gemeinde so kennengelernt. Die heutige Bibelwissenschaft ist sich einig, dass es spätestens um das Jahr 40 entstanden sein muss, eher sogar noch früher.

Wir haben hier – dank der Auferstehungsleugner in Korinth – einen sehr alten Text vor uns, der wohl schon in den ersten Jahren nach der Auferstehung Jesu entstanden ist. Ein absoluter Glücksfall für unseren Osterglauben!

 

Und nun das Entscheidende: Das alte Credo bekennt, „dass er auferweckt worden ist“. Das Tun Gottes wird im Passiv umschrieben. Gott hat am Gekreuzigten gehandelt.

 

Paulus führt dann eine regelrechte Liste von Zeugen an, denen Jesus nach seinem Tod als der Lebendige erschienen ist: „…und erschein dem Kephas (Petrus), dann den Zwölf. Danach erschein er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Dann erschein er dem Jakobus, dann allen Aposteln. Zuletzt erschien er auch mir, gleichsam der Missgeburt. Denn ich bin der Geringste von den Aposteln. Ich bin nicht wert Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe“ (1 Kor 15, 5 - 9).

 

Paulus legt großen Wert auf die Feststellung, dass, als er seinen Brief schreibt, die meisten Auferstehungszeugen noch leben. Er will den Korinthern damit offensichtlich sagen: Die meisten dieser Zeugen könnt ihr noch befragen, ihr könnt ihr Zeugnis auf seine Glaubwürdigkeit hin überprüfen.

 

Am Schluss verweist Paulus auf seine eigene Bekehrung. Er versteht sie als eine Erscheinung des Auferstandenen. Diese Berufungserfahrung vor Damaskus (etwa im Jahr 33/34) ist das entscheidende Ereignis in seinem Leben gewesen, das ihn völlig aus seiner bisherigen Lebensbahn geworfen hatte. Aus dem unerbittlichen und gnadenlosen Verfolger der christlichen Gemeinde wird der Apostel, der durch die halbe damals bekannte Welt zieht, um das Evangelium von Jesus zu verbreiten, unter unglaublichen Mühen und Strapazen. Dabei ist sich Paulus sehr bewusst, dass er eigentlich überhaupt nicht in die Reihe der übrigen Erscheinungszeugen passt. Er bezeichnet sich hier als Missgeburt, als den geringsten Apostel, nicht wert, Apostel genannt zu werden, „weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe“. Er ist zutiefst überzeugt: dass er in dieser ihn überwältigenden Erfahrung des auferstandenen Jesus zum Glauben an ihn gefunden hat, das verdankt er ganz und gar der Gnade, dem Wohlwollen, dem Entgegenkommen Gottes (1 Kor 15, 10).

 

Liebe Schwestern und Brüder! Wir können die Auferstehung Jesu nicht im strengen Sinn beweisen. Einen Gott, den wir mit unseren Mitteln und Methoden beweisen könnten, wäre nicht Gott, er wäre kleiner als wir. Im strengen Sinn beweisen lässt sich die Auferstehung Jesu nicht. Und doch hängt unser christlicher Glaube nicht einfach in der Luft. Da sind die vielen Zeugen damals, allen voran Paulus, die von sich sagen: Jesus ist uns als der Lebendige erschienen, wir haben ihn gesehen, wir sind ihm begegnet.

Daran allerdings geht kein Weg vorbei: Wir müssen es diesen Zeugen glauben, es ihnen abnehmen, dass sich der auferstandene Christus ihnen gezeigt hat, dass sie ihm begegnet sind. Diese Menschen haben fast alle für ihre Überzeugung, für ihren Glauben ihr Leben hingegeben, Petrus und Paulus, und all die anderen. Das macht für mich ihr Zeugnis glaubwürdig.

 

Für mich kommt noch ein wichtiger Punkt hinzu: Der Glaube an die Auferweckung Jesu, der Glaube an unsere eigene Auferweckung entspricht einer Frage, die tief in mir drin sitzt: Was wird mit uns im Tod? Diese Frage stellt sich mir vor allem im Blick auf die vielen unschuldigen Opfer der Geschichte, von denen es im letzten Jahrhundert bis heute so viele gegeben hat, wie noch nie in der gesamten Menschheitsgeschichte. Ist ihr Leben einfach Vergangenheit? Ist ihr (oft junges) Leben einfach abgebrochen? Ich kann und will das nicht glauben. Gerade für sie hoffe ich. 

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