Erste Lesung
Da ihr euch selbst des
ewigen Lebens für unwürdig erachtet, wenden wir uns jetzt an die Heiden
Lesung
aus der Apostelgeschichte
In jenen Tagen
14wanderten
Paulus und Bárnabas von Perge weiter und kamen nach Antióchia in
Pisídien. Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge und setzten sich.
43bEs schlossen
sich viele Juden und fromme Proselýten Paulus und Bárnabas an. Diese
redeten ihnen zu und ermahnten sie, der Gnade Gottes treu zu bleiben.
44Am folgenden
Sabbat versammelte sich fast die ganze Stadt, um das Wort des Herrn zu
hören.
45Als die Juden
die Scharen sahen, wurden sie eifersüchtig, widersprachen den Worten des
Paulus und stießen Lästerungen aus.
46Paulus und
Bárnabas aber erklärten freimütig: Euch musste das Wort Gottes zuerst
verkündet werden. Da ihr es aber zurückstoßt und euch selbst des ewigen
Lebens für unwürdig erachtet, siehe, so wenden wir uns jetzt an die
Heiden.
47Denn so hat uns
der Herr aufgetragen: Ich habe dich zum Licht für die Völker gemacht,
bis an das Ende der Erde sollst du das Heil sein.
48Als die Heiden
das hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn; und alle
wurden gläubig, die für das ewige Leben bestimmt waren.
49Das Wort des
Herrn aber verbreitete sich in der ganzen Gegend.
50Die Juden
jedoch hetzten die vornehmen gottesfürchtigen Frauen und die Ersten der
Stadt auf, veranlassten eine Verfolgung gegen Paulus und Bárnabas und
vertrieben sie aus ihrem Gebiet.
51Diese aber
schüttelten gegen sie den Staub von ihren Füßen und zogen nach Ikónion.
52Und die Jünger
wurden mit Freude und Heiligem Geist erfüllt.
An allen Sonntagen in der
Osterzeit hören wir als 1. Lesung einen Abschnitt aus der
Apostelgeschichte. Lukas, der Autor dieses Schreibens, schildert wie
sich das Wort Gottes – trotz vieler Widerstände – ausbreitet und wie die
Kirche, – geführt vom Heiligen Geist, – trotz aller Bedrohung – wächst
Lukas berichtet, wie die
Apostel, zunächst hauptsächlich Petrus, dann aber – nach seinem
Bekehrungserlebnis – vor allem auch Paulus mit Freimut das Wort Gottes
verkünden, wie sie unerschrocken auftreten und kraftvolle Zeugen des
christlichen Glaubens sind.
Heute haben wir in der 1.
Lesung gehört, wie Paulus und Barnabas auf ihrer ersten Missionsreise
nach Antiochien in Pisidien kommen. Dort gehen sie am Sabbat in die
Synagoge, das Gebetshaus der Juden. Sie feiern einen Gottesdienst mit.
Der Synagogenvorsteher bittet sie das Wort Gottes zu deuten und ein Wort
der Ermutigung an die Versammelten zu richten.
Paulus ergreift das Wort.
Er zeigt den Weg und die Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk auf und
kommt dann auf Jesus zu sprechen: ER ist der Gesandte Gottes, der in den
Heiligen Schriften Israels angekündigt ist. ER ist der, den Israel seit
Jahrhunderten herbeigesehnt hat und von dem die Propheten gesprochen
haben. ER ist so unmittelbar mit Gott verbunden, dass er Gottes Wille
und Wort unverfälscht und aus erster Hand mitteilen kann. IHN hat Gott
von den Toten auferweckt. Durch IHN haben wir die Vergebung der Sünden,
Gerechtigkeit, Heil und Erlösung.
Paulus findet mit seiner
Predigt Anklang. Nach dem Gottesdienst bittet man Paulus und Barnabas am
nächsten Sabbat wieder zu kommen und vor der versammelten Gemeinde zu
sprechen.
Dann heißt es in der
Apostelgeschichte wörtlich:
„Als die Versammlung sich
aufgelöst hatte, schlossen sich viele Juden und fromme Proselyten Paulus
und Barnabas an. Diese redeten mit ihnen und ermahnten sie, der Gnade
Gottes treu zu bleiben.“
„Der Gnade Gottes treu
bleiben.“
Paulus weiß, wovon er
spricht, führt er doch seine Bekehrung und seine Berufung zum Apostel
allein auf Gottes Gnade zurück.
„Der Gnade Gottes treu bleiben.“
Was heißt das?
Es heißt: Gott schenkt
seine Liebe. Gott hat Erbarmen. Er will unser Heil und unser Leben. Er
umgibt uns mit seinem Segen. Das ist Gnade.
Doch zurück zur
Apostelgeschichte: Am nächsten Sabbat platzt die Synagoge aus allen
Nähten. Was war geschehen? Mund-zu-Mund-Propaganda! Überall in der Stadt
wurde von Paulus und Barnabas erzählt, wie beeindruckend ihre Rede war
und was für eine Lehre. Und nicht nur in jüdischen Kreisen macht dies
die Runde.
„Fast die ganze Stadt“, so
heißt es, war versammelt, „um das Wort des Herrn zu hören.“
Einheimische und Fremde, Juden und Nicht-Juden, – eine bunte Versammlung
– alle sind neugierig, aufgeschlossen, interessiert. Alle wollen mehr
erfahren von Gott und von dem, den er gesandt hat: Jesus Christus.
Das Evangelium nimmt mehr
und mehr seinen Weg zu den Heiden. Paulus wendet sich an sie. Sie sind
auf der Suche. Der Glaube an viele Götter, mit dem sie groß geworden
sind, ist hohl und schal geworden. Er kann ihre Sehnsucht nicht stillen.
Diese Götter sind oft sehr menschlich, allzu menschlich, und doch so
fern. – Die Menschen suchen einen Gott, der ihnen nahe ist, der da ist,
der bei ihnen und mit ihnen ist – auch im Alltag und im Auf und Ab des
Lebens. Sie suchen einen Gott, auf den sie sich verlassen und dem sie
vertrauen können, einen Gott, der sie nicht allein lässt in Dunkelheit
und Leid, in Ängsten, Sorgen und Gefahren.
Dieser Gott hat sich schon
seinem Volk Israel gegenüber als ein Gott gezeigt, der gnädig und
barmherzig ist, langmütig und reich an Güte und Treue. Immer wieder hat
er den Menschen seinen Bund angeboten, immer wieder Boten gesandt und
durch sie gelehrt, das Heil zu erwarten.
Das Neue ist: Er selbst
ist – in Jesus, seinem Sohn – Mensch geworden, einer von uns, unser
Bruder. Er ist gekommen, um zu suchen, was verloren war und zu heilen,
was verwundet ist. Er ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen,
sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben – aus Liebe – für uns. Er
hat Freude und Leid erfahren – wie wir. Er ist für uns am Kreuz
gestorben und auferstanden von den Toten. Er verheißt allen, die an ihn
glauben, ewiges Leben, Leben über den Tod hinaus.
Viele der heidnischen
Zuhörer sagen ja zu Jesus Christus. Das Wort der Apostel fällt bei ihnen
auf fruchtbaren Boden. – Die Juden allerdings sind wenig erfreut, dass
sich so viele um Paulus und Barnabas scharen, von ihrer Predigt angetan
sind und zum Glauben an Jesus Christus kommen. Eifersucht und Neid
machen sich breit. Sie stoßen Lästerungen aus, beschimpfen und bedrohen
die Apostel.
Paulus, der einmal einer
von ihnen war, müsste doch wissen, dass dieser Jesus, den er als Retter
verkündet, unmöglich der Messias sein kann. Der wahre Messias endet
nicht so, wie dieser Zimmermannssohn aus Nazareth. „Verflucht, wer
verurteilt am Kreuz stirbt!“
Die Missionstätigkeit von
Paulus und Barnabas in Antiochia hat beides: Erfolg und Misserfolg.
Erfolg bei den Heiden, Misserfolg bei den Juden.
Von außen gesehen endet
der Aufenthalt in Antiochia mit einem Fehlschlag. Paulus und Barnabas
werden regelrecht vertrieben. Was aber nach außen wie eine Niederlage
aussieht, wird für Paulus zu einem Gewinn. Es reift in ihm die Einsicht,
dass er bei seinen Landsleuten, den Juden, nichts ausrichten kann, dass
er da sozusagen auf verlorenem Posten steht.
Freimütig erklärt er ihnen
gegenüber: „Euch musste das Wort Gottes zuerst verkündet werden. Da
ihr es aber zurückstoßt und euch des ewigen Lebens unwürdig erweist,
wenden wir uns jetzt an die Heiden“ (13, 46). Zu ihnen sieht er sich
nun gesandt. So wird Paulus zum Lehrer der Heiden. Darin sieht er seine
Sendung und seinen Auftrag. Sein Sendungsbewusstsein weitet sich.
So hat der Misserfolg in
Antiochien, was die Juden betrifft, auch etwas Gutes. Es tut weh, auf
Verschlossenheit zu stoßen, es tut weh, Ablehnung zu erfahren. Es
schafft aber auch Klarheit und zeigt neue Perspektiven und
Möglichkeiten. Neue Türen öffnen sich.
Also, was soll’s, es gilt,
den Staub von den Füßen zu schütteln und weiterzugehen. Trotz Konflikten
und Misserfolg richtet Paulus den Blick nach vorn. Der Bund Gottes mit
Israel bleibt bestehen. Paulus gibt die Hoffnung nicht auf, dass auch
bezüglich seines eigenen Volkes eines Tages alles Trennende überwunden
und Einheit und Versöhnung sein wird.
Am letzten Satz der Lesung
bin ich noch hängen geblieben. Er lautet: „Die Jünger waren voll
Freude und erfüllt vom Heiligen Geist.“
Trotz Rückschlägen, trotz
Misserfolg und Niederlagen – gehen sie weiter – und zwar voll Freude und
erfüllt vom Heiligen Geist.
Da können wir noch etwas
lernen. Nämlich: wie Paulus und Barnabas bei allem, was nicht glatt
läuft und bei allem Misslingen und Scheitern, den Glauben mutig
weiterzugeben. Auf Gott zu vertrauen, sich seinem Geist zu öffnen, sich
von Gottes Geist durchdringen und erfüllen zu lassen und in Freude und
Zuversicht ein christliches Leben zu führen.
Gott ist da. Mein Leben
ist in seinen Händen. Auch in Leid und Not, bei allem, was mir
schwerfällt und zu schaffen macht, brauche ich nicht zu verzagen.
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