Exerzitien mit P. Pius

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Ostern im Alltag

3. Ostersonntag im Lesejahr C; Joh 21, 1 - 4

 

 

Evangelium

Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch

+Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

In jener Zeit

1offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise.

2Simon Petrus, Thomas, genannt Dídymus, Natánaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen.

3Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts.

4Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.

5Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen? Sie antworteten ihm: Nein.

6Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es.

7Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See.

8Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her.

9Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot.

10Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt!

11Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.

12Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war.

13Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch.

14Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.

 

Das Osterfest ist gefeiert, der Weiße Sonntag auch.

Und der Alltag hat uns wieder.

 

Das Halleluja singen wir zwar immer noch. Und auch in den Gebeten des Gottesdienstes ist noch von Ostern die Rede.

Aber ansonsten ist, vierzehn Tage nach Ostern, ist längst wieder der Alltag eingekehrt.

 

So ähnlich ging es seinerzeit auch den Jüngern Jesu.

Bald nach Ostern sehen wir sie wieder in Galiläa. Und sie gehen ihrer gewohnten Arbeit nach.

 

So wie wir am Morgen sagen:

„Ich gehe in die Schule, ich gehe zur Arbeit, ich mach mich an den Haushalt“

So sagt Petrus heute im Evangelium: „Ich gehe fischen!“

Alltag nach Ostern!

 

Aber noch ist es Nacht.

Das Evangelium erwähnt es ausdrücklich.

Und die Jünger fangen nichts.

 

So ist es häufig im Leben:

Es kann Nacht sein, obwohl helllichter Tag ist.

Die Nacht in mir selbst: Meine Enttäuschung, meine Angst, mein Ärger, meine Scham, meine Schuld…

Die Nacht hat viele Namen.

 

Alltag nach Ostern:

Bei manchen ist es Nacht geblieben trotz des "Lumen Christi" in der Osternacht, trotz des "Exultet" und des feierlichen Osterhalleluja.

 

Bei manchen ist es Nacht geblieben.

Und das, wovon die Osterevangelien berichten und wovon die Osterlieder singen, will nicht so recht eintreten.

 

Bei wem das so ist, der braucht sich dessen nicht schämen.

Bei Petrus und den anderen Jüngern ist es ähnlich.

Alltag nach Ostern: Bleibt also alles beim Alten?

 

„Als es schon Morgen wurde“, erzählt das Evangelium weiter, „stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.“

 

Dieser Satz ist mehr als eine Zeitangabe und Ortsbestimmung.

Dieser Satz sagt etwas Wichtiges darüber aus, wie Gott zu uns steht:

Gott wartet nicht ab, bis wir in unserem Leben alles in Ordnung gebracht haben.

 

Er ist bereits da, wenn es noch Nacht ist und die Stürme und Wellen des Alltags uns hin- und herreißen.

Er ist bereits da, auch wenn wir im Moment noch nichts davon spüren, weil wir zuviel mit unseren Sorgen zu tun haben.

 

Und dort, wo ER steht, ist festes Ufer.

Und dort, wo er ist, fängt es an zu tagen, hell zu werden, heller Morgen.

Da ist nicht nur Alltag nach Ostern.

Da ist mehr. Da ist Ostern im Alltag.

 

Ostern im Alltag beginnt dort, wo ich mich den dunklen Erfahrungen meines Lebens stelle. Anstatt vor ihnen zu fliehen, kann ich an ihnen wachsen und reifen. Und langsam bekomme ich wieder festen Boden unter die Füße.

 

Ostern im Alltag beginnt dort, wo ich die Möglichkeit eines neuen Anfangs für mich nichts ausschließe, selbst wenn diese Möglichkeit im Moment sehr weit weg zu sein scheint.

 

Ostern im Alltag beginnt schließlich dort, wo ich anfange, mich aus meinen Lähmungen zu lösen.

 

Auferstehung hat etwas mit Aufstehen zu tun.

Und aufstehen muss ich schon selbst.

„Ich gehe fischen“ – das ist für Petrus der erste Schritt aus seiner Lähmung.

 

Vielleicht besteht der erste Schritt aus meiner Lähmung darin, dass ich bewusst einmal darauf schaue, wieviel an Lebendigkeit mir bereits geschenkt ist: schöne Erlebnisse, Beziehungen, die mir wichtig sind, manches Lob, manches Dankeschön, was ich empfangen habe. Kraft und Ausdauer dann, wenn es nicht einfach war. Und letztlich auch eine gute Portion Gottvertrauen.

 

Vielleicht ist in mir mehr an Lebendigkeit, als ich augenblicklich wahrzunehmen vermag

 

Das Tagesgebet formuliert es so: „Allmächtiger Gott, laß die österliche Freude in uns fortdauern, dann du hast deiner Kirche neue Lebenskraft geschenkt.“

 

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