Das Osterfest ist
gefeiert, der Weiße Sonntag auch. Und der Alltag hat uns wieder.
Das Halleluja singen wir
zwar immer noch. Und auch in den Gebeten des Gottesdienstes ist noch von
Ostern die Rede.
Aber ansonsten ist,
vierzehn Tage nach Ostern, längst wieder der Alltag eingekehrt.
So ähnlich, liebe
Schwestern und Brüder, ging es seinerzeit auch den Jüngern Jesu.
Bald nach Ostern sehen
wir sie wieder in Galiläa. Und sie gehen ihrer gewohnten Arbeit nach.
Das Leben geht weiter, als wäre Ostern gar nicht geschehen.
So wie wir am Morgen
sagen: „Ich gehe in die Schule, ich gehe zur Arbeit, ich mach mich an
den Haushalt“ – so sagt Petrus heute im Evangelium: „Ich gehe
fischen!“ Alltag nach Ostern!
Aber noch ist es Nacht.
Das Evangelium erwähnt es ausdrücklich. Und die Jünger fangen nichts.
So ist es häufig im
Leben:
Es kann Nacht sein,
obwohl helllichter Tag ist.
Die Nacht in mir selbst:
Meine Enttäuschung, meine
Angst, was mich bedrückt und belastet, mein Erschöpft-sein, mein
Unvermögen, meine Schuld…
Die Nacht hat viele
Namen.
Alltag nach Ostern:
Bei manchen ist es Nacht
geblieben trotz des Lumen Christi in der Osternacht, trotz des Exultet
und des feierlichen Osteralleluja.
Bei manchen ist es Nacht
geblieben und das, wovon die Osterevangelien berichten und wovon die
Osterlieder singen, will nicht so recht eintreten.
Bei wem das so ist, der
braucht sich dessen nicht schämen.
Bei Petrus und den
anderen Jüngern ist es ähnlich. „Ich gehe
fischen! – Wir gehen auch mit!“
Alltag nach Ostern:
Bleibt also alles beim Alten?
„Als es schon Morgen
wurde“,
erzählt das Evangelium weiter, „stand Jesus am
Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.“
Dieser Satz ist mehr als
eine Zeitangabe und Ortsbestimmung.
Dieser Satz sagt
wichtiges darüber aus, wie Gott zu uns steht:
Gott wartet nicht ab, bis
wir in unserem Leben alles in Ordnung gebracht haben. Er ist bereits da,
wenn es noch Nacht ist. Er ist bereits da, auch wenn wir im Moment noch
nichts davon spüren, weil wir mit unserem Mangel, mit unserer Leere, mit
unseren Sorgen beschäftigt sind.
Und dort, wo ER steht,
ist festes Ufer. Und dort, wo er ist, fängt es an zu tagen, hell zu
werden.
Da ist nicht mehr nur Alltag nach Ostern, da ist mehr.
Da ist Ostern im
Alltag.
Mitten im Alltag
geschieht das Wunder. Die Netze füllen sich, die Augen der Jünger öffnen
sich. Sie erkennen mit aller Klarheit, dass ihr Leben sich gewandelt
hat. Nichts ist – trotz äußeren Scheins – gleichgeblieben: Ostern im
Alltag.
Ostern im Alltag
beginnt dort, wo ich mich den dunklen Erfahrungen meines Lebens stelle.
Anstatt vor ihnen zu fliehen, kann ich an ihnen wachsen und reifen.
Ostern im Alltag
beginnt dort, wo ich die Möglichkeit eines neuen Anfangs für mich nichts
ausschließe, selbst wenn diese Möglichkeit im Moment sehr weit weg zu
sein scheint.
Ostern im Alltag
beginnt dort, wo ich anfange, mich aus meinen Lähmungen zu lösen.
Auferstehung hat nämlich etwas mit aufstehen zu tun. Vielleicht gibt es
auch Menschen, die mir dabei helfen, mich ermutigen und stärken. Das
Aufstehen können sie mir allerdings nicht abnehmen. Aufstehen muss ich
schon selber.
„Ich gehe fischen“
– das ist für Petrus der erste Schritt aus seiner Lähmung.
Einen großen
entscheidenden Schritt aus Enttäuschung und Resignation tut Petrus dort,
wo er nach einer Nacht der leeren Netze, der Vergeblichkeit und
Erfolglosigkeit – auf Jesu Wort hin – noch einmal hinausfährt und die
Netze auswirft.
Ein erster großer Schritt
aus meiner Lähmung und meiner Frustration mag darin bestehen, dass ich –
trotz allem Ärger und Frust, trotz aller vergeblichen Mühe und Müdigkeit
– in Gottes Namen und mit seiner Hilfe mich nicht verweigere, mich nicht
verschließe, sondern aufbreche, mich investiere, etwas riskiere,
Vertrauen wage, weitermache, neu anfange.
Gott schenkt uns immer
wieder neue Anfänge. Die Mitte der Nacht ist der Anfang des neuen Tages.
Wo wir am Ende sind, hat Gott immer noch Möglichkeiten und Wege. Er ist
der Meister des Unmöglichen.
Wo wir auf sein Wort hin,
in seinem Namen, mit seiner Hilfe, getrost und mutig, das Leben wagen,
glaubend, hoffend, lieben, wird unser Mühen nicht umsonst sein.
Wir können immer wieder –
auch hier und jetzt schon – Wunderbares erleben: Ostern im Alltag:
Momente der Freude und des Glücks, Leben, Licht und Hoffnung.
Möge Gott uns österliche
Augen schenken, dass wir nicht nur in den bösen und schlimmen Stunden
hängen bleiben und nur auf das Negative fixiert sind, sondern auch das
Gute und Schöne, das Gelingende und Beglückende in unserem Alltag
wahrnehmen. Vielleicht sind wir reicher als wir ahnen und mehr beschenkt
als wir meinen.