Exerzitien mit P. Pius

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Wer bin ich?

(Palmsonntag - Lesejahr B; Mk 14, 1 - 15, 47)

 

Am Palmsonntag ist eigentlich keine Predigt vorgesehen.

Darum an dieser Stelle eine Meditation, die Gedanken aus einer Ansprache von Papst Franziskus aufnimmt.

Am Palmsonntag vor einem Jahr hat der Papst bei der hl. Messe auf dem Petersplatz, nachdem die Passion vorgetragen worden war, ein paar Fragen gestellt, die ich gern weitergeben möchte, weil sie mich selbst angerührt und betroffen gemacht haben, und weil es sich meines Erachtens lohnt, über diese Fragen nachzudenken und nachzusinnen.

 

Auf dem Petersplatz wurde es am Palmsonntag letzten Jahres ganz still, als der Papst sein Manuskript beiseitelegte und ohne Konzept, ganz frei und sehr ruhig zu sprechen begann.

 

„Wer bin ich vor meinem Herrn?

Wer bin ich vor Jesus, der festlich in Jerusalem einzieht?

Bin ich fähig, meine Freude auszudrücken, ihn zu loben?

Oder gehe ich auf Distanz?

 

Wir haben (in der Passion) viele Namen gehört:

Führende Persönlichkeiten (kamen vor), Priester, Pharisäer, Gesetzeslehrer, die entschlossen waren, ihn zu töten und die nur auf eine Gelegenheit warteten, ihn festzunehmen.

Bin ich wie einer von ihnen?

 

Auch noch einen anderen Namen haben wir gehört: Judas.

Dreißig Silberlinge. Bin ich Judas?

Weitere Namen haben wir gehört: die Jünger, die nichts verstanden, die einschliefen, während der Herr litt.

Ist mein Leben eingeschlafen?

Oder bin ich wie die Jünger, die nicht begriffen, was es bedeutet, Jesus zu verraten?

Bin ich wie jener andere Jünger, der alles durch das Schwert lösen wollte? Bin ich wie sie?

Bin ich wie Judas, der Liebe heuchelt und den Meister küsst, um ihn auszuliefern, ihn zu verraten? Bin ich – ein Verräter?

 

Bin ich wie jene Vorsteher, die in Eile zu Gericht sitzen und falsche Zeugen suchen? Bin ich wie sie? Und wenn ich so etwas tue – falls ich es tue – glaube ich, dass ich damit das Volk rette?

 

Bin ich wie Pilatus?

Wenn ich sehe, dass die Situation schwierig ist, wasche ich mir dann die Hände? Weiß ich dann meine Verantwortung nicht zu übernehmen? Und lasse Menschen verurteilen oder verurteile sie selber?

 

Bin ich wie jene Menschenmenge, die nicht genau wusste, ob sie sich in einer religiösen Versammlung, in einem Gericht oder in einem Zirkus befand und den Barabbas wählte?

 

Bin ich wie die Soldaten, die den Herrn schlagen, ihn bespucken, ihn beleidigen und sich mit der Demütigung des Herrn amüsieren?

 

Bin ich wie Simon von Zyrene, der müde von der Arbeit kam, aber den guten Willen hatte, dem Herrn zu helfen, das Kreuz zu tragen?

 

Bin ich wie diejenigen, die am Kreuz vorbeikamen und sich über Jesus lustig machten: „Er war doch so mutig! Er steige vom Kreuz herab! Dann werden wir ihm glauben.“

 

Bin ich wie jene mutigen Frauen und wie die Mutter Jesu, die dabei waren und schweigend litten?

 

Bin ich wie Josef, der heimliche Jünger, der den Leib Jesu liebevoll trägt, um ihn zu begraben?

 

Bin ich wie die beiden Marien, die am Eingang des Grabes verharren, weinend und betend?

 

Bin ich wie diese Anführer, die am folgenden Tag zu Pilatus gehen, um zu sagen: „Schau, der hat gesagt, er werde auferstehen. Dass nur nicht noch ein Betrug geschieht!“ Und die das Leben blockieren, das Grab zusperren, um die Lehre zu verteidigen, damit das Leben nicht herauskommt?

 

Wo ist mein Herz? Welchem dieser Menschen gleiche ich“

 

Das sind Fragen von Papst Franziskus, Fragen zur Besinnung am Palmsonntag und, wie ich meine, darüber hinaus.

Ob sie uns nicht die ganze Woche begleiten können?

 

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