Liebe Schwestern und Brüder!
Heute Abend schreiten wir bewusst
durch ein Tor. Wir treten in die Eingangshalle der Drei Österlichen Tage:
Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag. Das Triduum paschale beginnt, die
österliche Drei-Tage-Feier.
Mir ist aufgefallen, dass bereits
der Eröffnungsvers der heiligen Messe heute, am Gründonnerstag, einen starken
und direkten Bezug zum Karfreitag und zu Ostern hat. Der Vers lautet: „Wir
rühmen uns des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus. In Ihm ist uns Heil
geworden und Auferstehung und Leben. Durch ihn sind wir erlöst und befreit.“
Damit wird deutlich: Die Abendmahlsfeier steht schon im Zeichen des Kreuzes. Und
sie steht auch schon im Licht des Ostermorgens.
Liebe Schwestern und Brüder!
Das ganze österliche Triduum ist
eine einzige Einheit. Wie an einem einzigen Tag feiern wir das Leiden, den Tod
und die Auferstehung des Herrn. Das gehört zusammen und kann nicht voneinander
getrennt werden. Es gibt nicht das Kreuz ohne Ostern. Das sagt uns die
liturgische Feier der drei österlichen Tage.
Liebe Schwestern und Brüder!
Mit der Feier des letzten
Abendmahls heute am Gründonnerstagabend treten wir in eine Liturgie ein, die
sich nicht an einem Tag erschöpft. Das sieht man allein auch schon daran, dass
der Gottesdienst heute Abend ohne Segen endet. In aller Stille wird das
Allerheiligste übertragen. In aller Stille beginnt und endet auch die Liturgie
am Karfreitag. Und still beginnt auch die Feier der Osternacht, draußen am
brennenden Osterfeuer.
Was am Gründonnerstag beginnt, das
endet an Ostern. Das ist die Botschaft der Liturgie der österlichen
Drei-Tage-Feier.
Es gibt keinen abgeschlossenen
Gründonnerstag. Ebenso wenig kennt der Karfreitag ein Ende. Dort singen wir
bereits voll Andacht: „Dein Kreuz, o Herr, verehren wir, und deine heilige
Auferstehung rühmen und preisen wir: Denn durch das Holz des Kreuzes kommt
Freude in alle Welt.“ – Alles Leiden, aller Tod mündet in den Jubel der
Osternacht. Dort findet er seine Vollendung.
Liebe Schwestern und Brüder,
mir scheint es sinnvoll und gut zu
sein – neben der Fußwaschung und der Einsetzung der Eucharistie, die gewöhnlich
am Gründonnerstag im Focus stehen – diesen dritten Aspekt einmal hervorzuheben
und in Bewusstsein zu rufen, nämlich jenen der Einheit des Sacrum Triduum. Man
kann Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern nicht getrennt voneinander feiern.
Alle drei Feiern fließen gewissermaßen ineinander über und bauen aufeinander
auf. – Das ist eine wichtige Einsicht, die unseren Glauben stützt und trägt: Man
kann nicht einfach den Karfreitag feiern und das Kreuz verehren, also den Tod
Jesu denken, ohne sich zugleich auch seiner Auferstehung bewusst zu sein. Es
gibt den Abschied vom Leben nicht, ohne zugleich auch den Blick auf das
österliche Leben zu richten.
Das letzte Mahl Jesu mit seinen
Jüngern, der Tod am Kreuz, die Auferstehung am dritten Tag, darin entfaltet sich
die eine umfassende Wahrheit: „So sehr hat Gott die Welt geliebt“ – und
er liebt sie – „dass er seinen eingeborenen Sohn für sie dahingab, damit
jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“
(Joh 3, 16).
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