1. Zeit der Umkehr
Die Asche gibt diesem Tag
den Namen. Die Asche, Zeichen der Vergänglichkeit und der Buße. Mit
diesem Tag beginnt die österliche Bußzeit.
„Gedenke, Mensch, dass
du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst!“ – Dieses
ernste Wort wird dem zugesprochen, der die geweihte Asche auf sein Haupt
empfängt. Es erinnert an das Gotteswort bei der Austreibung aus dem
Paradies (Gen 3, 19). – Beim Bestreuen der Asche in Kreuzesform kann
auch alternativ der Bußruf Jesu gesprochen werden: „Bekehrt euch und
glaubt an das Evangelium (Mk 1, 15).
Dieses eindrucksvolle
Zeichen entstammt einem Ritus, der schon in sehr früher Zeit bei den
öffentlichen Sündern angewandt wurde. Zu Beginn der Vierzig Tage
erhielten sie ein Bußgewandt, wurden mit Asche bestreut und – bis zum
Ende der Bußzeit – aus der Eucharistiefeier ausgeschlossen.
Diese öffentliche Buße war
verpflichtend bei bestimmten schweren Verfehlungen. Jedoch waren die
Büßer nicht einfach der Schande preisgegeben. Denn an dem, der den Ruf
zur Umkehr gehört hatte und Buße tat, wurde ja schon Gottes
Barmherzigkeit offenbar.
Als am Ende des ersten
Jahrtausends diese Art der öffentlichen Buße erlosch, hat man den Ritus
der Bestreuung mit Asche an allen Gläubigen vorgenommen. Gerade in
diesen heiligen Vierzig Tagen ist jeder zu Umkehr und Buße gerufen.
2. Fasten
Das Fasten – heute noch am
Aschermittwoch und Karfreitag verpflichtend – verbunden mit Gebet und
Werken der Nächstenliebe, ist ein bleibendes Merkmal der österlichen
Bußzeit. Darum zeigt das Evangelium vom Aschermittwoch mit so großem
Ernst, dass Almosengeben, Beten und Fasten im Geiste Christi von jedem
Christen getan werden sollen.
Christliches Fasten
unterscheidet sich im Beweggrund und Sinn wesentlich vom heute modernen
Gesundheitsfasten und erst recht von Schlankheitskuren.
Das Fasten des Leibes und
das In-Zucht-Nehmen der Sinne und des Herzens, wie die christliche
Lebenslehre es nahelegt, hält die Sünde nieder, befreit den Menschen und
macht ihn empfänglich für das Heil. Solche Entsagung mindert in uns die
Selbstsucht und öffnet unser Herz für die Armen. – Darum hat Gott schon
im Alten Bund sein Volk ermahnt: „Das ist ein Fasten wie ich es
liebe: an die Hungrigen dein Brot austeilen, die obdachlosen Armen ins
Haus aufnehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn bekleiden und dich
deinen Verwandten nicht entziehen.“ (Jes 58, 6 - 7)
3. Taufe
Ein anderes Kennzeichen
der österlichen Bußzeit ist das – oft vergessene – bewusste Leben aus
der Gnade der Taufe. Wohl noch ursprünglicher mit den Vierzig Tagen
verbunden als die öffentliche Buße ist die Vorbereitung auf die Taufe in
der Osternacht. Das Zweite Vatikanische Konzil sah für die Erneuerung
der Liturgie gerade dieses Grundanliegen: das christliche Leben als
Frucht der Taufe neu bewusst zu machen.
Christliches Leben ist ja
nicht Gesetzlichkeit, sondern Freiheit der Liebe, die aus der
Gotteskindschaft erwächst und in der Kraft des Heiligen Geistes Frucht
bringt. Nur wer von der Taufe her lebendig verbunden ist mit Christus,
wie der Rebzweig mit dem Weinstock, vermag so zu leben.
In der Liturgie der
Fastenzeit führen viele Texte hin zum Sakrament der Taufe. Ihre Auswahl
geschah in den ersten Jahrhunderten, als die Taufbewerber vor allem in
diesen Vierzig Tagen auf die Taufe vorbereitet wurden. Zu dieser Mitte
des Glaubens führt auch heute die österliche Bußzeit: zur Taufe, zur
Erneuerung des Taufversprechens in der Osternachtfeier.
Gebet
Gott, du mahnst uns in
dieser Zeit der Buße zum Gebet und zu Werken der Liebe. Du rufst uns zur
Feier der Geheimnisse, die in uns die Gnade der Kindschaft erneuern.
Amen
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