Exerzitien mit P. Pius

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"Herr, nimm auch uns zum Tabor mit"

(2. Fastensonntag - Lesejahr B; Mk 9, 2 - 10)

 

EVANGELIUM                                                                                                   

Aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn

 

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus

 

In jener Zeit

2nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt;

3seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.

4Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose, und sie redeten mit Jesus.

5Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.

6Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen.

7Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.

8Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich außer Jesus.

9Während sie den Berg hinabstiegen, verbot er ihnen, irgendjemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.

10Dieses Wort beschäftigte sie, und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.

 

 

 

588 Meter ist er hoch, der Berg Tabor am Rand der Jesreelebene in Galiläa, etwa 20 km westlich vom See Genesareth. Hier auf diesem Berg wird die Verklärung Jesu lokalisiert.

 

Im Gotteslob (Nr. 363) steht ein Lied – es hat neu darin Eingang gefunden – das die biblische Szene von der Verklärung Jesu wiedererklingen und nachklingen lässt.

 

Ich persönlich finde es schön und es freut mich, dass wir damit einen passenden Gesang, gleichsam eine gesungene Predigt, für das Fest der „Verklärung des Herrn“ (6. August) bzw. für den zweiten Fastensonntag haben, an dem in allen drei Lesejahren die Perikope von der Verklärung nach Matthäus (Lesejahr A), nach Markus (Lesejahr B) bzw. nach Lukas (Lesejahr C) verkündet wird.

 

Der Text des Liedes stammt von dem Pfarrer Peter Gerloff (*1957), von dem auch andere Kirchenlieder verfasst worden sind, von denen einige ins neue Gotteslob aufgenommen wurden.

In „Herr, nimm auch uns zum Tabor mit“ holt Peter Gerloff das Erlebnis von Tabor in unser Leben herein, das ja beides kennt:

Hoch-Zeiten und Glücks-Momente einerseits und den Alltag mit seiner Routine, seinen Pflichten und Sorgen andererseits.

 

Auch unser Glaube kennt „Tabor-Erfahrungen“. Da kann uns plötzlich aufgehen, wer Jesus für uns ist. Wir sehen durch ihn manches in einem neuen Licht, blicken durch, haben Orientierung und fühlen uns getragen und geborgen.

Dann gibt es aber auch Zeiten des ganz nüchternen Alltags, Zeiten, wo wir ganz unspektakulär aus dem Glauben zu leben und unsere Aufgaben zu bewältigen versuchen, oft mehr mit Müh und Not als mit Lust und Freude.

 

Richard Mailänder (*1958) Musikwissenschaftler und Kölner Erzdiözesankirchenmusikdirektor unterstreicht den Text durch eine ansprechende und anspruchsvolle Melodie: Sie führt uns „Schritt für Schritt“ zum Gipfel, zur Oktav des Ausgangstons, um uns dann jeweils in einem großen Abwärtssprung wieder zurückzubringen ins „Tal der Alltagssorgen“ – dorthin, wo der Glanz Jesu die vielen Mühen und die täglichen Kreuze aufhellen soll. Im Blick auf die Melodieführung des Liedes legt sich der Gedanke an eine Bergtour nahe.

Peter Gerloff und Richard Mailänder wollen, dass die Gemeinde sich gleichsam in die biblische Geschichte aus dem Leben Jesu hineinsingt.

 

Die erste Strophe ist als Bitte an Jesus Christus, den Herrn, gerichtet. Wie die Apostel Petrus, Jakobus und Johannes, die allerdings im Lied nicht erwähnt werden, möge der Herr auch uns mit auf den Berg nehmen und uns seine Herrlichkeit, seine Klarheit und seine Ausstrahlung sehen und spüren lassen.

 

Die zweite Strophe verstärkt diese Bitte mit dem Wunsch, dass auch uns Jesu Herrlichkeit leuchten möge. Es möge uns aufgehen, wer Jesus wirklich ist: der Herr in unserem Leben. Dazu die Bitte, dass ER uns bereit mache für das Reich Gottes, „wo alle Mühen münden“.

 

Die dritte Strophe bittet darum, dass Jesus wieder mit uns vom Berg ins Tal hinabsteige, zurück in die Niederungen des Alltags mit seinen Pflichten und Sorgen. Dazu die Bitte, dass ER uns begleite, dass er uns „Weg und Wanderstab“ sei „durchs Kreuz zum Ostermorgen“.

 

Im Zentrum des Liedes steht das wichtigste Wort der Botschaft Jesu: „Gottes Reich“. Dafür hat er gelebt und dafür ist er gestorben. Und seine Auferstehung ist nichts anderes als die Heimkehr in das Reich Gottes.

 

Von der Betroffenheit und dem Erstaunen der Jünger spricht das Lied nicht, auch nicht von dem Wunsch des Petrus, den Augenblick gleichsam festzuhalten und drei Hütten zu bauen.

 

Viel wichtiger ist, dass bei der Verklärung eine erste Ahnung von der Herrlichkeit des Herrn aufscheint, ein Stück vorweggenommene Osterherrlichkeit mitten auf dem Weg nach Jerusalem. Vor dem Weg hin zum Leiden, hin zum Kreuz, sehen die Jünger Jesus verwandelt, sehen ihn in seiner Herrlichkeit. Die Verklärung des Herrn ist ein österliches Präludium.

 

„Herr, nimm auch uns zum Tabor mit“ – ein Lied, das uns zum Höhepunkt unseres Glaubens führen will, zum Bekenntnis: Jesus Christus ist der Herr, der Sohn Gottes. – Ein Lied das uns einlädt mit Christus als Begleiter hinunterzugehen in die Niederungen unseres Lebens und gewiss zu sein, dass er bei uns ist alle Tage und alle Wege mit uns geht.

 

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