EVANGELIUM
Aus der Wolke rief eine Stimme:
Das ist mein geliebter Sohn
+ Aus dem heiligen Evangelium nach
Markus
In jener Zeit
2nahm Jesus
Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber
nur sie allein. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt;
3seine Kleider
wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
4Da erschien
vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose, und sie redeten mit Jesus.
5Petrus
sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten
bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.
6Er
wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz
benommen.
7Da
kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine
Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.
8Als
sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich außer
Jesus.
9Während
sie den Berg hinabstiegen, verbot er ihnen, irgendjemand zu erzählen,
was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden
sei.
10Dieses
Wort beschäftigte sie, und sie fragten einander, was das sei: von den
Toten auferstehen.
588 Meter
ist er hoch, der Berg Tabor am Rand der Jesreelebene in Galiläa, etwa 20
km westlich vom See Genesareth. Hier auf diesem Berg wird die Verklärung
Jesu lokalisiert.
Im
Gotteslob (Nr. 363) steht ein Lied – es hat neu darin Eingang gefunden –
das die biblische Szene von der Verklärung Jesu wiedererklingen und
nachklingen lässt.
Ich
persönlich finde es schön und es freut mich, dass wir damit einen
passenden Gesang, gleichsam eine gesungene Predigt, für das Fest der
„Verklärung des Herrn“ (6. August) bzw. für den zweiten Fastensonntag
haben, an dem in allen drei Lesejahren die Perikope von der Verklärung
nach Matthäus (Lesejahr A), nach Markus (Lesejahr B) bzw. nach Lukas
(Lesejahr C) verkündet wird.
Der Text
des Liedes stammt von dem Pfarrer Peter Gerloff (*1957), von dem auch
andere Kirchenlieder verfasst worden sind, von denen einige ins neue
Gotteslob aufgenommen wurden.
In „Herr, nimm auch uns zum Tabor mit“ holt Peter Gerloff das Erlebnis
von Tabor in unser Leben herein, das ja beides kennt:
Hoch-Zeiten und Glücks-Momente einerseits und den Alltag mit seiner
Routine, seinen Pflichten und Sorgen andererseits.
Auch
unser Glaube kennt „Tabor-Erfahrungen“. Da kann uns plötzlich aufgehen,
wer Jesus für uns ist. Wir sehen durch ihn manches in einem neuen Licht,
blicken durch, haben Orientierung und fühlen uns getragen und geborgen.
Dann gibt
es aber auch Zeiten des ganz nüchternen Alltags, Zeiten, wo wir ganz
unspektakulär aus dem Glauben zu leben und unsere Aufgaben zu bewältigen
versuchen, oft mehr mit Müh und Not als mit Lust und Freude.
Richard
Mailänder (*1958) Musikwissenschaftler und Kölner
Erzdiözesankirchenmusikdirektor unterstreicht den Text durch eine
ansprechende und anspruchsvolle Melodie: Sie führt uns „Schritt für
Schritt“ zum Gipfel, zur Oktav des Ausgangstons, um uns dann jeweils in
einem großen Abwärtssprung wieder zurückzubringen ins „Tal der
Alltagssorgen“ – dorthin, wo der Glanz Jesu die vielen Mühen und die
täglichen Kreuze aufhellen soll. Im Blick auf die Melodieführung des
Liedes legt sich der Gedanke an eine Bergtour nahe.
Peter
Gerloff und Richard Mailänder wollen, dass die Gemeinde sich gleichsam
in die biblische Geschichte aus dem Leben Jesu hineinsingt.
Die erste Strophe
ist als Bitte an Jesus Christus, den Herrn, gerichtet. Wie die Apostel
Petrus, Jakobus und Johannes, die allerdings im Lied nicht erwähnt
werden, möge der Herr auch uns mit auf den Berg nehmen und uns seine
Herrlichkeit, seine Klarheit und seine Ausstrahlung sehen und spüren
lassen.
Die zweite Strophe
verstärkt diese Bitte mit dem Wunsch, dass auch uns Jesu Herrlichkeit
leuchten möge. Es möge uns aufgehen, wer Jesus wirklich ist: der Herr in
unserem Leben. Dazu die Bitte, dass ER uns bereit mache für das Reich
Gottes, „wo alle Mühen münden“.
Die dritte Strophe
bittet darum, dass Jesus wieder mit uns vom Berg ins Tal hinabsteige,
zurück in die Niederungen des Alltags mit seinen Pflichten und Sorgen.
Dazu die Bitte, dass ER uns begleite, dass er uns „Weg und
Wanderstab“ sei „durchs Kreuz zum Ostermorgen“.
Im
Zentrum des Liedes steht das wichtigste Wort der Botschaft Jesu: „Gottes Reich“. Dafür hat er gelebt und dafür ist er gestorben. Und
seine Auferstehung ist nichts anderes als die Heimkehr in das Reich
Gottes.
Von der
Betroffenheit und dem Erstaunen der Jünger spricht das Lied nicht, auch
nicht von dem Wunsch des Petrus, den Augenblick gleichsam festzuhalten
und drei Hütten zu bauen.
Viel
wichtiger ist, dass bei der Verklärung eine erste Ahnung von der
Herrlichkeit des Herrn aufscheint, ein Stück vorweggenommene
Osterherrlichkeit mitten auf dem Weg nach Jerusalem. Vor dem Weg hin zum
Leiden, hin zum Kreuz, sehen die Jünger Jesus verwandelt, sehen ihn in
seiner Herrlichkeit. Die Verklärung des Herrn ist ein österliches
Präludium.
„Herr, nimm auch uns zum Tabor mit“
– ein Lied, das uns zum Höhepunkt unseres Glaubens führen will, zum
Bekenntnis: Jesus Christus ist der Herr, der Sohn Gottes. – Ein Lied das
uns einlädt mit Christus als Begleiter hinunterzugehen in die
Niederungen unseres Lebens und gewiss zu sein, dass er bei uns ist alle
Tage und alle Wege mit uns geht.
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