EVANGELIUM
Jesus fastete
vierzig Tage und wurde in Versuchung geführt
+ Aus
dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In jener Zeit
1wurde
Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung
geführt werden.
2Als
er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger.
3Da
trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl,
dass aus diesen Steinen Brot wird.
4Er
aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot,
sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.
5Darauf
nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den
Tempel
6und
sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in
der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen, damit
dein Fuß nicht an einen Stein stößt.
7Jesus
antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott,
nicht auf die Probe stellen.
8Wieder
nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte
ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht
9und
sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst
und mich anbetest.
10Da
sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem
Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
11Darauf
ließ der Teufel von ihm ab, und es kamen Engel und dienten ihm.
„Die
zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt.“
Wer kennt diesen
Satz aus der Werbung nicht?
Eine zarte
Versuchung kann doch nicht schlecht sein, oder?
Und was hat das
jetzt mit dem heutigen Evangelium zu tun?
Nun, die
Versuchungen Jesu in der Wüste nach 40 Tage Fasten waren alles andere als
„zart“.
Das waren
knallharte, teuflische Versuchungen. Da stand viel auf dem Spiel. Da ging es um
Alles oder Nichts. Es ging für Jesus um seine Sendung und Berufung als Sohn
Gottes.
Dem Teufel ging
es um nicht weniger, als Jesus von seinem Weg als Sohn Gottes abbringen. Er
setzte alles daran, ihn von seiner göttlichen Sendung wegzulocken und von seiner
Berufung abspenstig zu machen.
Es ist
unmittelbar nach der Taufe im Jordan.
Bei der
Taufe hörte
Jesus die Stimme des Vaters: „Dies ist mein geliebter Sohn!“
In der
Wüste wird
Jesus drei Mal auf die Probe gestellt, zwei Mal mit den Worten: „Wenn du
Gottes Sohn bist…“ Gemeint ist: Dann zeige es! Beweise es!
Am
Schluss seines Lebens,
wenn Jesus am Kreuz hängt, wird er wieder hören, diesmal von denen, die ihn
verspotten und verhöhnen: „Wenn du Gottes Sohn bist, steig herab vom Kreuz!
Dann wollen wir glauben.“
Eine letzte,
schlimme teuflische Versuchung!
Nach der Taufe
wird Jesus vom Geist in die Wüste geführt.
Wüste bedeutet
Einsamkeit, Schweigen, Fasten, Beten.
Wer sich in die
Wüste begibt, setzt sich der Stille, der Leere aus.
Wüste ist der Ort
der Nähe Gottes – aber auch der Nähe des Dämonischen, Ort der Gottesbegegnung –
aber auch Ort äußerster Bedrohung und Versuchung.
Die 40
Tage, die Jesus
in der Wüste verbringt, erinnern an den Propheten Elija, der 40 Tage durch die
Wüste zum Gottesberg Horeb wanderte.
Sie erinnern auch
an die 40-jährige Wüstenwanderung Israels.
Damals
musste sich das Volk auf dem Weg ins verheißene Land immer wieder bewähren, sich
darin bewähren, im Bund mit Gott zu leben.
Jetzt
ist es an Jesus in der Wüste seine Antwort auf die Liebeszusage Gottes zu
finden, auf die Liebeszusage, die er bei der Taufe im Jordan erhalten hat.
Es geht für Jesus
darum, dem Vater gehorsam und sich und seiner Sendung treu zu sein.
Die Fragen, die
sich Elija in der Wüste stellen, so dann auch dem Volk Gottes bei der
Wüstenwanderung und auch Jesus bei seinem Wüstenaufenthalt sind ähnlich und
lauten:
Was trägt mein
Leben? Was gibt ihm Sinn? Wer oder was ist letzter Halt?
Wem vertraue
ich? Wem diene ich? Wem fühle ich mich verpflichtet?
Im Gewand des
Guten tritt der Versucher an Jesus heran.
Die
erste Versuchung heißt „Haben-Wollen“.
Unser Leib bedarf
der Nahrung, keine Frage.
Aber keine
Mahlzeit sättigt uns für immer, kein Angebot der Welt erfüllt uns ganz, kein
irdisches Glück genügt uns.
Wir Menschen
bleiben Suchende und Hungrige.
Hunger nach Sinn,
Hunger nach Orientierung, Hunger nach Erfüllt-Sein, Hunger nach Liebe und
Angenommensein, Hunger nach Anerkennung, Hunger nach…
Jesu
antwortet auf
diese Versuchung mit einem Schriftwort (Deuteronomium 8, 3):
„Der
Mensch lebt nicht vom Brot allein
(auch, aber nicht nur!), sondern von jedem Wort, das
aus dem Munde Gottes kommt.“
Die
zweite Versuchung heißt „Prestige, Ansehen“.
Sie ist subtiler
und gefährlicher als die erste. Es geht darum, sich Ehre, Ansehen und Geltung zu
verschaffen durch die Inszenierung einer Show, einer Sensation, eines
Schauspiels.
Jesus widersteht
der Versuchung, groß heraus zu kommen, ein Star zu sein, eine Show abzuziehen,
durch ein spektakuläres Wunder sich die Gunst der Menschen zu verschaffen.
Jesus lehnt auch
diese – vom Teufel geschickt mit einem Schriftzitat eingefädelte – Versuchung ab
und kontert erneut mit einem Schriftwort aus dem Buch Deuteronomium (6, 16):
„Du sollst den
Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.“
Später wird Jesus
auf einem Esel als gewaltloser König nach Jerusalem und in den Tempel einziehen.
Die dritte
Versuchung lautet: „Macht“.
Sie ist die
radikalste. Der Satan bietet Jesus alle Reiche der Welt an, alle Herrlichkeit
und Herrschaft, wenn er niederfällt vor ihm und ihn anbetet. Jesus soll den
Teufel anbeten.
Hier geht es um
ein letztes Entweder - Oder, Gott oder Satan.
Jesus
reagiert auf
diese teuflische Versuchung wiederum mit einem Schriftwort aus Deuteronomium (6,
13):
„Weg mit dir
Satan! Es steht geschrieben: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm
allein dienen!“
Am Ende
des Matthäusevangeliums
zeigt sich Jesus als der Auferstandene auf dem Berg und verkündet, dass ihm alle
Macht gegeben ist „im Himmel und auf Erdem“ (28, 18), weil er sich in
allem als der gehorsame Sohn Gottes erwiesen und bewährt hat.
Er hat sich nicht
abbringen lassen von seiner Bestimmung und Sendung.
Was ist nun
unser Auftrag in der vierzigtägigen österlichen Bußzeit?
Jesus hat sich
als der Christus bewährt!
Wir Christen
sollen uns als Christen bewähren!
Wie? – Wie Jesus!
Nämlich durch ein
Leben nach Gottes Wort und Weisung.
Durch ein Leben,
das sich am Willen Gottes ausrichtet.
Durch ein Leben,
das unserer Berufung und Sendung als Christen entspricht.
Es gibt reichlich
Verlockungen und Versuchungen. Nicht alle sind harmlos und „zart“ wie ein
Stückchen Schokolade.
Habsucht,
Geltungssucht, Machtsucht „auf Teufel komm raus“ und oft auf Kosten
anderer. Möge Gott uns davor bewahren!
Möge er uns in
der Versuchung an der Hand nehmen und uns führen, uns hindurchführen! Möge er
uns Kraft geben, dass wir in der Versuchung nicht erliegen, sondern standhalten
und uns mit seiner Hilfe bewähren.
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