Manchmal ist es ganz einfach, was Jesus uns sagen will:
Gib dem,
der hungrig ist zu essen! Gib dem, der Durst hat zu trinken! Besuch den,
der krank ist. Ermuntere den Traurigen! Hilf dem, der dich braucht!
Manchmal ist es ganz einfach, was Jesus uns zu sagen hat:
Übe
Liebe! Tu Gutes! Sei barmherzig!
Christus
selbst wendet uns sein Antlitz zu in denen, die Zuwendung und Hilfe
brauchen, die der Liebe und Barmherzigkeit bedürftig sind.
„Was ihr für einen der Geringsten meiner Brüder getan habt,
das
habt ihr mir getan!“
Jesus
identifiziert sich mit den Armen, Kranken, Nackten, Obdachlosen.
Umgekehrt: Wer blind und taub ist für fremde Not, wer sich dem Armen,
dem Elenden, dem Notleidenden verschließt, verschließt sich Christus,
bleibt ihm fremd, sieht ihn nicht und macht keine Erfahrung mit Gott.
Wie ich
einmal vor Gott da stehe, entscheidet sich ganz wesentlich an meinem
Verhalten zum Mitmenschen.
Hier und
jetzt unterlasse ich oder tue ich, was zählt bei Gott.
In einem
Lied heißt es:
Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde, heute wird getan oder auch
vertan,
worauf es ankommt, wenn er kommt.
So
bekommt die Gegenwart einen entscheidenden Ernst und ihre Richtung.
Zwei
Dinge sind bei diesem Evangelium auffallend, liebe Schwestern und
Brüder!
Erstens:
Jesus fragt am Tag des Gerichtes nicht nach der Taufe, nach der
Religionszugehörigkeit. Er fragt nicht Glaubenswissen ab,
Katechismuswahrheiten, kirchliche Lehrsätze. Er fragt nicht, ob jemand
jeden Sonntag in der Kirche war, den Rosenkranz und seine täglichen
Gebete verrichtet hat. Er fragt nach der Liebe.
Ein zweites fällt auf:
Die Gerechten im Gleichnis haben Christus in den Armen gedient, ohne
dass sie es wussten. Sie haben es gar nicht aus einer religiösen
Motivation heraus getan oder eines Lohnes willen, noch nicht einmal aus
Liebe zu Jesus. Und doch sagt ihnen der Herr:
„Ihr habt es für mich getan!“
Karl Rahner
hat den Ausdruck vom „anonymen Christen“ geprägt. Und er meint
damit, dass es auch Nichtchristen, Nichtgetaufte, Nichtglaubende gibt,
die, was die Nächstenliebe angeht und Einsatzbereitschaft für
Notleidende betrifft, praktisch christlich leben, das tun, worauf es
ankommt und was allein zählt.
Allein die Liebe zählt!
Das sagt und zeigt uns dieses Evangelium.
Dieses
Evangelium lehrt uns die allein selig machende Liebe.
Wir feiern Gottesdienst.
Wir beten und singen. Wir hören das Wort Gottes. Wir feiern Eucharistie.
Wir tun, was Jesus uns aufgetragen hat. Er selbst schenkt sich uns und
wir empfangen ihn in hl. Kommunion. – Das alles kann uns helfen, Jesu
Liebesgebot im Alltag zu praktizieren.
Wir
begegnen in dieser Stunde dem Herrn in seinem Wort und Sakrament. Unter
Tags, im Alltag begegnet er uns wieder im Bruder, in der Schwester, in
jedem, der unsere Hilfe braucht. Dann zählen nicht Worte und große
Sprüche, sondern das Tun. die Taten der Liebe und seien es noch so
kleine Dienste und Aufmerksamkeiten. Es ist wahr: „Es geschieht nichts
Gutes, außer man tut es“ (Erich Kästner).
Noch
etwas, liebe Schwestern und Brüder!
Am Ende
unseres Lebens ist nicht entscheidend, was wir gewusst haben, wie
gescheit wir waren, wie weit wir es auf der Karriereleiter gebracht
haben, wie vornehm wir gewohnt haben, wie gut wir gekleidet waren, was
für tolle Reisen wir gemacht und wie viele fremde Länder wir gesehen
haben, sondern ob wir ein Herz hatten, ob wir füreinander da waren,
solidarisch, liebevoll, barmherzig, voll Mitgefühl und Güte. Am Ende
unseres Lebens legt Gott das Maßband nicht um unseren Kopf, sondern um
unser Herz. |