Evangelium
Wer von euch ohne Sünde ist,
werfe als Erster einen Stein auf sie
+ Aus dem heiligen Evangelium nach
Johannes
In jener Zeit
1ging
Jesus zum Ölberg.
2Am
frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm.
Er setzte sich und lehrte es.
3Da
brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim
Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte
4und
sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat
ertappt.
5Mose
hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was
sagst du?
6Mit
dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu
haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem
Finger auf die Erde.
7Als
sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen:
Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.
8Und
er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.
9Als
sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem Anderen fort,
zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in
der Mitte stand.
10Er
richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat
dich keiner verurteilt?
11Sie
antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile
dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!
In dieser
österlichen Bußzeit geht es auch darum, dass wir Gottes
Größe und seine Güte wieder neu und tiefer erfassen lernen.
Die
Lesungen vom heutigen Tag können und wollen uns dazu eine Hilfe sein:
Die Erzählung von der Rettung der Susanna
(Kurzfassung: Dan 13, 41c - 62) zeigt: Gott verschafft dem Schuldlosen
sein recht. Er verabscheut das Unrecht der Menschen.
Die Erzählung von der Ehebrecherin
geht weiter: Gott verteidigt nicht nur die Schuldlosen. Er vergibt auch
dem Sünder.
Das zeigt
Jesus den sogenannten Frommen in sehr eindrucksvoller Weise. Wo andere vor
Gericht zerren, verurteilen, Steine werfen wollen, da erbarmt er sich,
richtet auf, spricht das Wort, das befreit und vergibt die Schuld.
Gleichzeitig führt er auch die Ankläger, diejenigen, die sich als
Richter aufspielen, dazu, sich nicht über andere zu empören, mit dem
Finger auf sie zu zeigen und ihre Schuld ins grelle Scheinwerferlicht zu
rücken, sondern auch bei sich zu schauen, vor der eigenen Haustür zu
kehren und an die eigene Brust zu klopfen.
Jesus spricht den Satz – und er trifft mitten ins Herz –
„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen
Stein auf sie.“
Jeder
einzelne der Ankläger, der so sicher daherkommt, wird mit sich und
seinem Gewissen konfrontiert. Jeder muss für sich selbst Verantwortung
übernehmen.
„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.“ – Keiner
kann der Wucht dieses einfachen Satzes ausweichen.
Die
Steinigung findet nicht statt. Auch der Frau fällt ein Stein der Angst
vom Herzen.
Jesus
entschuldigt sie nicht, er vergibt ihr. Und er taut ihr zu, ein neues
Leben zu beginnen: ein Leben, das ihrer Würde als Frau und Mensch
entspricht.
Lesung
und Evangelium sind eine Anfrage an uns: wie wir nämlich miteinander
umgehen, wie wir an unseren Schwestern und Brüdern handeln.
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