Exerzitien mit P. Pius

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Das Geschenk der zehn Gebote

(3. Fastensonntag - Lesejahr B; Ex 20, 1 - 7)

 

Vorweg gefragt, liebe Schwestern und Brüder:

Können Sie die zehn Gebote auswendig aufsagen?

 

Schon in der ersten oder zweiten Klasse haben wir sie wohl alle einmal gelernt, spätestens im Erstkommunionunterricht.

 

Im Beichtstuhl kommt es immer wieder vor, dass Menschen ihre Sünden anhand der zehn Gebote aufsagen.

Die zehn Gebote dienen dabei als Leitfaden für das Sündenbekenntnis. Warum nicht, wenn es hilft.

 

Eine andere Frage: Was für ein Gefühl haben Sie, liebe Schwestern und Brüder, wenn Sie an die 10 Gebote denken?

Eher ein negatives? „Du musst, du sollst, du darfst nicht“?

Ein Katalog von Forderungen? Eine Latte von Vorschriften? Dauernd die rote Karte?

 

Ist es da verwunderlich, wenn Religion moralinsauer aufstößt und einen bitteren Geschmack hinterlässt?

Kirche als Zuchtmeisterin, die gebietet und verbietet, als Instanz, die verpflichtet und befiehlt?

Und entsprechend auch Gott als einer, der immer nur fordert ?

Und Nichtbeachtung wird hart bestraft. Jede Übertretung muss gebüßt und gesühnt werden, jetzt schon in diesem Leben oder es droht Fegfeuer und Hölle.

Was wird da für ein Gott verkündet? Wie wird da Kirche erlebt?

 

Eine weitere Frage, liebe Schwestern und Brüder:

Wissen Sie, wo unser deutsches Wort „Gebot“ herkommt?

Es geht auf eine indogermanische Wurzel zurück.

Und interessant ist, dass im Indogermanischen die Bedeutung in eine doppelte Richtung geht, nämlich „gebieten“ und „anbieten“, also nicht nur „gebieten“, sondern auch „anbieten“, nicht nur fordernd, sondern auch gebend, schenkend.

 

So gesehen, vom ursprünglichen Wortsinn her, wäre ein Gebot immer zugleich auch ein Angebot.

Genau das ist bei den zehn Geboten der Fall.

Wenn Gott uns Gebote gibt, dann bietet er uns damit etwas an.

Er bietet uns seine Hilfe, sein Geleit, seine Zuneigung an.

 

Dass dem so ist, kommt in einem Satz bei den zehn Geboten zum Ausdruck, den wir gewöhnlich übersehen, ja vielleicht nie gehört haben und der darum gar nicht in unserem Bewusstsein ist.

Er heißt: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich herausgeführt hat aus Ägypten, aus dem Sklavenhaus.“

 

Liebe Schwestern und Brüder,

die zehn Gebote gehören in den Zusammenhang des Exodus, der Herausführung aus der Sklaverei. Sie gehören in den Zusammenhang einer einzigartigen und großartigen Rettungsgeschichte.

 

„Ich bin der Herr, dein Gott, der dich herausgeführt hat aus Ägypten, aus dem Sklavenhaus.“

Damit beginnen die zehn Gebote. Gott selbst stellt sich vor als ein Gott, der rettet und befreit.

 

Das hat Israel immer gewusst. Aber wissen es wir noch?

Wurde und wird es nicht immer wieder unterschlagen oder vergessen.

Man darf die zehn Gebote nicht aus ihrer Einbettung isolieren.

Denn gerade der Kontext ist bedeutsam für ihr Verständnis.

 

Gleich Edelsteinen sind sie gefasst. Geht ihre Fassung verloren – d.h. gerät sie aus unserem Bewusstsein – so geraten auch die einzelnen Gebote in Gefahr missverstanden zu werden und verloren zu gehen.

Die Fassung der zehn Gebote ist die Geschichte der Rettung Israels aus Ägypten und der Bundesschluss am Sinai.

Israel hat darum die zehn Gebote immer als Geschenk gesehen, nicht als Einengung oder Gängelung, sondern als Ruf Gottes in die Freiheit.

 

Es ist gut, es nicht zu vergessen und es uns immer wieder in Erinnerung zu rufen:

Bevor uns Gott auffordert, seine Gebote zu halten, hat er bereits das Werk der Befreiung – und für uns in Jesus Christus das Werk der Erlösung – getan.

Bevor Gott etwas von uns will, hat er an seinem Volk, an uns, wunderbar gehandelt.

Gabe kommt vor Auf-gabe, Zu-spruch vor An-spruch!

Die zehn Gebote sind nichts anderes als dankbare Antwort auf das ständige Zuvorkommen Gottes, der Heil will und Heil schafft.

 

Liebe Mitchristen!

Man kann die zehn Gebote mit Leuchtpfählen vergleichen, Leuchtpfähle an unserem Lebensweg.

Man kann sie links liegen lassen. Man kann sie um-fahren oder auch um-fahren. Dann helfen sie nicht.

 

Aber wer schon einmal eine anstrengende Fahrt durch Nacht und Nebel absolvieren musste, der ist dankbar für die Leuchtpfähle. Denn sie helfen Kurs zu halten und auf dem richtigen Weg zu bleiben.

 

So werden aus Geboten Angebote, aus Forderungen Förderungen, aus Zumutungen Ermutigungen, aus Gesetzen Weisungen, hilfreiche Weisungen zu gelingendem Leben und zu gutem, gedeihlichem Miteinander und Zusammenleben.

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