EVANGELIUM
Während er betete, veränderte
sich das Aussehen seines Gesichtes
+ Aus dem heiligen Evangelium nach
Lukas
In jener Zeit
28bnahm
Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um
zu beten.
29Und
während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und
sein Gewand wurde leuchtend weiß.
30Und
siehe, es redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elíja;
31sie
erschienen in Herrlichkeit und sprachen von seinem Ende, das er in
Jerusalem erfüllen sollte.
32Petrus
und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und
sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm
standen.
33Und
es geschah: Als diese sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu
Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten
bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja. Er wusste aber
nicht, was er sagte.
34Während
er noch redete, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie aber
fürchteten sich, als sie in die Wolke hineingerieten.
35Da
erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein auserwählter Sohn,
auf ihn sollt ihr hören.
36Während
die Stimme erscholl, fanden sie Jesus allein. Und sie schwiegen und
erzählten in jenen Tagen niemandem von dem, was sie gesehen hatten.
Liebe
Schwestern und Brüder!
Alle
Jahre wieder kommen die Regierungschefs der westlichen Regierungen zum
Weltgipfel zusammen. Am Ende treffen sie sich zum berühmten Gruppenbild
und übergeben der versammelten Weltpresse die mehr oder weniger
interessanten Beratungsergebnisse.
Ein
Gipfelgespräch besonderer Art bietet das heutige Evangelium von der
Verklärung Jesu. Es ist fast unmittelbar eingerahmt von
Leidensweissagungen. Jesus sagt sein Leiden und Sterben voraus, aber
auch dass er auferstehen werde.
Anders
als jedoch beim Weltgipfel mahnt Jesus hinterher zum Schweigen. „Erzählt niemandem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den
Toten erstanden ist.“ – Erst wenn durch Ostern offenbar ist, dass
dieser Jesus niemand anders ist als der Sohn Gottes, darf das Schweigen
gebrochen werden.
Warum
mahnt Jesus zum Schweigen?
Er weiß,
dass man die Ankunft des Gottessohnes auf Erden falsch verstehen könnte:
mit Glanz und Gloria, so wie man sich Machthaber eben vorstellt. Jesus
mahnt zum Schweigen, weil er einem falschen Messiasverständnis keinen
Vorschub leisten will.
Denn
selbst seine nächsten Freunde, die Apostel, die er berufen hat und die
landauf landab mit ihm unterwegs waren, konnten – wie die Evangelisten
mehrfach berichten – nicht nachvollziehen und verstehen, dass der
Messias leiden müsse. Und so wie Petrus nach der ersten
Leidensweissagung protestiert und das für unmöglich hält, „das möge
Gott verhüten!“ – So will er jetzt auf dem Berg den wunderbaren
Augenblick festhalten und am liebsten gar nicht mehr enden lassen – nach
dem Motto: „So ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag, der
dürfte nie vergehen.“
Und nach
der zweiten Leidensweissagung, da sind es Jakobus und Johannes, die
anscheinend nichts kapieren und geradezu überheblich werden. Wer so wie
sie von Jesus für das Gipfeltreffen auserwählt ist, so meinen sie, dem
stehe es gewiss zu, wenn Jesus sein Reich aufrichtet, darin die besten
Plätze einzunehmen.
Jesus
widersteht diesem Ansinnen. Wir können uns weder den Platz im Himmel
selbst wählen noch es uns so gemütlich auf der Erde einrichten, dass uns
ein für alle Mal Sorgen und Mühen erspart bleiben.
Wie das
Evangelium zeigt, sind wir zwar schon erlöst, aber noch nicht
am Ziel. – Auch uns bleibt es nicht erspart, nach manch glücklicher
„Taborstunde“, wo alles so herrlich schön ist, wieder auf den Boden der
Tatsachen hinabzusteigen – aber stets begleitet von IHM!
Liebe
Schwestern und Brüder!
Wissen
Sie, was ich sehr tröstlich finde? Dass Jesus gerade solche Menschen mit
auf den Berg der Verklärung nahm, die allesamt schwach sind. Siehe
Petrus bei seiner Verleugnung, obwohl er vorher großmundig bekennt,
Jesus niemals fallen zu lassen. Auch die anderen werden schwach und
fliehen als brenzlig wird und „mitgehangen – mitgefangen“ eine akute
Gefahr wird für das eigene Leben – Doch gerade solche Menschen – so
meine ich – sind uns näher als es perfekte Menschen wären, denn in ihnen
können wir uns wiederfinden.
Und noch etwas:
Wie in seinem ganzen Leben und Wirken, so hilft Jesus auch diesmal den
Schwachen auf. Die Taborstunde soll sie stärken für die seelische Not,
die über sie nach der Verurteilung ihres Herrn und Meisters
hereinbrechen wird. Die Nacht seines Leidens und Sterben soll sie nicht
verwirren. Sie sollen wissen: das ist das Ende nicht.
Auch wenn
sie selbst einmal in die Nacht eigener Nöte und eigenen Leidens gehen
müssen, sollen sie sich nicht ängstigen. Die Jünger – und wir mit ihnen
– sollen wissen und unbeirrt darauf vertrauen, dass Gott uns auch im
Leid nahe ist. Das letzte Wort hat Gott. Das Kreuz ist die Brücke zum
Heil, der Durchgang zur Herrlichkeit, die auf dem Berg der Verklärung
aufstrahlte.
Der
Hinweis auf das Kreuz darf jedoch nicht idealisiert werden.
Es kann
uns unversehens ein harter Schicksalsschlag ereilen. Dann mag es uns
schwerfallen durch das Kreuz hindurch die österliche Verklärung zu
sehen. Das verklärte Kreuz rückt unsere Lebenseinstellung zurecht. Es
ist ein Protest gegen die Parolen einer heilen Welt und gegen alles
unnötige, vom Menschen zugefügte Leid.
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