Mit dem
heutigen Tag, Aschermittwoch, beginnt die Zeit vor dem größten aller
Feste, das wir Christen feiern, die Zeit vor Ostern.
Darauf
bereiten wir uns in den heiligen 40 Tagen vor.
Als
Zielpunkt hat diese Zeit also die österliche Feier des Todes und der
Auferstehung des Herrn.
Darum
heißt sie auch „österliche Bußzeit“, nicht nur „Fastenzeit“,
sondern „österliche Bußzeit“.
Wir gehen
Ostern entgegen.
In dieser
Zeit sind wir aufgerufen, uns wieder neu und intensiv auf Gott
auszurichten.
Es geht
darum, in allen Dingen die Übereinstimmung mit seinem Willen zu suchen.
Es geht
darum, unseren Lebensstil so zu ändern, dass Gott wieder mehr Raum
gewinnt in unserem Leben.
Die
Mittel dazu sind:
1.
Besinnung und Gebet 2. heilsamer Verzicht 3. Taten der
Liebe
Seit
jeher sind das die 3 Grundvollzüge in der österlichen Bußzeit.
Sie
werden auch heute im Evangelium genannt: Beten, Fasten, Almosengeben.
Die drei
gehören zusammen. Sie bilden eine Einheit.
1. Beten:
Wenn wir
beten, suchen wir Gottes Nähe. Wir suchen die Verbindung mit Gott. Wir
lenken unsere Aufmerksamkeit auf ihn. Beten beginnt mit Innehalten, sich
Zeit nehmen, sich der Gegenwart Gottes bewusst werden, das Herz zu ihm
erheben.
„Ich schaue Gott an und Gott schaut mich an.“
Beten ist
dann mehr Stillsein und Hören als Reden.
„Was willst du von mir, mein Gott?“
Beten
heißt auch: Gott loben und preisen.
Lob und
Preis als Antwort auf Gottes Größe und Barmherzigkeit. Beten heißt auch
immer: Gott danken.
Nichts
ist selbstverständlich. Gott danken für die Vielzahl seiner Gaben. Gott
danken für seine Güte und Treue.
Natürlich
dürfen wir zu Gott auch mit unseren Bitten und Anliegen kommen. Wir
dürfen unsere Sorgen und Nöte zu ihm hintragen und vor ihm ausbreiten.
Wichtig
ist, dass wir alles und auch uns selbst ihm überlassen, ihm
anheimstellen, ihm anvertrauen.
„Gott,
dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei alles gelegt.“
Ganz
konkret ein Vorschlag:
Wie
wär’s, wenn wir uns in dieser österlichen Bußzeit unser tägliches Gebet
erneuern würden?
Wie sieht
es aus mit dem Morgen- und Abendgebet?
Wie sieht
es aus mit dem Gebet vor dem Essen und nach dem Essen?
Wie wär’s
mit dem „Engel des Herrn“, wenn die Angelusglocke läutet?
2. Fasten:
Fasten
ist seit Jahren wieder „in“.
Fastenkuren, Fastenkliniken, Heilfasten, Fastenexerzitien…
Beim
christlichen Fasten geht es nicht ums Abnehmen und die schlanke Linie.
Abspecken, fitness, beauty, das alles ist allenfalls ein willkommener
Nebeneffekt.
Christliches Fasten meint auch nicht nur den freiwilligen Verzicht auf
Speisen oder Süßigkeiten, sondern auch Verzicht oder Einschränkung im
Bezug auf Alkohol, Nikotin, Genussmittel, Luxus- und Konsumgüter,
Verzicht
auf Partys, Tanzveranstaltungen und ähnliche Vergnügungen.
Oder
nehmen wir den Gebrauch von Medien.
Verzicht
auf alle Formen von Berieselung und Einlullung.
Verzicht
auf Ersatzbefriedigungen, die den Hunger und Durst unseres Herzens
dämpfen und es fett, gleichgültig und träge machen.
Vielleicht stopfen wir viel zu viel in uns hinein, nicht nur in den
Mund, sondern auch in die Augen und die Ohren.
Eine Flut
von Informationen überschwemmt uns.
Die
Dauerberieselung macht uns krank.
Ganz
konkret ein Vorschlag:
Wie wär’s
z. B. mit einem Fernsehfasten oder auch Internetfasten. Einmal weniger
Zeit vor der Glotze und dafür mehr Zeit für ein gutes Buch, für einen
Spaziergang, für einen Besuch, für die Familie, für das Gebet.
Durch das
leibliche Fasten und andere Formen des Verzichtes gewinnen wir eine neue
Freiheit gegenüber den eigenen Wünschen und Bedürfnissen und damit
Freiheit für Gott und den Nächsten.
Frei
werden von falschen Bindungen, von Süchten, von verkehrten
Anhänglichkeiten und Abhängigkeiten. Darum geht es.
Es geht
nicht nur um einen quantitativen Verzicht, sondern um eine qualitative
Umkehr des Herzens.
Also
nicht nur Kampf der Esssucht, sondern auch Kampf der Ichsucht.
Es geht
nicht um ein bisschen Kosmetik, sondern um Umkehr und Neubeginn.
Es geht
nicht um ein paar asketische Klimmzüge, sondern um Kurskorrektur.
In einer
Fastenpräfation heißt es:
„Es
ist würdig, dich in dieser Zeit durch Entsagung zu ehren.
Die
Entsagung mindert in uns die Selbstsucht und öffnet unser Herz für die
Armen.“
3.
Liebe üben
Gemeint
ist mehr als nur das Öffnen des Geldbeutels.
Gemeint
sind Werke der Liebe, Solidarität, die Sorge füreinander, der Blick für
den Nächsten und seine Bedürfnisse, mit einem Wort: Barmherzigkeit.
Ein
Aspekt ist das Teilen.
Wir
wissen um den Hunger und die Not in der Welt. Es ist ein guter
biblischer und christlicher Gedanke, das, was man durch Fasten und
Verzicht erspart hat, der Fastenaktion „Misereor“ zukommen zu
lassen.
Arme
haben wir aber auch bei uns:
Menschen
in leiblicher und seelischer Not, Alte, Kranke, Behinderte, Ratlose,
Mutlose, Verzweifelte.
Sich
ihrer annehmen. In ihnen begegnet uns Christus.
Ganz
konkret ein Vorschlag:
Wie wär’s
in diesen Wochen auf Ostern zu mit Krankenbesuchen, mit einem Besuch im
Altenheim oder bei einem einsamen Menschen in der Straße, im Ort?
Gebet, Fasten, Werke der Liebe:
drei Werkzeuge.
Sie
wollen uns helfen zu entdecken, worauf es wirklich ankommt im Leben und
was bleibt und zählt über den Tod hinaus.
Jesus warnt allerdings vor Gefahren.
Was
bewegt mich dabei, wenn ich fromm bin, Verzichte übe, Gutes tue?
Wie
schnell mischen sich in noch so gutes und nach außen hin selbstloses Tun
selbstische Motive, falsche Absichten, Berechnung, Eitelkeit, Ehrsucht.
Der
Mensch kann sich darin gefallen, gut zu sein. Er kann sich etwas
einbilden auf seine Leistungen, auch auf die frommen.
Er kann
auf Bewunderung und Anerkennung schielen. Er kann angeben, protzen, zur
Schau stellen und dabei verachtungsvoll auf andere herabschauen, die
nicht so viel können und bringen wie er selbst.
All das
hat nichts mit dem Evangelium und der Gesinnung Jesu zu tun.
Jesus
entlarvt vielmehr den schönen Schein, das fromme Theater, die
ichbezogene Selbstdarstellung.
Was ich
tue, das soll ich vor Gott tun. Seine Ehre suchen, nicht die der
Menschen.
Der
Mensch sieht, was vor Augen ist. Gott schaut auf das Herz.
Was ich
vor Gott bin, das bin ich, nicht mehr und nicht weniger.
Beten, Fasten, Werke der Liebe:
ein Dreiklang.
Wenn wir
die österliche Bußzeit damit begehen und gestalten, österliche Bußzeit
als eine intensive Zeit des Gebetes, des Verzichtes und der
Nächstenliebe, dann wird sie zu einer Art Trainingszeit, eine heilsame
Übungszeit, gleichsam „40-tägige Exerzitien“, die in die
Osternacht einmünden, in die Erneuerung des Taufversprechens und in die
gemeinsamen Feier des Osterfestes.
Sie
sehen, liebe Schwestern und Brüder:
Das Aschekreuz heute und das
Halleluja der Osternacht gehören
zusammen wie die Aussaat zur Ernte, wie das Sterben des Samenkorns zur
ewigen Frucht.
Der
Aschermittwoch eröffnet den Osterweg. Von Ostern her gewinnt die
Fastenzeit ihren Sinn.
In dieser
frohen Hoffnung wollen wir uns die Asche auflegen lassen und uns auf den
Weg machen – Ostern entgegen. |